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Das Haus der kalten Herzen

Das Haus der kalten Herzen

Titel: Das Haus der kalten Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Singleton
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Charity eingeschlafen, ihr Kopf war auf das Kissen gesunken. Mercy selbst musste sich anstrengen, um wach zu bleiben. Sie rüttelte ihre Schwester.
    »Du musst versuchen, dagegen anzukämpfen«, sagte sie. »Mal sehen, ob du das schaffst. Schlaf nicht ein.«
    Aber Charity schüttelte den Kopf und schubste Mercys Hand beiseite. »Geht nicht«, sagte sie. »Zu schwer.«
    Gähnend stand sie auf und taumelte nach nebenan in ihr eigenes Zimmer.
    Mercy leistete Widerstand gegen ihre eigene Müdigkeit und verstaute die Briefe wieder unter der Dielenbohle unter ihrem Bett. Fest entschlossen, den Schlaf abzuwehren, der sie einhüllen wollte, setzte sie sich an den Schreibtisch. Doch es war hoffnungslos. Der Schlaf übermannte sie und verschlang sie ganz und gar. Sie hatte keine Wahl, keine Willensanstrengung konnte ihn fernhalten.
     
    Aurelia weckte sie in der Dunkelheit von Centurys widernatürlichem Morgen. Sie zog die Vorhänge zurück und ließ das Mondlicht über Mercy strömen, die vollständig angezogen über ihrem Schreibtisch zusammengesunken war.
    Aurelia brachte ein Tablett und stellte eine Tasse und eine Untertasse auf den Tisch: Tee und einen Keks.
    »Warum bist du nicht im Bett?« Aurelia schaute Mercy prüfend an. »Diese Frau lässt euch zu schwer arbeiten. Ihr seid beide nicht besonders kräftig, weder du noch Charity.«
    »Ich bin müde«, gab Mercy zu. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und ließ sich auf das Bett sinken, ihr schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern. Dann nahm sie den Keks und biss gedankenverloren ab. Dabei starrte sie aus dem Fenster.
    »Aurelia«, sagte sie langsam. »Warum sehen wir niemals das Tageslicht? Warum können wir nicht wach bleiben? Kannst du wach bleiben?«
    Mit einem Schnauben sog Aurelia die Luft ein. »Weil wir so leben.«
    »Warum? Früher haben wir das nicht getan, da bin ich mir sicher. Ich kann mich erinnern, glaube ich. Und welches Jahr haben wir?«
    »So viele Fragen«, sagte Aurelia. »Was spielt das für eine Bolle? Ein Tag sollte sein wie der andere.«
    »Warum kann ich am Tag nicht aufwachen?« Sie ließ nicht locker. Wollte sie das denn? Sie erinnerte sich an den scharfen, schmerzhaften Lichtblitz an dem anderen Ort. Sonnenschein konnte grausam sein. Vielleicht war es ganz gut, wenn man nicht zu viel davon sah.
    »Darüber musst du mit deinem Vater sprechen«, sagte Aurelia. Sie strich sich übers Haar und seufzte. Dann brachte sie das Tablett nach nebenan und weckte Charity.
    Schnell hatte Mercy ihren Keks gegessen. Sie sprang aus dem Bett, um sich die Briefe noch einmal anzusehen. Die uralten Liebesbriefe waren zu schwer zu lesen, deshalb kroch sie wieder unter die Decke und konzentrierte sich auf die lateinischen Briefe. Sie waren nicht leicht zu übersetzen, denn sie lasen sich nicht wie ihre Lehrbuchtexte oder die Gedichte. Nach und nach verstand sie jedoch immer mehr.
     
    … natürlich hat die Familie Verständnis für Eure Prob leme. Claudius darf in dieser Angelegenheit nicht seinen eigenen Wünschen folgen … Wir leben jetzt in vernunftbetonteren Zeiten, aber es besteht nach wie vor Gefahr. Wir müssen weiterhin auf der Hut sein …
     
    Den folgenden Satz konnte sie nicht entziffern. Irgendetwas über die Familie. Der Verfasser hatte »Verga« geschrieben und etwas über familiäre Angelegenheiten, die geheim gehalten werden mussten.
    Der Brief endete mit den besten Wünschen und lieben Grüßen an die Familie, Charity und sie wurden erwähnt. Der Schreiber war ein Augustus Verga. Ein Verwandter, nahm sie an, der damals in Italien gelebt hatte. Der Brief war aus dem August 1789. Plötzlich wurde es Mercy innerlich eiskalt. Welches Jahr schrieben sie jetzt? Sie zog die Decke bis unters Kinn.
    Der nächste Brief war zwei Monate später geschrieben worden. Der Schreiber wurde langsam wütend. Was auch immer das Problem gewesen sein mochte, offenbar war es nicht so gelöst worden, wie er gehofft hatte. Der Brief forderte Taten und Gehorsam. Claudius sollte ohne Umschweife nach Rom geschickt werden. Im Brief wurde mehrfach eine Frau erwähnt, ihr Name wurde jedoch nie genannt.
    Schnell nahm Mercy den dritten Brief zur Hand. Die Fortsetzung der Geschichte. Der Ton des Schreibers hatte sich verändert. Er war nicht mehr wütend. Stattdessen legte er in seinem Brief einen Plan dar. Er schlug vor, im Frühling persönlich nach England zu kommen und Claudius aufzusuchen, um mit ihm zu reden. Die Frau war eine größere Bedrohung, als er zuerst

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