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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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schönen Lippen, welche die Zähne zeigen.«
    »Nicht im Geringsten, Monseigneur, und der Speisesaal beruhigt mich.«
    »Vortrefflich!«
    »Und ich hoffe, daß Sie wohl hier speisen werden.«
    »Wie, daß ich wohl hier speisen werde! Und Sie?«
    »Ich, ich habe keinen Hunger.«
    »Wie, Madame, Sie weisen mich vom Abendbrot zurück?«
    »Was beliebt?«
    »Sie jagen mich fort?«
    »Ich verstehe Sie nicht, Monseigneur.«
    »Hören Sie, liebe Gräfin!«
    »Ich höre.«
    »Wären Sie weniger zornig, so würde ich Ihnen sagen, Sie mögen machen, was Sie wollen, Sie können es nicht verhindern, daß Sie reizend seien; da ich aber bei jedem Compliment verabschiedet zu werden fürchten muß, so enthalte ich mich.«
    »Sie fürchten verabschiedet zu werden? In der That, Monseigneur, ich bitte Eure Eminenz um Verzeihung, aber Sie werden unverständlich.«
    »Was vorgeht, ist doch so klar und durchsichtig.«
    »Entschuldigen Sie meine Verblendung.«
    »Nun wohl! neulich haben Sie mich mit großem Mißbehagen empfangen: Sie fanden Ihre Wohnung durchaus nicht passend für eine Person von Ihrem Rang und Ihrem Namen. Das zwang mich, meinen Besuch abzukürzen; das machte Sie ein wenig kalt gegen mich. Ich dachte damals, wenn ich Siein die Ihnen gebührende Lebenslage versetzte, so würde ich dem Vogel, den der Physiker unter die Luftpumpe stellt, die Luft wiedergeben.«
    »Und dann?« fragte die Gräfin ängstlich, denn sie fing an, zu verstehen.
    »Dann, damit Sie mich mit Behagen empfangen könnten, damit ich Sie meinerseits besuchen könnte, ohne mich zu compromittiren oder Sie selbst zu compromittiren ...«
    Der Cardinal schaute die Gräfin fest an.
    »Nun?« fragte diese.
    »Nun, ich hoffte, Sie würden die Güte haben, dieses enge Haus anzunehmen. Sie begreifen, ich sage nicht, kleines Haus.«
    »Annehmen, ich? Sie schenken mir dieses Haus, Monseigneur?« rief die Gräfin, deren Herz zugleich vor Stolz und Gierde schlug.
    »Sehr wenig, zu wenig, Gräfin; doch wollte ich Ihnen mehr geben, so würden Sie nicht annehmen.«
    »Ohl weder mehr, noch weniger, Monseigneur,« sprach die Gräfin.
    »Was sagen Sie, Madame?«
    »Ich sage, es sei unmöglich, daß ich ein solches Geschenk annehme.«
    »Unmöglich! Und warum?'
    »Ganz einfach, weil es unmöglich ist.«
    »Oh! sprechen Sie dieses Wort nicht bei mir aus, Gräfin.«
    »Warum?«
    »Weil ich bei Ihnen nicht daran glauben will.«
    »Monseigneur!«
    »Madame, das Haus gehört Ihnen, die Schlüssel liegen hier auf einer Vermeilplatte. Ich behandle Sie als einen Triumphator. Sehen Sie hierin abermals eine Beleidigung?«
    »Nein, doch ...«
    »Sie nehmen an?«
    »Monseigneur, ich habe es Ihnen gesagt.«
    »Wie, Madame, Sie schreiben an die Minister und bittenum eine Pension; Sie nehmen von zwei unbekannten Damen hundert Louisd'or an!«
    »Das ist ein großer Unterschied, Monseigneur. Wer empfängt ...«
    »Wer empfängt, verbindet, Gräfin,« sprach der Prinz mit edlem Tone. »Sehen Sie, ich habe Sie in Ihrem Speisesaal erwartet: ich habe weder das Boudoir, noch die Salons, noch die Zimmer gesehen, ich setze nur voraus, daß dies Alles vorhanden ist.«
    »Ah! Monseigneur, ich bitte um Verzeihung, denn Sie nöthigen mich, zu gestehen, daß es keinen zarteren Mann gibt, als Sie.«
    Und die Gräfin, die sich so lange Zwang angethan, erröthete vor Freude bei dem Gedanken, sagen zu können: Mein Haus.
    Dann, als sie plötzlich sah, daß sie sich hinreißen ließ, sagte sie auf eine Geberde, die der Prinz machte, indem sie einen Schritt zurückwich:
    »Monseigneur, ich bitte Eure Eminenz um ein Abendbrod».«
    Der Cardinal legte einen Mantel ab, dessen er sich noch nicht entledigt hatte, rückte einen Stuhl für die Gräfin herbei, und begann in einem Civilrock, der ihm vortrefflich stand, seinen Dienst als Haushofmeister.
    Das Abendbrod war in einem Augenblick aufgetragen.
    Während die Diener in das Vorzimmer kamen, hatte Jeanne wieder eine Maske auf das Gesicht gesetzt.
    »Ich müßte mich maskiren,« sagte der Cardinal, »denn Sie sind zu Hause, denn Sie sind inmitten Ihrer Leute, denn ich bin ein Fremder.«
    Jeanne lachte, behielt aber nichtsdestoweniger ihre Maske. Und obgleich von der Freude und dem Erstaunen im höchsten Grade aufgeregt, that sie doch dem Abendbrod alle Ehre.
    Der Cardinal, wir haben es bei verschiedenen Gelegenheiten gesagt, war ein Mann von großem Herzen und wahrem Geist.
    Die lange Gewohnheit der civilisirtesten Höfe Europa's, von Königinnen regierter Höfe,

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