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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Zweifel.
    Das war Sum Sum.
    Lu See streckte die Hände aus, umfasste die Unterarme der Freundin. Sum Sums Finger taten dasselbe und berührten die ihren. Ihre Haut zu spüren, dachte Lu See, das ist so, als würde ich mein eigenes Fleisch berühren. Es ist das schönste Gefühl der Welt.
    Lange Zeit standen sie so da. Dann umarmten sie einander so fest, dass ihre Knochen knackende Geräusche von sich gaben. Mit knirschenden Gelenken und hämmernden Herzen öffneten sich ihrer beider Lippen zu einem breiten Lächeln.
    Dann begannen sie zu lachen und sahen einander in die Augen, so als wären sie wieder neunzehn Jahre alt.
    »Du siehst tipp-topp gut aus«, sagte Sum Sum.
    »Du warst schon immer eine ziemlich schlechte Lügnerin. Schau dir nur meinen Hals an. Die Haut ist faltig wie ein zerknittertes Bettlaken.«
    » Aiyoo! Und was ist mit mir? Mein Gesicht so runzelig, dass aussieht wie aus Lianen von Dschungel gemacht.«
    »Unsinn, deine Haut ist noch immer so glatt wie Hammelfett. Aber was deine Frisur angeht, nun, ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.«
    Sum Sum fuhr sich mit der flachen Hand über ihren kahlen Schädel. »Warum musst du nach all die Jahre so verrückt Dinge sagen?«
    Lu Sees Seele floss vor Freude geradezu über.
    Das war Sum Sum, ihre Sum Sum!
    Beide hatten sie mehr als ein Vierteljahrhundert lang von diesem Augenblick geträumt. Vor lauter Glück drückte Lu See noch einmal Sum Sums Arm, so als wolle sie sich versichern, dass dies Realität war und Sum Sum tatsächlich vor ihr stand.
    Und dann brachen die beiden Frauen ganz unerwartet in Tränen aus.
    Wenig später saßen sie mit Mabel zusammen im Empfangszimmer. Mabel und Sum Sum starrten einander lange Zeit völlig gebannt an. Verblüfft und fasziniert zugleich wie zwei Wesen aus verschiedenen Welten, die sich zum ersten Mal begegnen.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte Lu See schließlich und brach damit das Schweigen.
    Ihre Schnur mit den blauen Gebetsperlen um ihr Handgelenk schlingend nahm Sum Sum die Plastikdose entgegen. Wie alle anderen Nonnen trug sie ein rotbraunes Wickelhemd, das dhonka genannt wurde, und einen ebenfalls rotbraunen Rock. Dazu dunkle Socken und Sandalen.
    »Was ist das, lah ?« Sum Sum nahm den Deckel ab. » Aiyoo! Die kenne ich, sind Rosmarinkekse!«
    »Du selbst hast dieses Rezept erfunden. Ich weiß noch, das du immer zwei oder drei auf einen Rutsch gegessen hast.«
    » Aiyoo! Sie wunderbar riechen. Darf ich probieren?«
    »Natürlich, sie sind nur für dich.«
    Sum Sum nahm einen Keks und biss ein winziges Stück davon ab. Sie knabberte daran wie ein Eichhörnchen, hielt sich die hohle Hand unters Kinn, um die Krümel aufzu fangen. Dabei gab sie immer wieder ein genießerisches »Mmmmmmm« von sich, so wie ein Kind, das einen Löffel mit Eiscreme ableckt.
    »Das ist ein Foto meines zukünftigen Ehemannes«, sagte Mabel und reichte Sum Sum eine Fotografie.
    »Ich wette, er sieht so gut aus, dass er auf Titelbild sein kann, nicht wahr?« Sum Sum rieb sich die Augen und konzentrierte sich dann auf das Bild. »Sieht so stark aus wie Yak. Wie lang du bist schon verlobt?«
    »Erst seit ein paar Tagen«, gestand Mabel lächelnd. »Er hat mir am Morgen unserer Abreise einen Antrag gemacht.«
    »Mabel wird einen Chirurgen heiraten«, sagte Lu See. Ihrer Stimme war deutlich anzuhören, wie stolz sie war.
    »Wah«, erklärte Sum Sum beifällig. Ihre Augen strahlten.
    Lu See sagte dann eine ganze Weile nichts mehr. Sie beobachtete, wie aufmerksam und höflich Mabel und Sum Sum miteinander umgingen. Beide waren sichtlich darum bemüht, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Ihr fiel auch auf, wie sie versuchten, eine Art von Verbindung herzustellen, sich behutsam an den Händen hielten, mit den Fingern berührten, Spuren auf der Haut hinterließen. Zwischen ihnen lagen jedoch noch immer unzählige Fragen, die zu stellen keine von ihnen mutig genug war.
    Eine jüngere Nonne kam herein und servierte Tassen mit Yakbuttertee.
    Sum Sum stellte sie vor. »Das ist meine Freundin Tormam.« Tormam neigte ihren Kopf. »Sie hat mich auf unser Weg von Tibet hierher viel Mal Leben geretten.«
    »Tatsächlich es war Sengemo, die mein Leben retten. Ich mir verlaufen und sie Spuren von mein Füße nachgehen und mir finden.«
    Sum Sum trank einen Schluck Tee. »Wie schmeckt dich unser Nationalgetränk?«, fragte sie Mabel mit einem schelmischen Lächeln.
    Mabel nickte mit lachenden Augen. »Das ist, als würde man

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