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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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ist für den Bastard schlimmer als Weihrauch.«
    »Sima, du bist doch auch ein guter Mensch und hast eine reine Seele«, sagte Borodin nachdenklich und fing den erstaunten Blick des Reviermilizionärs auf, »du teilst dein letztes Stück Brot mit streunenden Tieren und tust keiner Fliege was zuleide, stimmts?«
    »Das stimmt, und ob das stimmt, Bürger Natschalnik.« Sima senkte den Kopf und schluchzte laut auf. »Aber keiner weiß das zu schätzen, keiner versteht meine reine Seele.«
    »Aber das feuerspeiende Ungeheuer, das spürt deine reine Seele, und deshalb wirst du das nächste Opfer sein, Sima.« Borodins Stimme klang dumpf und beängstigend, er rückte näher an Sima heran, schaute ihr direkt in die Augen und sagte, bemüht, nicht durch die Nase zu atmen: »Er hat dich doch gesehen, nicht? Genauso deutlich wie du ihn?«
    »Ja!«, flüsterte Sima. »Er hat mich gesehen! Er wird mich holen!«
    »Das wird er.« Borodin nickte. »«Wenn wir ihn nicht kriegen, dann wird er das bestimmt. Also, wie sah er aus?«
    »Die Visage ganz schwarz, die Augen rot, und große Hauer«, rief Sima und schwankte auf ihrem Stuhl. »O nein, ich kann nicht mehr, ich habe Angst!«
    »Damit du keine Angst zu haben brauchst, musst du uns helfen, Sima. Rette dein Leben, erzähl uns alles der Reihe nach. Wo hast du ihn gesehen?«
    »Auf dem Hof, auf einer Bank. Er hat den Korb durchwühlt. Ich wollte leere Flaschen einsammeln, wie immer, da saß er da. Von hinten sah er ganz normal aus, hatte ein T-Shirt an, aber dann bin ich näher ran und hab ihn von der Seite gesehn und bin furchtbar erschrocken.«
    »Wann war das?«
    »In der Nacht.«
    »Um welche Uhrzeit?«
    »Wann schon! Um Mitternacht natürlich! Ich hab keine Armbanduhr, aber ich weiß genau, dass dieses Scheusal immer Punkt Mitternacht kommt.«
    »Nein, dieses blöde Weib!« Rjurik wurde plötzlich munter. »Treibt sich sonstwo rum, trinkt ohne mich, dann kommt sie zurück und schreit, sie hätte auf dem Hof den Teufel gesehn, mit schwarzer Visage und roten Augen. Ich sag zu ihr, Sima, sag ich, das kommt vom Suff, echt, darauf sie: Wenn du mir nicht glaubst, komm mit, ich zeig ihn dir, da auf der Bank sitzt er und wühlt in einem Handarbeitskorb mit Wolle, wiehert und flucht. Blödes Weib, sag ich, was soll der Teufel mit Wolle? Aber sie meint: Er hat sie genommen, also wird er sie wohl für irgendwas brauchen. Er sucht was in den Wollknäueln. Ob ers gefunden hat oder nicht, weiß ich nicht, komm mit, sagt sie, wir sehn nach. Ich sag, wenn dus unbedingt wissen willst, sag ich, geh alleine, ich will schlafen. Jedenfalls, sie redet auf mich ein, komm mit, komm mit, sagt sie, allein habich Angst. Wir wollen grad los, da wirds plötzlich laut auf dem Hof. Mein Fenster geht direkt auf den dritten Aufgang raus, ich kuck also raus und seh, da steht ein Milizauto. Na, den Rest wissen Sie selber. Ich sag zu Sima, wir müssen warten, bis die Bullen weg sind.«
    Sima wollte ihn mehrfach unterbrechen, doch er schnitt ihr jedes Mal grob das Wort ab, also schwieg sie, und er fuhr fort.
    »Wir warten also ab, sehen aus dem Fenster, und da kommt der Leichenwagen. Volles Programm, Sanitäter, Bullen und alles, und sie tragen eine Leiche aus dem Haus. Sima, das blöde Weib, hätte beinahe losgeschrien, aber ich hab ihr zum Glück das Maul zugehalten. Bis das ganze Hin und Her vorbei war und die wieder weg warn, wars schon ganz hell, ich war furchtbar müde, aber sie gibt keine Ruhe und sagt, ich hab genau gesehn, da hat der Teufel gesessen, das war er, er hat jemanden umgebracht. Und ich weiß auch, wen, sagt sie. In Aufgang drei, Wohnung vierzig, die Frau, die in der Puppenfabrik gearbeitet hat, so eine Ruhige, Nette, Lilja hieß sie. Na, wir also hin zum Müllhaus, und da liegt ein Haufen von dieser Wolle rum. Sima hat alles eingesammelt und aufgerollt, und dann sind Sie gekommen, Bürger Natschalnik.«
    »Sima, woher wusstest du, dass die Tote Lilja aus Wohnung vierzig war?«, fragte Borodin freundlich.
    »Wegen der Wolle.« Sima schluchzte. »Das war ihr Korb.«
    »Hast du den früher schon mal gesehen?«
    »Ja, hab ich. Sie hat mich im Winter ein paarmal in ihre Wohnung gelassen, zum Duschen, so eine nette Frau war das. Und der Korb, der stand bei ihr auf dem Tisch.«
    »Und du hast ihn gleich wiedererkannt?«
    »Ja, hab ich. Weil er so schön ist und alt. Meine Großmutter hatte so einen, sie hat auch Wolle darin aufbewahrt, sie hat gern gestrickt.«
    »Gut.« Borodin nickte. »Und nun

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