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Das Halsband der Koenigin 1

Das Halsband der Koenigin 1

Titel: Das Halsband der Koenigin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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dieser Tag erinnert mich an meine Rosen, an meine Erdbeeren, an mein Eisenkraut, an die Vögel, die ich in meinen Blumenbeeten zu bespähen suchte. An Alles, bis auf meine lieben Gärtner, deren gute Gesichter immer eine neue Blume, eine schmackhafte Frucht bedeuteten, an Herrn von Jussieu, an das Original Rousseau, der todt ist. Dieser Tag, sage ich Ihnen, dieser Tag macht mich toll. Aber was haben Sie, Andree? Sie sind roth. Was haben Sie, Herr Philipp? Sie sind bleich?«
    Das Gesicht der zwei jungen Leute hatte wirklich diese grausame Erinnerung, in der die unbestimmte Gestalt von Gilbert schwebte, schlecht ausgehalten.
    Aber beide riefen bei den letzten Worten der Königin ihren Muth zu Hilfe.
    »Entschuldigen Sie mich, Madame, ich habe mir den Gaumen verbrannt,« sagte Andree,
    »Und ich, Madame,« sprach Philipp, »ich kann mich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß mich Eure Majestät beehrt, wie einen vornehmen Mann.«
    »Gut, gut,« unterbrach ihn Marie Antoinette, indem sie selbst Chocolade in die Tasse Philipps goß, »Sie sind ein Soldat, wie Sie gesagt haben, und als solcher an das Feuer gewöhnt; verbrennen Sie sich muthig mit der Chocolade, ich habe nicht Zeit, zu warten.«
    Hiebei lachte die Königin. Philipp nahm aber die Sache im Ernst, wie es ein Landmann hätte thun können; nur daß er aus Heldenmuth vollbrachte, was dieser aus Verlegenheit gethan haben würde.
    Die Königin verlor ihn nicht aus dem Blick: ihr Gelächter verdoppelte sich.
    »Sie haben einen vollkommenen Character,« sagte sie.
    Und sie stand auf.
    Schon hatten ihr ihre Frauen einen reizenden Hut, einen Hermelinmantel und Handschuhe gegeben.
    Die Toilette Andree's war eben so schnell gemacht.
    Philipp nahm seinen Hut unter den Arm und folgte den Damen.
    »Herr von Taverney,« sagte die Königin, »Sie dürfen mich nicht verlassen. Ich will heute, aus Politik, einen Americaner confisciren. Gehen Sie zu meiner Rechten, Herr von Taverney.«
    Taverney gehorchte; Andree trat an die Linke der Konigin.
    Als die Königin die große Treppe hinabging, als die Trommeln den Feldmarsch rasselten, als die Töne der Trompeten der Gardes-du-Corps und das Klirren der Gewehre, die man bereit hielt, vom Winde der Vorhallen getragen, in den Palast hinaufstiegen, da machten dieses königliche Gepränge, diese Ehrfurcht Aller, diese Anbetungen, die dem Herzen der Königin gezollt wurden und unter Wegs Taverney begegneten, da machten, sagen wir, diese Triumphe den zuvor schon verwirrten Kopf Taverney's schwindeln; ein Fieberschweiß perlte auf seiner Stirne; seine Schritte waren unsicher. Ohne den Wirbel der Kälte, der seine Augen und seine Lippen traf, wäre er sicherlich ohnmächtig geworden.
    Es war dieß für den jungen Mann nach so vielen traurig im Kummer und in der Verbannung aufgezehrten Tagen eine zu plötzliche Rückkehr zu den Freuden des Stolzes und des Herzens.
    Während sich auf dem Wege der von Schönheit strahlenden Königin die Stirnen beugten und die Gewehre präsentirt wurden, blieb ein kleiner Greis, den die Befangenheit die Etikette vergessen ließ, den Kopf vorgestreckt, das Auge auf Taverney und auf die Königin geheftet, unbeweglich, statt seinen Kopf und seine Blicke zu senken.
    Sobald die Königin sich entfernte, brach der kleine Greis aus seiner Reihe, mit dem Spalier, das sich um ihn her auflöste, und man sah ihn so hastig laufen, als es ihm seine kleinen, siebenzigjährigen Beine erlaubten.

IX.
Der Schweizer-Teich.
    Jedermann kennt das in der schönen Jahreszeit bläuliche, schillernde, im Winter weiße, runzelige Viereck, das man noch heute den Schweizer-Teich nennt.

    Eine Allee von Linden, die ihre röthlichen Arme freudig in der Sonne ausstrecken, begränzt jedes Ufer des Teiches; diese Allee ist von Spaziergängern jedes Alters und jedes Rangs bevölkert, die sich an dem Schauspiel der Schlitten und der Schlittschuhläufer ergötzen.
    Die Toiletten der Frauen bieten das glänzende Gemische des ein wenig beengenden Luxus vom alten Hof und der etwas launenhaften Ungezwungenheit der neuen Mode.
    Die hohen Frisuren, die dunkeln Schleier, jugendliche Stirnen beschattend, die Stoffhüte in großer Mehrheit, die Pelzmäntel und die weiten Falten der seidenen Kleider bilden ein wunderliches Gemenge mit den orangefarbigen Röcken, den himmelblauen Ueberröcken, den gelben Livreen und den großen weißen Leviten.
    Die blau und rothen Bedienten durchschneiden diese ganze Menge wie Klatschrosen und Kornblumen, die der Wind

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