Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
eine Antwort. “Ich sage es Ihnen nicht gerne, Patrick, aber es stimmt”, erwiderte Lasse Blomquist seufzend. “Sie wissen ja sicherlich, dass ich die Leitung des Unternehmens zu einem Großteil in die Hände meines Neffen Olaf gelegt habe. Nun, wie sich inzwischen herausgestellt hat, war dies wohl ein Fehler.”
“Was ist passiert?”
Blomquist lachte bitter auf. Offenbar hatte mein feiner Neffe andere Vorstellungen vom Leben, als die Führung des Familienunternehmens zu übernehmen. Er hat Firmengelder veruntreut und sich vorgestern bei Nacht und Nebel mit seiner Sekretärin aus dem Staub gemacht.”
Patrick unterdrückte einen Fluch. Er verspürte den Drang, seinem Frust Luft zu machen, doch der alte Mann war die falsche Zielscheibe für seine Wut. Sein einziger Fehler war gewesen, dem falschen Menschen zu vertrauen.
“Was haben Sie jetzt vor, Lasse?”
“Was soll ich vorhaben? Wenn ich viel Glück habe, hat Olaf mir noch genug vom Firmenvermögen gelassen, damit ich den Angestellten wenigstens noch die Löhne für den laufenden Monat zahlen kann. Aber was danach wird … ich weiß es nicht, Patrick.” Er seufzte. “Doch das sind meine Probleme, ich will Sie damit nicht auch noch belasten.”
“In diesem Fall sind Ihre Probleme auch die meinen, Lasse. Ich fürchte, wenn Ihr Auftrag platzt, sieht es auch für uns finster aus. Sie wissen ja, dass mein Vater mir die Firma in einem ziemlich miserablen Zustand zurückgelassen hat.”
“Ich nahm an, dass Sie längst schon wieder schwarze Zahlen schreiben.” Der alte Blomquist wirkte überrascht. “Sie haben doch gerade erst im letzten Jahr in neue Maschinen investiert, wenn ich mich nicht irre.”
“Das stimmt, aber die Umstellung von Douglas Constructions auf ökologisches Bauen brachte eben auch ganz neue Anforderungen mit sich. Doch um am Markt weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben und zugleich aus der Masse unserer Mitbewerber herauszustechen, waren diese Veränderungen dringend notwendig. Es war der einzige Weg, die Firma wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.” Patrick atmete tief durch. “Ich habe es geschafft, die Bank von meinem Konzept zu überzeugen. Am Ende hat allerdings Ihr Großauftrag den Ausschlag dafür gegeben, dass die Bankiers der Sanierung zugestimmt haben. Dafür musste ich aber noch mein Haus und mein Grundstück als Sicherheit angeben. Und so, wie die Dinge jetzt stehen, wird mich das teuer zu stehen kommen.”
“Grundgütiger, das tut mir leid, Patrick. Ich hatte keine Ahnung, wie weit die Folgen der Missetaten meines Neffen reichen würden.”
“Es besteht also keine Chance, dass unser gemeinsames Bauvorhaben doch noch verwirklicht werden könnte?”
Blomquist zögerte einen Moment. Es schien ihm unangenehm zu sein, Patrick vor vollendete Tatsachen zu stellen, doch dann sagte er: “Ich habe zwar noch nicht alles genau durchgerechnet, aber es sieht mehr als schlecht aus. Ich werde den Betrieb schließen und meine Mitarbeiter entlassen müssen. Es wäre natürlich möglich, dass ein Teil dessen, was Sie bereits in den Auftrag investiert haben, durch einen Verkauf der Unternehmenswerte gedeckt wird, aber ich will offen zu Ihnen sein – es kann eine ganze Weile dauern, bis alles unter Dach und Fach ist.”
Patrick bedankte sich bei Lasse Blomquist für seine Ehrlichkeit, dann beendete er das Gespräch. Der alte Mann tat ihm leid, doch es gab nichts, was er für ihn tun konnte. Zudem steckte er jetzt selbst in großen Schwierigkeiten, und er hatte keine Ahnung, wie es ihm gelingen sollte, dieses Mal den Kopf aus der Schlinge zu bekommen.
Der Auftrag von Blomquist AB hatte für sein Bauunternehmen die Rettung bedeuten sollen – jetzt schien es sein endgültiger Untergang zu sein. Patrick überlegte hin und her, doch ihm fiel einfach kein Ausweg ein. War dies das Ende für Douglas Constructions?
Eines stand fest: Er brauchte einen solventen Investor, wenn er jetzt noch etwas retten wollte. Doch woher nehmen? Natürlich bestand immer noch die Möglichkeit, das Unternehmen an einen Konkurrenten zu verkaufen. Es gab sicherlich eine Reihe von Interessenten, die sich die Finger nach einem solchen Geschäft lecken würden. Aber durch einen Verkauf würde er nicht nur die Firma verlieren, sondern auch noch eine ganze Reihe von anderen Dingen, die ihm sehr am Herzen lagen.
Allen voran das Haus am See.
Er lebte nun schon in diesem Haus, solange er zurückdenken konnte. Sein Vater, ein Engländer, hatte es gekauft, als
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