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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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gegen die Thüre. Sie packte ihn am Schooß seines mürben Rockes.
    »Ah!« sagte er, »gut, der Rock ist zerrissen.«
    »Desto besser, Du wirst einen neuen haben.«
    »Sechs Louisd'or, Oliva, sechs Louisd'or! Gut, daß in der Rue de Bussy die Banquiers und Pointeurs im Punkte der Toilette nicht sehr streng sind.«
    Oliva faßte ruhig den andern Rockschooß und ritz ihn ebenfalls ab. Beausire wurde wüthend.
    »Tod und Teufel,« schrie er, »Du machst, daß ich Dich umbringe. Die freche Person entkleidet mich ganz. Ich kann nicht mehr ausgehen.«

    »Im Gegentheil, Du wirst auf der Stelle gehen.«
    »Das wäre seltsam, ohne Rock.«
    »Du ziehst Deinen Winterüberrock an.«
    »Durchlöchert, geflickt?«
    »Du ziehst ihn nicht an, wenn Dir das lieber ist. Doch Du wirst gehen.«
    »Nie.«
    Oliva nahm aus ihrer Tasche, was sie noch an Gold übrig hatte, ungefähr vierzig Louisd'or, und ließ sie zwischen ihren beiden zusammengehaltenen Händen springen.
    Beausire wäre beinahe närrisch geworden; er kniete abermals nieder.
    »Befiehl!« rief er, »befiehl!«
    »Du laufst nach dem Capucin-Magique in der Rue de Seine, man verkauft dort Dominos für den Maskenball.«
    »Nun?« – »Du kaufst mir einen vollständigen.« – »Gut.«
    – »Für Dich einen schwarzen, für mich einen weißen von Atlas.« – »Ja.« – »Und ich gebe Dir hiefür nur zwanzig Minuten.« – »Wir gehen auf den Ball?« – »Auf den Ball.« – »Und Du führst mich auf das Boulevard zum Abendbrot?« – »Gewiß; doch unter einer Bedingung.« – »Unter welcher?« – »Daß Du gehorsam bist.« – »Oh! immer, immer.« – »Auf, zeige Deinen Eifer.« – »Ich laufe.« – »Wie, Du bist noch nicht weggegangen?« – »Aber die Kosten ...« – »Du hast fünfundzwanzig Louisd'or.« – »Wie, ich habe fünfundzwanzig Louisd'or? Woher nimmst Du das?« – »Die Goldstücke, die Du aufgerafft hast.« – »Oliva, Oliva, das ist nicht schön von Dir.« – »Was willst Du damit sagen?« – »Oliva, Du hattest sie mir geschenkt.«
    »Ich sage nicht, Du sollst sie nicht bekommen; doch wenn ich sie Dir jetzt gäbe, würdest Du nicht zurückkehren. Geh also und kehre rasch wieder.«
    »Sie hat bei Gott Recht,« sagte der Bursche etwas verwirrt. »Es war meine Absicht, nicht zurückzukommen.«
    »Fünfundzwanzig Minuten, hörst Du wohl?« rief sie.
    »Ich gehorche.«

    In diesem Augenblick geschah es, daß der den Fenstern gegenüber im Hinterhalt liegende Bediente eine der beiden redenden Personen verschwinden sah.
    Es war Herr Beausire, der mit einem Rock ohne Schooß herunter kam, hinter welchem der Degen frech baumelte, während das Hemd unter der Weste wie zur Zeit Ludwigs XIII. aufgebauscht war.
    Der Taugenichts nahm seine Richtung nach der Rue de Seine, und Oliva schrieb mittlerweile rasch auf ein Papier folgende Worte, welche die ganze Episode zusammenfaßten:
    »Der Friede ist unterzeichnet, die Theilung gemacht, der Ball angenommen. Um zwei Uhr werden wir im Opernhause sein. Ich habe einen weißen Domino und auf der linken Schulter ein blaues Band.«
    Oliva rollte das Papier um einen Scherben von dem zerbrochenen Porzellankrug, streckte den Kopf zum Fenster hinaus und warf das Billet auf die Straße.
    Der Bediente stürzte auf seine Beute los, hob sie auf und entfloh.
    Es ist beinahe gewiß, daß Herr Beausire nicht mehr als dreißig Minuten brauchte, um zurückzukehren; es folgten ihm zwei Schneidergesellen, welche um den Preis von achtzehn Louis d'or zwei Dominos von ausgezeichnetem Geschmack brachten, wie man sie im Capucin-Magique bei dem guten Arbeiter, dem Lieferanten Ihrer Majestät der Königin und der Hofdamen verfertigte.
     

XXI.
Das kleine Haus
    Wir haben Frau von La Mothe bei bei Thür des Hotels gelassen, von wo aus sie mit den Augen dem rasch verschwindenden Wagen der Königin folgte.
    Als die Form des Wagens sichtbar, als sein Rollen vernehmbar zu sein aufhörte, kehrte Jeanne ebenfalls in ihre Miethkutsche zurück und begab sich nach Hause, um einen Domino und eine andere Larve zu nehmen und zugleich zu sehen, ob nichts Neues in ihrer Wohnung vorgefallen.
    Frau von La Mothe hatte auf diese so glückliche Nacht eine Erfrischung für alle Gemüthsbewegungen des Tages zugesagt. Als starke Frau, wie sie war, hatte sie beschlossen, den Mann zu spielen, wie man zu sagen pflegt, und dem zu Folge alle Wonnen des Unvorhergesehenen zu schlürfen.
    Aber eine Widerwärtigkeit harrte ihrer beim ersten Schritt, den sie auf diesem

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