Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
aber am besten in kleinen Dosen zu genießen. Sie mochte es so sehr, zu reden. Sie war auf eine sehr ermüdende Art sehr vernünftig. Wo war ich? Ach ja. Das war der erste Job, den ich als Teenager hatte, und ich habe dieser Fabrik die besten Jahre meines Lebens gegeben. Ich habe diesen Ort öfter gesehen als meine eigenen Kinder.«
»Das haben sie verstanden«, meinte Susan.
»Haben sie das?«, fragte Graham. »Ich bin da nicht so sicher. Jetzt ist meine Lily tot, und deine Eltern arbeiten in jeder freien Minute, die uns der Herrgott schickt.«
»Du hast doch mich, Opa.«
»Ja«, sagte Graham liebevoll. »Ich habe dich, Kind.«
Susan sah JC herausfordernd an. »Ist das Ihr Technikkram, der da drüben herumsteht? Ich kenne modernes Zeug, wenn ich’s sehe. Glauben Sie wirklich, dass man Gespenster messen kann, Geister wiegen, sie aufspießen und sezieren kann?«
»Manchmal«, erwiderte Melody.
Susan warf ihr einen zornigen Blick zu. »Für wen sagten Sie, arbeiten Sie?«
»Wir sind Offizielle«, sagte JC. »Ich würde es dabei belassen, wenn ich Sie wäre.«
»Das ist unser Spuk!« Susan blieb hartnäckig. »Wir waren zuerst hier!«
»Man kann einen Spuk nicht beanspruchen, Kind«, sagte Graham. »Wir haben Dinge gehört, Mr. Chance. Die Leute erzählen Geschichten. Und ich habe mehr als genug gehört, um sicher zu sein, dass es hier einiges gibt, das Nachforschungen lohnt. Wir sind vielleicht nur Amateur-Geisterjäger, aber ich habe Erfahrung mit so etwas. Ich bin hier, um Hilfe und Anleitung für alle verlorenen Seelen anzubieten, die aus irgendwelchen Gründen hier festgehalten werden. Hilfe, ihnen begreiflich zu machen, dass sie tot sind, aber dass es einen besseren Ort gibt, der auf sie wartet. Ihnen Frieden zu zeigen und den Schutz des Hellen, Weißen Lichts.«
»Amateure«, brummte Melody. »Das hat uns gerade noch gefehlt.«
»Ruhe da hinten«, sagte JC. »Aber die rüpelhafte Dame hat recht, so leid es mir tut, das sagen zu müssen, Mr. Tiley. Es ist hier wirklich nicht sicher. Sie sollten gehen.«
»Junger Mann«, sagte Graham streng. »Ich habe siebzehn böse Orte gesäubert und sie ruhig und friedlich hinterlassen, ohne dass dort noch ein unruhiger Geist umgeht. Ich weiß, was ich tue. Ich beabsichtige, Kontakt mit jeder ruhelosen Seele aufzunehmen, die hier spukt. Sie sind willkommen, zu bleiben und zu helfen, wenn Sie das wünschen.«
»Helfen, nicht stören«, machte Susan klar. »Keiner legt sich mit meinem Opa an; nicht, solange ich da bin.«
»Und was genau haben Sie vor?«, fragte JC. »Das würde ich gern wissen.«
Tiley warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Er war noch nicht völlig überzeugt davon, dass man ihn ernstnahm. »Ich habe meine eigenen erprobten und verlässlichen Methoden. An denen halte ich fest. Sie und Ihre Kollegen können tun, was Ihnen beliebt!«
Damit stampfte er weiter in das Dunkel der Werkshalle hinein und hielt die Sturmlaterne vor sich. Eine Kugel von goldenem Licht, die in die Finsternis hineinleuchtete. Susan sah ihm hinterher, als sei sie nicht sicher, ob er ihre Gesellschaft wünschte. Sie sah JC böse an.
»Offiziell! Was soll ›offiziell‹ denn heißen? Sie sind keine Polizisten.«
»Gott bewahre«, erwiderte JC. »Sagen wir, wir sind Profis. Wir haben eine Menge Erfahrung auf diesem Gebiet. Genug, um zu wissen, dass das, was hier passiert, kein üblicher Spuk ist. Albert Winter ist nicht zufällig genau hier gestorben. Etwas hat ihn hergelockt und sich dann einen Spaß daraus gemacht, ihn langsam zu töten. Und was auch immer das war, es ist immer noch hier.«
Auf einmal schauderte Susan unwillkürlich. Sie konnte die Wahrheit aus JC’s ruhigen Worten heraushören. Sie sah zu ihrem Großvater. »Opa hat sich das Geisterjagen zum Hobby gemacht, als er in Rente ging. Es hielt ihn beschäftigt. Aber nachdem Großmutter Lily letztes Jahr gestorben ist, nimmt er alles viel schwerer.«
»Ich entnehme dem, dass Sie keine Gläubige sind?«, fragte JC.
Susan schnaubte laut und sah ihn verächtlich an. »Natürlich nicht! Ich bin hier, um ihm Gesellschaft zu leisten und darauf zu achten, dass er keinen Ärger bekommt. Ich war bei einem Dutzend ›Säuberungen‹ dabei und habe nie etwas gesehen oder gehört. Es sind immer leere Räume, mit Schatten in den Ecken und klappernden Rohren in der Wand. Sie wissen eine Menge über den Mord. Sind Sie sicher, dass Sie nicht irgendeine Art von Polizei sind?«
»Wie kann man sicher sein? Lass mich zählen,
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