Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
einfach so wegzuwerfen?
Nein, das brachte sie nicht über sich. Vielleicht verschloss sie ja die Augen vor der Realität, doch durch ihren Unfall und dessen Folgen hatte sich vieles in ihrem Leben verändert. Sie war gezwungen gewesen, in der Gegenwart zu leben und Vergangenes hinter sich zu lassen. Aber hatte auch Patrick sich geändert? War er bereit, sich auf ein neues Leben mit ihr einzulassen? Ein Leben ohne Lügen und Heimlichkeiten?
Wenn sie dem Zeitungsartikel Glauben schenken durfte, war zumindest die Liaison mit dieser Tinka Johansson mittlerweile beendet, denn der Mann, der an ihrer Seite abgebildet war und angeblich ihr neuer Liebhaber sein sollte, ähnelte Patrick nicht im Geringsten.
Aber bedeutete dies auch, dass etwas Derartiges niemals wieder geschehen würde? Stina war sich nicht sicher, aber sie hoffte es sehr.
“Ach, Patrick, mach dir doch nicht immer solche Sorgen um mich.” Stina lachte auf. “Margrit und Harald hüten mich wie ihren Augapfel. Ich traue mich ja kaum, allein einen Spaziergang zu machen, so besorgt sind die beiden um mich.”
Am anderen Ende der Leitung hörte sie Patrick seufzen. Dringende Geschäfte hatten ihn überraschend für ein paar Tage nach Stockholm geführt, was ihm selbst nicht sonderlich gefiel. “Trotzdem wünschte ich, ich könnte jetzt bei dir sein.”
“Wenn du willst, kann ich mich in den nächsten Flieger setzen und dich besuchen”, schlug Stina spontan vor. “Sag schon, was hältst du davon?”
“Ich fürchte, ich hätte nicht viel Zeit für dich, du würdest dich rasch langweilen. Nein, im Haus am See bist du am besten aufgehoben. Und in ein paar Tagen sollte ich meine Angelegenheiten hier geregelt haben.”
“Ich freue mich schon auf dich.” Die Worte sprudelten einfach aus Stina heraus, ehe sie darüber nachdenken konnte – und das Überraschende war, dass es tatsächlich der Wahrheit entsprach.
Auch Patrick wirkte verblüfft. So sehr, dass er für einen Augenblick sprachlos war. Dann räusperte er sich. “Meinst du das wirklich ernst?”
Stina lachte. “Warum sollte ich es sonst sagen?”
“Ich freue mich auch auf dich. Also dann, ich melde mich wieder bei dir, okay?”
Sie beendeten das Telefonat, und Stina ließ sich mit einem glücklichen Seufzen auf die Couch fallen. Sie fühlte sich wie im siebten Himmel. Das alles war einfach viel zu schön, um wahr zu sein. Selbst gerade hatte sie wieder dieses Kribbeln im Bauch verspürt, und das, obwohl Patrick Hunderte von Kilometern von ihr entfernt war.
War es Liebe? Sie wusste es nicht, doch es fühlte sich eindeutig gut und richtig an. Also konnte es unmöglich falsch sein, es einfach zu genießen. Alles andere würde die Zeit bringen.
Überrascht runzelte sie die Stirn, als plötzlich die Türglocke erklang. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war bereits Abend, und sie erwartete keinen Besuch. Ob vielleicht Margrits und Haralds Tochter endlich einmal zu Besuch kam? Ohne Patrick fühlte Stina sich ziemlich einsam, da konnte ein bisschen Abwechslung nicht schaden.
Neugierig trat sie hinaus auf den Korridor. Margrit, die schneller reagiert hatte als sie selbst, stand an der Tür und redete leise auf jemanden ein. Stina war überrascht über ihr wenig gastfreundliches Verhalten. Warum bat sie den Besucher nicht herein? Ein Staubsaugervertreter würde es wohl kaum sein, denn dass ein solcher so weit draußen fern jeder Zivilisation seinen Geschäften nachging, konnte Stina sich nicht vorstellen.
“Wer ist denn da, Margrit?”
Erschrocken zuckte die Haushälterin zusammen. Hastig drückte sie die Tür zu, sodass sie nur noch einen winzigen Spalt weit offen stand. Stina war verwundert. Irgendwie wirkte Margrit, als hätte man sie bei etwas Unanständigem ertappt. “Niemand, es ist niemand”, erwiderte sie gehetzt, doch man konnte ihr an der Nasenspitze ansehen, dass sie log. Aber warum? Stina verstand das nicht – und Margrits Geheimnistuerei machte sie nur noch neugieriger.
Entschlossen, herauszufinden, wen man vor ihr verbergen wollte, trat sie selbst an die Tür. Margrit öffnete den Mund, um zu protestieren, ließ es dann aber doch bleiben. Mit einem resignierenden Seufzen öffnete sie, und Stina erblickte eine blonde Frau, die ihr freundlich entgegenlächelte.
“Hallo!”, rief diese, als sie Stina erblickte. “Sag mal, was machst du denn für Sachen? Wie geht es dir? Du hast mir ja einen ganz schönen Schrecken eingejagt, das muss ich dir lassen.”
“Kennen
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