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Das Hagebutten-Mädchen

Das Hagebutten-Mädchen

Titel: Das Hagebutten-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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hatte, sie würde zusammenbrechen, wenn Sanders ihr nicht den Ellenbogen stützen würde. Obwohl sie erstaunlich lange durchgehalten hatte mit dem Abstreiten. Erst als heute Morgen der Anruf von Rieger aus Oldenburg kam, dass ihre Fingerabdrücke zwar nicht auf der Rückwand, dafür aber an der Tuba in der Ladenecke gefunden worden waren, da hatte sie ein wenig zu wanken begonnen. Die anschließende Hausdurchsuchung gab ihr dann den Rest: das Akkordeon im Schlafzimmerschrank; das Mikrofasertuch, mit dem die Schaufensterwand abgewischt worden war, in der Wäsche. Aber das wichtigste Beweisstück hatten sie erst nach zwei Stunden intensiver Suche gefunden. Angefangen hatten sie um Viertel nach sechs, ohne eine Tasse Kaffee oder ein Brötchen im Magen, aber die Quälerei hatte sich gelohnt. Ganz versteckt unterhalb des Spülbeckens in der Küche hatten sie das Manuskript gefunden. Nur ein paar Blätter, mit unleserlicher Schrift, etlichen Flecken und Staub. Es war schon erstaunlich, dass diese Papiere so viel wert sein sollten.
    Und dann hatte Astrid Kreuzfeldt endlich mit dem Reden angefangen. Knapp, in aufgeräumten Sätzen, wie es zu ihr passte. Sie sprach so, als hätte sie sich das Geständnis bereits im Geiste zurechtgelegt.
     
    »Kai Minnert hat mich am Freitagabend ganz überraschend besucht. Er wollte sich mit mir solidarisieren, da wir beide von unseren Partnern hintergangen worden waren. Ich dachte in diesem Moment fälschlicherweise, dass mein Mann Gerrit ein Verhältnis mit meinem Bruder hatte, ziemlich verworren, ich weiß, aber diese Angst geht auf ein bestimmtes Erlebnis in der Vergangenheit zurück, aber davon haben Sie ja sicher schon gehört. Erst wollte ich nicht mit Kai gehen, doch so gegen zehn Uhr habe ich dann doch das Haus verlassen. Irgendwie hatte ich die Gewissheit, dass sich nun endlich alles klären würde, dass alles zu einem Ende käme. Wie hätte ich zu Hause bleiben können? Minnert hatte sich und mir eine Aussprache zwischen allen Beteiligten versprochen, deshalb ging ich zum Laden. Wir tranken zusammen eine Flasche Sekt, vielleicht wollten wir uns Mut machen oder auch den Ernst der Lage überspielen, ich habe keine Ahnung. Leider vertrage ich überhaupt keinen Alkohol, das hastige Trinken machte mich benommen. Irgendwann ist Kai dann in sein Schaufenster gestiegen. Er wollte etwas hervorholen, etwas sehr Wertvolles, hat er mir gesagt. Und Henner und Gerrit hätten diese Sache unterschlagen und verkaufen wollen, um damit den Kauf der Villa Waterkant zu finanzieren. Aber dann ist Kai nicht mehr aus dem engen Fenster herausgekommen. Ich habe ihm das wertvolle Päckchen aus der Hand genommen, damit er beweglicher ist, und in diesem Moment ist ein Unbekannter aufgetaucht. Die Tür war ja nicht verschlossen, schließlich haben wir auf Henner und Gerrit gewartet. Ich glaubte im ersten Moment an einen Überfall, und da ich ja dieses wertvolle Paket in den Händen hielt, suchte ich mir das erstbeste Versteck: die alte Tuba in der Ladenecke. Ich bin ja nicht so groß, ein wenig zusammengekrümmt passte ich dahinter, nur atmen durfte ich fast gar nicht. Der Unbekannte hatte sich dann mit Kai gestritten. Es ging um das Inselhuus, der Mann hat Kai fünftausend Euro geboten, damit er niemandem erzählte, wer der eigentliche Käufer des Hauses sei. Aber ich weiß nicht wirklich, um was es dort ging, zudem konnte ich Kais Antworten aus dem Schaufenster nicht verstehen. Er nuschelte, ich glaube, es ging ihm ziemlich schlecht. Der Fremde schimpfte, wurde wütend, schließlich hat er die Schaufensterrückwand vorgeschoben und mit dem kleinen Messingschloss verriegelt. Dann ist er gegangen, ich glaube, er hat noch etwas gesagt, ›Gute Nacht, wir sprechen uns morgen‹ oder so. Glauben Sie mir, ich war ganz schwach auf den Beinen und musste erst einmal durchatmen. Als ich dann aus meinem Versteck kriechen wollte, erschienen tatsächlich Henner und Gerrit im Laden. Erst war ich erleichtert, ich hatte den einen Fuß schon neben der Tuba durchgeschoben, doch dann hörte ich Gerrit: ›Du hast ja Recht, ich bin ja froh, wenn ich die Astrid los bin, und mit dem Geld geht das Ganze wesentlich schneller, du hast ja Recht!‹ So etwas aus dem Mund des eigenen Mannes, das tut weh, glauben Sie mir. Selbst wenn ich gewollt hätte, nach diesem Satz war ich nicht mehr in der Lage aufzustehen. Die Männer standen vor der verriegelten Rückwand, ich denke schon, dass sie wussten, wer sich dahinter befand. Einer von

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