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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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von seiner Stirne.
    Er suchte mit den Augen Saint-Georges, um ihn über seine Niederlage durch irgend ein redliches Compliment zu trösten.
    Doch dieser hatte eine Botschaft vom Herzog von Orleans, seinem Protector, erhalten und war schon vom Schlachtfeld abgegangen.
    Ein wenig traurig, ein wenig müde und beinahe selbst erschrocken über das Vorgefallene, blieb Philipp unbeweglich an seinem Platz und schaute dem Schlitten der Königin nach, als er etwas seine Seite streifen fühlte.
    Er wandte sich um und erkannte seinen Vater.

    Ganz zusammengeschrumpft wie eine Hoffmann'sche Figur, ganz in Pelze gehüllt wie ein Samojede, hatte der kleine Greis seinen Sohn mit dem Ellenbogen gestoßen, um die Hände nicht aus seinem Muff thun zu müssen, den er an seinem Kragen trug.
    Seine Augen blitzten vor Freude.
    »Du umarmst mich nicht, mein Sohn?« sagte er.
    Er sprach diese Worte mit dem Ton, den der Vater des griechischen Athleten annehmen mußte, wenn er dem Sohn für den Sieg dankte, den er im Circus davongetragen.
    »Mein lieber Vater, von ganzem Herzen,« erwiderte Philipp.
    Aber es ließ sich begreifen, daß keine Harmonie zwischen dem Ton der Worte und ihrer Bedeutung herrschte.
    »Gut, gut, und nun, da Du mich umarmt hast, geh geschwind!« sagte der Baron.
    Und er schob seinen Sohn vorwärts.
    »Wohin soll ich denn gehen, mein Herr?« fragte Philipp.
    »Dorthin, bei Gott.«
    »Dorthin?«
    »Ja, zur Königin.«
    »Oh! nein! mein Vater, ich danke.«
    »Wie, nein! Wie, ich danke! Bist Du verrückt? Du willst nicht die Königin wieder einholen?«
    »Nein, das ist unmöglich; es kann nicht Ihr Ernst sein, mein Vater.«
    »Wie! unmöglich, die Königin einzuholen, die Dich erwartet?«
    »Die mich erwartet?«
    »Ja, ja, die Königin, die nach Dir begehrt?«
    »Die nach mir begehrt?« sprach Taberney, den Baron starr anschauend.
    Und er fügte kalt bei:
    »In der That, mein Vater, ich glaube, Sie vergessen sich.«
    »Bei meinem Ehrenwort, das ist zum Erstaunen!« rief der Greis, indem er sich aufrichtete und mit dem Fuß stampfte.»Ah! Philipp, mache mir das Vergnügen, und sage mir ein wenig, ob Du verrückt bist?«
    »Mein Herr,« erwiderte der Chevalier traurig, »wahrlich, ich fürchte eine Gewißheit zu erlangen.«
    »Welche?«
    »Daß Sie meiner spotten, oder daß ...«
    »Oder daß?«
    »Verzeihen Sie, mein Vater, – daß Sie närrisch werden.«
    Der Greis packte seinen Sohn mit einer so energischen, nervösen Bewegung beim Arme, daß der junge Mann vor Schmerz die Stirne faltete.
    »Hören Sie, Herr Philipp,« sagte der Greis, »ich weiß wohl, America ist ein von Frankreich sehr weit entferntes Land.«
    »Ja, mein Vater, weit entfernt,« wiederholte Philipp; »aber ich begreife nicht, was Sie damit sagen wollen. Ich bitte, erklären Sie sich doch.«
    »Ein Land, wo es weder einen König noch eine Königin gibt.«
    »Noch Unterthanen.«
    »Sehr gut! Auch keine Unterthanen, Herr Philosoph; ich leugne das nicht. Dieser Punkt interessirt mich keineswegs und ist mir sehr gleichgültig; was mir aber nicht gleichgültig ist, was mich peinigt, was mich demüthigt, ist, daß ich auch eine Gewißheit zu erlange fürchte.«
    »Welche, mein Vater? Ich denke, daß in jedem Fall unsere Gewißheiten sehr von einander verschieden sind.«
    »Die meinige ist die, daß Du ein Einfaltspinsel bist, mein Sohn. Und das ist einem großen Burschen von Deinem Körperbau nicht erlaubt. Aber sieh, sieh doch dorthin!«
    »Ich sehe, mein Herr.«
    »Nun! die Königin wendet sich um, und zwar zum dritten Mal. Ja, mein Herr, die Königin hat sich dreimal umgedreht. Und schau doch! sie dreht sich abermals um; sie sucht wen? den Herrn Einfaltspinsel, den Herrn Puritaner, den Herrn von America. Oh! ...«

    Und der kleine Greis biß, nicht mehr mit den Zähnen, sondern mit dem Zahnfleisch, auf den grauen hirschledernen Handschuh, der zwei Hände, wie die seinige, aufgenommen hätte.
    »Wohl, mein Herr,« sprach der junge Mann, »wenn es wahr wäre, was aber nicht wahrscheinlich ist, daß die Königin mich suchte?«
    »Ohl« rief der Greis, mit dem Fuß stampfend, »er hat gesagt, wenn es wahr wäre! Oh! dieser Mensch ist nicht von meinem Blut, dieser Mensch ist kein Taverney.«
    »Ich bin nicht von Ihrem Blut!« murmelte Philipp.
    Dann sprach er ganz leise und die Augen zum Himmel erhoben:
    »Soll ich Gott dafür danken?«
    »Mein Herr,« rief der Greis, »ich sage Ihnen, daß die Königin nach Ihnen verlangt; ich sage Ihnen, daß die Königin Sie

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