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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Die Abneigung der Königin ist für Sie das eigentliche Hindernis. Wen sie liebt, den wird schließlich auch der König lieben.
    Wen sie haßt, verabscheut er unbesehen.«
    »Und mich haßt sie?«
    »Oh.«
    »Sprechen wir offen. Ich meine, daß wir halbenwegs nicht stehenbleiben dürfen.«
    »Nun ja, Monseigneur, sie liebt Sie nicht.«
    »Dann bin ich verloren. Das Halsband kommt dagegen nicht auf.«
    »Darin könnten Sie sich täuschen, Monseigneur. Wenn die Königin Sie auch nicht liebt, wird sie zumindest begreifen, daß Sie sie lieben. Verzeihen Sie«, fuhr Jeanne, die Abwehr des Kardinals beschwichtigend, fort. »Wir waren uns einig, daß wir die Dinge beim Namen nennen wollen.«
    »Nun gut, Gräfi n. Sie glauben also, Sie sehen mich eines Tages doch noch als Erster Minister?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Es wäre undankbar, wenn ich Sie nicht nach Ihren Wünschen fragte.«
    »Die werde ich Ihnen an dem Tag sagen, Kardinal, an dem Sie imstande sein werden, sie zu befriedigen.«
    »Das nenne ich Offenheit. Ich werde Sie an diesem Tag erwarten.«
    Er nahm ihre Hand und drückte sie, wie Jeanne einige Tage zuvor so sehr gewünscht hatte, daß er sie drückte. Aber das war vorbei. Sie zog ihre Hand zurück.
    »Trennen wir uns jetzt«, sagte sie.
    »Das nennen Sie unser Bündnis? Sie geben mir den
    Abschied?«
    »Um wirklich einander zu dienen, wollen wir jeder wir selbst bleiben, Monseigneur.«
    »Sie haben recht, Gräfi n. Verzeihen Sie, daß ich mich noch einmal in Ihnen getäuscht habe. Es soll das letzte Mal gewesen sein.«
    Er küßte ihr so ehrerbietig die Hand, daß er das spöttische, das teufl ische Lächeln der Gräfi n nicht sah, als er die Worte sprach: Es soll das letzte Mal gewesen sein.
    Jeanne erhob sich und geleitete den Kardinal ins Vorzimmer.
    Dort hielt er inne.
    »Was nun weiter, Gräfi n?«
    »Ganz einfach.«
    »Was soll ich tun?«
    »Nichts als warten. Ich gehe nach Versailles.«
    »Wann?«
    »Morgen.«
    »Wann erhalte ich Nachricht?«
    »Sofort.«
    »Nun denn, meine Beschützerin, ich verlasse mich auf Sie.«
    »Lassen Sie mich nur machen, Monseigneur.«
    Jeanne als Protegierte
    Wie im Fieber fuhr Jeanne am nächsten Morgen nach Versailles.
    Sie fühlte sich als Unterhändlerin in geheimer Mission und malte sich aus, was für sie dabei herausspringen würde. Zwei Mächtige waren auf sie angewiesen, auf sie, die noch vor wenigem die arme Bittstellerin, die Bettlerin gewesen. Sie wähnte sich stark genug, die Welt aus den Angeln zu heben. Dazu gab sie sich vierzehn Tage Frist. Inhaberin einer Rente von hunderttausend Francs wür-de sie sein, Gattin wenigstens eines Herzogs und Pairs, Vertraute der Königin und kraft ihres Einfl usses auf Marie-Antoinette die heimliche Lenkerin der Staatsgeschicke.
    Sie hatte keinen Audienzbrief, bezweifelte aber nicht, daß die Etikette sich ihren Wünschen beugen werde. Und sie behielt recht. Wer an sich glaubt, wer stark genug von sich überzeugt ist, zieht den Erfolg magisch an.
    Die Königin trat eben aus der Kapelle. Ein kluger Lakai, der sich einschmeicheln wollte, meldete dem Kammerherrn in Hörweite Ihrer Majestät, daß die Gräfi n de La Motte-Valois gekommen sei, aber keinen Audienzbrief habe, und schon erging seitens der Königin Order, die Besucherin ins Badehaus zu führen.
    Jeanne griff nach ihrer Börse, um dem Lakaien in barer Münze zu danken, aber der bedeutete ihr lächelnd, daß er seines Lohnes gewiß sei. Und die Gräfi n begriff, daß eine Protektion die andere wert war. Wer sie protegierte, wurde von ihr protegiert, ob Lakai oder Kardinal.
    Bald stand sie vor der Königin. Marie-Antoinette war ernst, vielleicht sogar verstimmt, weil sie die Gräfi n durch ihre rasche Bereitwilligkeit allzusehr begünstigt hatte. Die nächsten Worte werden alles entscheiden, sagte sich Jeanne, entweder glättet sich ihre Stirn, oder sie wirft mich hinaus.
    Mit wenig Aufwand wußte sie der Majestät anzudeuten, daß sie nichts begehre, daß ihr Kommen vielmehr für die Königin selber von Wichtigkeit sei. Marie-Antoinette bestieg mit Hilfe ihrer Kammerfrauen das Bad, dann schickte sie die Dienerin-nen fort. Jeanne hatte freie Bahn. Dennoch war es eine heikle Unternehmung, den Kardinal Rohan und seine aufrichtige Ergebenheit für die Königin abermals ins Gespräch zu bringen, ihn gegen die ironische Abwehr der Majestät vorsichtig zu verteidigen, um keinen Zorn gegen sich selbst zu erregen, und schließlich auf das Halsband hinzulenken. Sowenig

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