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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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werdenden militärischen Lage hatte Hitoshi kaum noch freie Zeit, sie sah ihn nur noch selten, und das war ihr sehr lieb. Elsa zog sich wieder öfter in ihr Baumhaus zurück, wie zu den Zeiten, als sie dem Opium und dem Alkohol verfallen war. Sie trank jedoch so gut wie nichts mehr, außerdem aß sie wie ein Spatz und magerte ab. Zwar weinte sie nicht, aber sie fühlte sich, als wäre sie von einer unheilbaren Krankheit befallen. Stundenlang las sie Romane, die in den Dreißigern geschrieben worden waren. Sie kam einfach mit der Zeit, in der sie lebte, nicht mehr zurecht.
    Ihre Kindheit und Jugend in Samoa war voll von persönlichen Kämpfen, aber fern aller staatlichen Konflikte gewesen. Dreißig Jahre lang hatte sie in einer Welt gelebt, deren Rhythmus vom langsamen Schlag der Wellen geprägt war, vom Kommen und Gehen des Monsuns, dem Zug der Wale, nicht von den Detonationen irgendwelcher Fliegerbomben. Der Duft von im Lagerfeuer brennender Kokosschalen, das Wispern der durchwehten Baumwipfel, das Blau des Himmels und des Meeres, welches bis in die Träume schimmerte, Katamarane am Horizont, Körbe von Mangos und Papayas, das Auswerfen und Einholen der Netze, die Rufe der Fregattvögel über einem friedlichen Meer – von diesen Dingen waren die Tage, die Jahre erfüllt gewesen. Elsa hatte Partys gefeiert und mit Künstlern Gin Pahit getrunken.
    Eine Ewigkeit schien das alles her zu sein – und nie wiederzukehren.
    Eines Tages hielt sie das Alleinsein und das ewige Vergraben in Selbstvorwürfen nicht mehr aus. Sie war immer schon verführbar gewesen und hatte sich auch von Hitoshi verführen lassen. Daran konnte sie im Nachhinein nichts mehr ändern. Innerlich hatte sie sich von dem Japaner getrennt, doch durfte sie den offiziellen Bruch nicht vollziehen, und er durfte nicht merken, dass sie ihn gerne vollziehen würde. Nicht zum ersten Mal befand sie sich in einer schwierigen, ja, ausweglos scheinenden Lage. Im Gegenteil, wann hatte sie sich je nicht in einer solchen befunden? Ihre Kindheit und Jugend, ihre erste Ehe, die Sucht, die unerfüllte Liebe zu Max, die Affäre mit dem Gouverneur, Hennings Rückkehr, der Prozess und nun Hitoshi – ihr Leben war eine Kette von kleinen und großen Katastrophen. Und hatte sie nicht alles irgendwie überstanden?
    Kurzentschlossen wanderte sie nach dem Frühstück zur Hüttenpraxis, wo auch Keanu wieder einmal ein paar Tage verbrachte. Der Tag war feucht und warm, in der Nacht hatte es geregnet, und nun dampfte der Wald. Elsa pflückte einige Blumen und stark duftende Benzoezweige, an denen sie immer wieder roch. Das kleine Glück, das in diesem Spaziergang lag, wurde allerdings durch Bombenkrater, vereinzelt herumliegende Blindgänger und verwüstete Stellen im Urwald getrübt. Wie Streichhölzer waren selbst mächtige Bäume umgeknickt. Die kriegerische Gewalt, der die Insel ausgesetzt war, war überall präsent, und jedes Rotorengeräusch am Himmel konnte ein Vorbote des nächsten Infernos sein.
    Hundert Schritte von der Praxis entfernt entdeckte sie Max, der Pflanzen sammelte. Er trug nur Shorts und Schuhe, sein Oberkörper war mit Ausnahme der Hosenträger frei. Elsas erste Reaktion war, stehen zu bleiben, sich nicht bemerkbar zu machen und ihn eine Weile zu beobachten. Er hatte einen maskulinen, gebräunten, leicht behaarten Brustkorb, den sie schon sehr lange – seit sie 1934 einige Wochen in seiner Praxis gewohnt hatte – nicht mehr gesehen hatte. Obwohl zehn Jahre vergangen waren, hatte sich sein Äußeres kaum verändert. Er war immer noch athletisch, ein Arzt wie aus einem Courts-Mahler-Roman.
    Elsa lächelte. Als ihr der Blumenstrauß aus den Händen glitt und zu Boden fiel, bemerkte Max ihre Anwesenheit. Er wirkte überrascht, ob er erfreut war, sah sie ihm nicht an.
    Sie hob die Blumen auf und ging auf ihn zu. » Hallo. Ich dachte, ich besuche dich und deinen jungen Assistenten mal. Wie macht Keanu sich denn so? «
    Â» Dein Sohn hat schon angefangen, der Nurse Befehle zu geben. Er wird sicher mal Chefarzt. «
    Elsa lachte. » Bei Gung traut er sich das nicht. Ich wusste gar nicht, dass du eine Nurse hast. «
    Â» Nur zweimal in der Woche. Öfter kann ich sie mir nicht leisten. «
    Max war wieder in seinem Element, in der Medizin, der Hilfeleistung, der Improvisation. Dort gehörte er hin.
    Â» Ich habe viel Zeit « ,

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