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Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Titel: Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bartel
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1 Wir sitzen in Tante Matthes’ grünem Trabantenkombi, lutschen auf unseren Papierfetzen herum und mir kommen ernsthafte Zweifel, ob ich wirklich auf LSD zur Abi-Zeugnisverleihung gehen sollte. Dabei hatte das gestern Abend noch wie eine gute Idee geklungen, aber jetzt natürlich: Fracksausen.
    Ich sehe Tante Matthes’ Augen im Innenspiegel und in ihnen nicht den geringsten Zweifel, aber Matthes hat eh abgebrochen und bekommt heute kein Zeugnis, außerdem ist er noch breit von gestern oder vorgestern, so genau weiß man das bei ihm nie.
    Tante Matthes zündet sich eine Zigarette an, lehnt den Kopf zurück und schickt mir sein aufmunterndes Bauerngrinsen über den Spiegel. »He«, sagt er, und dann: »Aber genau, he«, weil Hans Söllner das in diesem Moment auch sagt. Tante Matthes kommt aus Bayern, wie der Söllner, der gerade aus den Boxen scheppert, und sollte bei uns Abi machen, weil es hier in NRW einfacher ist und ihn in München definitiv keine Schule mehr genommen hat, aber dann ist ihm eine Menge dazwischengekommen. Jetzt wohnt er in einem Dachgeschosszimmer in der Altstadt, veranstaltet manchmal Goa-Partys im Siebengebirge und verschenkt Halluzinogene, wenn ihm danach ist. Trotzdem hat er immer Geld, seine Eltern haben ein großes Autohaus in Pasing.
    Neben Tante Matthes sitzt Rieke und presst ihren Mund zu, als habe sie Angst, das Päppchen auf ihrer Zunge könne sich selbstständig machen. Was es zweifellos auch gleich tun wird, denn es ist eine Sache, einen Sommertag in der Rheinaue mit einem Trip aufzuhübschen, eine gänzlich andere jedoch, an der Hand von Miraculix bei der eigenen Zeugnisverleihung aufzutauchen. Wir haben noch eine gute Stunde, bis die Halluzinationen einsetzen, und Tante Matthes sagt, dass wir ja was kiffen können, falls es nachher zu heftig wird. Außerdem hat er noch Valium dabei, falls jemand einen Horror schiebt. Er ist wirklich eine gute Tante, der Matthes.
    Bernd sagt, dass Miraculixe keine Horrors machen. Er hat sehr großes Vertrauen in die unbekannten Hersteller, für Bernd sind diese Leute Forscherkollegen, die seine Vorliebe für experimentelle Pharmakologie teilen, und während wir durch den Wald rennen oder zu Dancehall-Beats herumspringen, notiert Bernd seine Eindrücke in eine rote Kladde und zeichnet anschließend Verlaufskurven seiner Räusche. Er hat dann später aber doch Physik studiert und arbeitet heute in einem Atomkraftwerk.
    Aber noch sitzt Bernd neben mir und hat sich gerade ein neues Bier aufgerissen.
    »Die machen ein paar Farben, sonst gar nix«, mault er. Bernd wollte Micros schmeißen, da soll man vierundzwanzig Stunden drauf bleiben, aber das war Rieke und mir zu lang, denn am Abend ist noch Abi-Ball und wir haben heimlich verabredet, hinzugehen. Dabei hatten wir gestern noch das Gegenteil behauptet. Aber jetzt will ich hin, will mir von den Lehrern auf die Schulter klopfen lassen, mit meinen sogenannten Klassenkameraden anstoßen, mir von meinem Vater mit verschwörerischem Blinzeln einen Schein zustecken lassen, eine Lokalrunde bestellen und dann ins Morgenrot reiten oder was immer man tut, wenn man mit der Schule fertig ist.
    Ich lasse den Trip in meine Hand flutschen, nehme den letzten Schluck Bier, steige aus dem Wagen und werfe die Dose auf das Dach der Oberstufenbaracken, weil wir das alle so machen. Bernd hat ausgerechnet, wieviele Dosen es sein müssen, bis man den Berg auf dem Dach vom Weltraum aus sehen kann, und sagt die Zahl komplett auf, wenn man ihn lässt.
    Ich habe keine Ahnung, ob das LSD lange genug in meinem Mund war, um zu wirken, aber ich weiß, dass ich den dreien im Auto eine Schmierenkomödie vorspielen muss, wenn das LSD nicht wirkt, und dem Rest der Welt, falls es wirkt. Es wird also in jedem Fall ein anstrengender Tag.
    Die anderen steigen aus und Rieke hakt sich bei mir ein. »Bist du noch verliebt in mich?«, fragt sie wie jeden Tag, ich nicke wie jeden Tag und sie sagt: »Schade«, weil sie lieber mit mir befreundet sein möchte. Trotzdem würde Rieke gerne mit mir schlafen, hat sie gestern plötzlich behauptet, aber erst, wenn ich aufhöre, in sie verliebt zu sein.
    O. k., ich habe gerade damit aufgehört, habe ich gesagt, wir haben gelacht, sie hat den Arm um mich gelegt und ich habe mich sehr weit weg gewünscht. Aber weil ich nicht wusste, wohin ich mich ohne Rieke hätte wünschen sollen, bin ich sitzen geblieben und habe noch ein Köpfchen geraucht, obwohl ich ungern kiffe.
    Aber Drogen sind gut für die

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