Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
gewiss – ganz anders als sie selbst und anders auch als Max. Wenn Hitoshi etwas wollte, dann sagte er es und griff danach. Elsa hatte sich von so viel Selbstbewusstsein angezogen gefühlt. Inzwischen löste es jedoch immer öfter Unbehagen in ihr aus.
    Â» Ich möchte nach Hause « , sagte sie.
    Â» Bist du verärgert? « , fragte er noch einmal.
    Â» Ich bin nicht verärgert « , log sie noch einmal.
    Auf der Rückfahrt nach Rabaul saß Elsa am Steuer. Je länger sie darüber nachdachte, desto entsetzter war sie, dass Hitoshi geglaubt hatte, ihr mit der Verhaftung zweier Menschen eine Freude machen zu können. Hatte sie durch ihr Verhalten etwa dazu Anlass gegeben, dass er eine so ungeheuerliche Vorstellung von ihrem Charakter hatte? Beide waren wortkarg. Hitoshi hatte einen Fehler gemacht, und er wusste es.
    Als sie am Haus der blauen Schmetterlinge ankamen, wartete dort schon der Adjutant des Japaners. Während Elsa ins Haus ging und sich einen Gin Pahit mixte, besprachen sich die beiden Soldaten vor der Tür. Elsa begab sich ins Baumhaus. Der Tag neigte sich bereits seinem Ende entgegen, doch noch schien die milde, leicht verschleierte Sonne, die zwischen zwei Vulkanen gemächlich die Hänge hinabrollte. Aus dem Garten drang das Summen von Bienen.
    Â» Es hat da einen Vorfall gegeben « , sagte Hitoshi, als er einige Minuten später das Baumhaus betrat. Er schenkte sich einen Reisschnaps ein und setzte sich neben Elsa auf das Sofa. » Pastor Malone hat die Verhaftung leider nicht überlebt. «
    Elsa erschrak über den geschäftsmäßigen Tonfall noch mehr als über die Nachricht an sich.
    Â» Nicht überlebt? Heißt das … sie haben ihn erschossen? «
    Â» Nein. Einer der Wachleute hat beim Verhör übertrieben. Natürlich wird er gemaßregelt, aber … «
    Â» Hör auf! « , unterbrach ihn Elsa. Sie war außer sich. Auch wenn sie den alten Malone nicht gemocht hatte, ihretwegen war ein Mensch getötet worden. » Wie kannst du nur so ruhig dasitzen, als würdest du mir gerade den Tagesumsatz unseres Krämerladens mitteilen? « Sie nahm ihm das Schnapsglas aus der Hand, kippte den Inhalt in den Garten und gab Hitoshi das leere Glas zurück. » Das war ein völlig unsinniger, überflüssiger, durch nichts zu rechtfertigender Mord. Hast du auch nur im Entferntesten eine Ahnung, wie ich mich jetzt fühle? «
    Â» Deine Geste eben gibt mir einen Eindruck. Hör zu, es mag unangenehm für dich sein … «
    Â» Unangenehm? «
    Â» Es war ein bedauerliches … «
    Â» Sag nichts mehr « , wehrte sie ab und machte eine entschiedene Handbewegung. » Du behauptest, dass du mich liebst, und servierst mir abgeschnittene Köpfe wie einer Salome. Für wen hältst du mich eigentlich? «
    Er wartete einige Sekunden und sagte: » Darf ich jetzt sprechen? «
    Â» Nur wenn du Wörter wie ›unangenehm‹ und ›bedauerlich‹ vermeidest. «
    Â» Weder hast du noch habe ich den alten Mann getötet. «
    Â» Das sehe ich völlig anders « , entgegnete sie zornig. » Vermutlich meinst du auch, dass vor zwanzig Jahren nicht du deinen Nachbarsjungen umgebracht hast, sondern die Mauer, gegen die er geprallt ist. Ich dagegen bin mir meiner Verantwortung bewusst. Wenn ich dich damals nicht … «
    Sie unterbrach sich selbst, führte den Satz jedoch im Stillen fort – und er wohl auch.
    Hitoshi sagte traurig: » Wenn du diese Nachricht schon mit solchem Verdruss aufnimmst, wie wirst du dann erst auf die andere reagieren. «
    Elsa fuhr herum, schluckte. In ihrer Stimme lag Angst. » Welche andere? «
    Â» Die Verhöre der Verhafteten haben meine Leute zu einem Partisanennest geführt. Es befand sich im ›Pacifico‹, wir haben es selbstverständlich hochgenommen. «
    Elsa hasste diese Sprache – unangenehm, bedauerlich, Verdruss, hochgenommen –, und dieses Gefühl spiegelte sich wohl auch in ihrem Gesicht wider.
    Â» Es scheint « , seufzte Hitoshi, » dass dir nichts von dem passt, was ich heute sage. «
    Sie ging nicht darauf ein. » Was ist mit Iolana? « , fragte sie. » Deine Leute haben sie doch nicht etwa … Sag jetzt bitte nicht, dass … «
    Â» Ihr ist nichts geschehen … und das wird auch so bleiben. Ich habe bereits ihre Freilassung angeordnet. «
    Elsa stieß einen Seufzer

Weitere Kostenlose Bücher