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Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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die größte Zeit meines Arbeitslebens hier verbracht, als Mann und auch als Junge.«
    »Ich verstehe nicht, wie du bei dieser Arbeit so sentimental sein kannst, Opa«, warf Susan ein.
    »Es war Arbeit, auf die man sich verlassen konnte«, wiederholte Tiley. »Und dafür waren wir alle dankbar. Nicht so sehr, weil man damit angeben konnte, wohlgemerkt. Wir machten nur Teile für andere Maschinen. Wir haben nie etwas vollständig hergestellt.«
    »Ah, das ist interessant«, sagte JC. »Es fehlt das Abgeschlossene. Das könnte wichtig sein.«
    Er ging langsam über die weite Fläche der offenen Halle, den Kopf schiefgelegt, als ob er lauschte. »Große Maschinen. Schwere Maschinen. Die endlos arbeiten und immer und immer wieder das Gleiche tun, gewartet von Menschen, die immer und immer wieder das Gleiche tun, tagein, tagaus. Über Jahrzehnte hinweg. Ein Ritual, das sich in Zeit und Raum eingeprägt und seinen übersinnlichen Rhythmus in die Umgebung gegraben hat.«
    »Warte mal«, sagte Melody. »Behauptest du, dass an diesem Ort die Gespenster von schwerer Maschinerie spuken?«
    »Denk mal darüber nach«, antwortete Happy. »Wenn ein Mensch durch diese Halle und über den Platz gehen würde, wo die Maschinen sich manifestiert haben, dann würde er zerfetzt werden.« Und dann blieb er stehen und schüttelte langsam den Kopf.
    »Nein, tut mir leid, JC, und das ist ein sehr entschiedenes Nein. Ich hab dir doch gesagt, dass ich Emotionen gespürt habe – roh und grob und wild.«
    »Sie alle reden Unsinn«, sagte Tiley fest. »Geister sind die ruhelosen Seelen von Dahingeschiedenen. Ich habe alle Bücher darüber gelesen, und ich glaube, was hier nötig ist, ist ein Exorzismus.«
    »Keine schlechte Idee«, überlegte JC und ging zu den anderen zurück. »Aber zuerst sollten wir, denke ich, eine Séance abhalten. Sozusagen alle Spieler auf den Plan rufen, damit wir sie uns gut ansehen können. Eine Idee davon kriegen, worum es hier überhaupt geht. Ich sage noch mal, Albert Winter ist hier nicht zufällig gestorben. Da war mehr. Es stand eine Absicht, ein Zweck hinter seinem Tod.«
    »Wir haben kein Medium«, wandte Tiley ein und konzentrierte sich auf das eine Ding, das für ihn einen Sinn ergab.
    »Haben wir doch«, entgegnete JC. »Ein Medium ist ein Verbindungsglied zwischen den Welten der Lebenden und der Toten. Und da ist ein Mitglied meines Teams, das diesen Anforderungen völlig entspricht. Kim, Liebes, komm her und sag guten Tag, ja?«
    Kim kam aus den Schatten geschwebt. Sie lächelte strahlend und hing nur etwa einen Zentimeter über dem staubigen Boden. Sie war halbtransparent, um deutlich zu machen, was sie war. Graham Tiley und seine Enkelin starrten sie mit offenem Mund an. Susan wich sogar einen Schritt zurück, Tiley musste sie festhalten, um sie zu beruhigen. Sie drückten sich eng aneinander, um sich gegenseitig stummen Halt zu geben. Kim hielt in taktvoller Entfernung an und schenkte beiden ihr charmantestes Lächeln.
    »Hi!«, sagte sie. »Mein Name ist Kim, und ich bin ein Geist. Bitte. Haben Sie keine Angst. Ich beiße nicht. Ich bin Teil des Teams.«
    Graham Tiley schien stärker noch als seine Enkelin von diesem Anblick angegriffen zu sein. Er atmete schwer und blickte ohne zu blinzeln auf Kim. Er sah aus, als hätte er sich am liebsten umgedreht und wäre davongerannt, wenn Susan ihn nicht festgehalten hätte. Schließlich schloss er seinen Mund mit einem Plopp, schluckte hart und nickte Kim langsam zu.
    »Lieber Gott. All diese Jahre habe ich nach Geistern und Gespenstern gesucht, nach einem Beweis, dass die Seele überlebt – aber ich habe nie etwas gesehen. Im tiefsten Innern war ich nicht einmal sicher. Aber hier sind Sie. Ich hatte die ganze Zeit recht. Sie sind ein Gespenst. Das weiß ich, ich fühle es! Ach, meine Liebe, sind Sie hier gefangen? Hält Sie etwas hier in der Welt?«
    »Ja«, sagte Kim glücklich. »JC, meine Liebe, mein ganz besonderer Liebling. Ist er nicht wundervoll?«
    »Geh weg von ihr, Opa«, flüsterte Susan. »Sprich nicht mit ihr. Sie kann doch nicht … sie kann nicht …«
    »Ich bin sie gar nicht wert«, erklärte JC. »Aber glauben Sie mir, wenn ich sage, dass keiner Kim gegen ihren Willen hier festhält.«
    »Das würde ich gern mal sehen«, fügte Kim hinzu.
    »Wie sind Sie … gestorben?«, fragte Susan.
    »Ich wurde ermordet. Aber JC hat mich gerächt.«
    »Du hast nie daran geglaubt!«, sagte Graham Tiley zu Susan. Ein kleines Lächeln umspielte seine

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