Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Königin meine Ehrfurcht bezeigen.«
»Oh! oh!« machte Marie Antoinette.
»Die Königin speist in ihren Zimmern zu Nacht,« erwiderte der König.
»Ah! ich glaubte, sie wäre in Paris,« fügte mein Bruder bei.
»Nein, sie ist zu Hause,« antwortete ruhig der König.
»Ich komme von ihrer Wohnung her, und man hat mich dort nicht empfangen,« entgegnete der Graf von Provence.
»Da sah ich, wie der König die Stirne faltete. Er entließ uns, meinen Bruder und mich, und erkundigte sich wohl, als wir weggegangen waren. Ludwig ist eifersüchtig, wie Sie wissen, wenn ihn gerade der Schuß ankommt; er wird Sie haben sehen wollen, man hat ihm wohl den Eintritt verweigert, und er hat dann etwas gemuthmaßt.«
»Ganz richtig, Frau von Misery hatte den Befehl.«
»So ist es; und um sich Ihrer Abwesenheit zu versichern, wird er die strenge Verordnung erlassen haben, die uns hinausschließt.«
»Oh! Sie müssen gestehen, Graf, das ist ein abscheulicher Streich.«
»Ich gestehe es, doch wir sind an Ort und Stelle.«
»Dieses Haus?«
»Mißfällt Ihnen, meine Schwester?«
»Oh! ich sage das nicht, es entzückt mich im Gegentheil. Doch Ihre Leute?«
»Nun?«
»Wenn sie mich sehen.«
»Meine Schwester, treten Sie immerhin ein, und ich bürge Ihnen dafür, daß Niemand Sie sieht.«
»Nicht einmal der, welcher mir die Thüren öffnet?« fragte die Königin.
»Nicht einmal der.«
»Unmöglich.«
»Wir wollen es versuchen,« erwiderte lachend der Graf hon Artois.
Und er näherte seine Hand der Thüre.
Die Königin hielt seinen Arm zurück.
»Ich flehe Sie an, mein Bruder, nehmen Sie sich in Acht.‹
Der Prinz drückte mit seiner andern Hand in eine zierlich geschnitzte Füllung.
Die Thüre öffnete sich.
Die Königin konnte eine Bewegung der Angst nicht unterdrücken.
»Treten Sie doch ein, meine Schwester, ich beschwöre Sie,« sagte der Prinz; »Sie sehen wohl, daß bis jetzt Niemand da ist.«
Die Königin schaute Fräulein von Taverney wie eine Person an, die sich der Gefahr aussetzen will; dann trat sie über die Schwelle mit einer jener Geberden, welche den Damen so reizend zu Gesicht stehen und besagen wollen:
»Unter der Obhut Gottes.«
Die Thüre schloß sich geräuschlos hinter ihr.
Sie befand sich dann in einem Vorhaus von Stuck mit marmornen Unterlagen: die Platten waren eine Mosaik, Blumensträucher vorstellend, während auf marmornen Wandtischchen hundert niedrige, buschige Rosenstöcke ihre, um diese Jahreszeit so seltenen, wohlriechenden Blumenblätter aus ihren japanesischen Gefäßen regnen ließen.
Eine sanfte Wärme, ein süßer Duft fesselten die Sinne dermaßen, daß die zwei Damen, als sie in das Vorhaus kamen, nicht nur einen Theil ihrer Befürchtungen, sondern auch einen Theil ihrer Bedenklichkeiten vergaßen.
»Nun ist es gut; nun sind wir unter Obdach, und das Obdach ist sogar ziemlich bequem, wenn ich es Ihnen gestehen soll,« sagte die Königin. »Doch wäre es nicht ersprießlich, wenn Sie sich mit Einem beschäftigten, mein Bruder?«
»Womit?«
»Damit, daß Sie Ihre Diener entfernen.«
»Oh! das läßt sich leicht machen.«
Und der Prinz ergriff ein Glöckchen, das in der Auskehlung einer Säule stand, und ließ es nur einmal ertönen, dieser einzige Anschlag vibrirte aber geheimnißvoll in den Tiefen der Treppe.
Die zwei Frauen gaben einen schwachen Angstschrei von sich.
»Auf diese Art entfernen Sie Ihre Leute, mein Bruder?« fragte die Königin; »ich hätte im Gegentheil geglaubt, Sie würden dieselben so herbeirufen.«
»Läutete ich zum zweiten Mal, so würde allerdings Jemand kommen; da ich aber nur einmal geläutet habe, so können Sie unbesorgt sein, meine Schwester, Niemand wird kommen.«
Die Königin lachte.
»Sie sind ein Mann der Vorsicht,« sagte sie.
»Sie können nun nicht in einem Vorhaus wohnen, meine Schwester,« fuhr der Prinz fort, »wollen Sie sich die Mühe nehmen, hinaufzugehen?«
»Gehorchen wir,« sprach die Königin; »der Hausgeist scheint mir nicht zu böswillig zu sein.«
Und sie stieg hinauf.
Der Prinz ging ihr voran.
Man hörte nicht einen einzigen Tritt auf den Ambusson-Teppichen, mit denen die Treppe geschmückt war.
Im ersten Stock angelangt, ließ der Prinz ein zweites Glöckchen ertönen, bei dessen Geräusch die Königin und Fräulein von Taverney, da sie nicht darauf aufmerksam gemacht worden waren, abermals bebten.
Doch ihr Erstaunen verdoppelte sich, als sie die Thüren dieses Stockes sich allein öffnen sahen.
»In
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