Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Kind. Auf viele Arten. Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass die Vergangenheit hier nicht in Frieden ruht!«
»Naja«, sagte JC. »Man kann ja nun nicht sagen, dass ich einen Hinweis nicht erkenne, wenn ich einen höre.«
Er trat beherzt vor und winkte dem alten Mann und dem Mädchen an dessen Seite fröhlich zu. »Hallo, hallo! Willkommen in dieser dunklen, unheimlichen und beinahe mit Sicherheit von Geistern verseuchten, verlassenen Werkshalle! Führungen sind unsere Spezialität! Übersinnliche Phänomene garantiert oder es gibt das Geld zurück. Ich bin JC Chance, vom Carnacki-Institut zur Geisterfindung und Dann-etwas-gegen-sie-unternehmen. Darf ich fragen, mit wem ich hier die Ehre habe?«
Das junge Mädchen war etwas zusammengezuckt, als er plötzlich hervorgetreten war, aber der alte Mann war aus härterem Holz geschnitzt. Er wich nicht zurück und hielt seine Laterne ein wenig höher, um mehr Licht zu verbreiten. Er sah JC misstrauisch an und musterte auch Happy und Melody hinter ihm. Kim blieb diplomatisch in den Schatten.
»Was zum Teufel tun Sie hier?«, fragte das Mädchen und stellte sich rasch zwischen ihren Großvater und JC.
»Ich bin JC«, erwiderte dieser geduldig. »Und das sind meine Kollegen, was Spuk angeht. Happy Palmer und Melody Chambers. Lassen Sie sich von ihnen nicht beunruhigen, die sehen immer so aus. Das hilft, den Gespenstern Angst einzujagen. Wir sind hier, um die unnatürlichen Phänomene zu untersuchen, die mit dem kürzlichen Tod von Albert Winter zusammenhängen. Darf ich fragen, was Sie hier machen?«
»Sag ihnen nichts, Opa!«, sagte das Mädchen schnell. Sie sah so grimmig aus, dass sie Happy glatt Konkurrenz machte. »Wir sind nicht verpflichtet, ihnen irgendetwas zu sagen. Wir müssen uns nicht rechtfertigen. Wir haben so viel Recht hier zu sein wie jeder andere!«
»Benimm dich, Kind!«, mahnte der alte Mann und ging an ihr vorbei, um JC und seinem Team höflich zuzunicken. »Du bist besser erzogen, als dich so zu benehmen. Ich bin Graham Tiley, Mr. Chance. Das ist meine Enkelin Susan. Wir sind hier, um Kontakt zu den Geistern aufzunehmen.«
»Haben Sie etwas gesehen?«, fragte Melody. »Was haben Sie gesehen?«
»Wir haben gar nichts gesehen!«, sagte Susan, die immer noch alle mit finsteren Blicken bedachte. »Aber wir sind … interessiert. Es gab immer Geschichten über diesen Ort, und Opa hat eine Schwäche für all diese übernatürlichen Dinge. Und als der Mord geschah, hielt ihn nichts mehr von hier fern. Wir haben nichts Unrechtes getan!«
»Niemand sagt, dass Sie das haben«, erwiderte JC ruhig. »Ziehen wir doch alle unsere Krallen wieder ein und seien wir nett zueinander. Mr. Tiley, liege ich richtig, wenn ich glaube, dass Sie persönliche Bindungen an diesen Ort haben? Etwas, das ihn für Sie wichtig macht? Sie scheinen sich hier auszukennen.«
»Ich habe hier vor langer Zeit einmal gearbeitet«, antwortete Tiley. »Seit 25 Jahren oder noch länger bin ich nicht mehr durch diese Tore gegangen. Nicht, seit die ganze Fabrik geschlossen und ich entlassen wurde. Zusammen mit allen anderen. Schrecklicher Tag. Jeder von uns wurde überflüssig, einfach so. Und das nach all den Jahren, die wir dem Unternehmen gegeben hatten. Ich kann nicht sagen, dass ich hier glücklich war. Es war schwere, eintönige Arbeit, und man kann nicht einmal damit angeben. Aber je öfter ich zurückblicke, desto mehr vermisse ich sie. Nicht so sehr die Arbeit selbst als vielmehr die Geborgenheit. All die bekannten Gesichter, die stetige Routine, das Wissen, wohin man ging und was man dort zu tun hatte. An jedem Moment des Tages. Darin liegt eine gewisse Sicherheit und auch Beruhigung. Ich schätze, man weiß nie, was man wirklich hat, bis es einem genommen wird.« Er hielt inne und sah JC an. »Normalerweise vertraue ich Fremden, die ich gerade erst getroffen habe, so persönliche Dinge nicht an. Aber da ist etwas an Ihnen …«
»Menschen finden es immer leicht, mit mir zu reden«, sagte JC. »Ich bin ein guter Zuhörer. Und ich höre besser kein Gekicher da hinter mir!«
»Du hattest doch andere Jobs, Opa«, warf Susan ein. »Ein paar von denen wurden viel besser bezahlt.«
»Aber das waren nur Jobs«, erwiderte der alte Mann. »Etwas, das ich eben mit der Zeit tat, die ich noch hatte. Etwas, um mich beschäftigt zu halten, bis ich in Rente ging. Und es bedeutete auch, dass ich nicht so viel Zeit mit deiner Großmutter verbringen musste. Eine wundervolle Frau, meine Lily,
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