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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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wild gewordener Elefant.
    Über diesen Vergleich, der ihr bestimmt missfallen hätte, musste er lachen. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie absolut umwerfend sie aussah. Es war eine Schande, diesen fantastischen Körper unter all diesen Stofflagen zu verbergen. Obwohl er einräumen musste, dass diese Klamotten zumindest jahrelang alle potenziellen Konkurrenten in die Irre geführt hatten, so dass sie für sein Werben sehr empfänglich gewesen war.
    Er wollte ihr eine halbe Stunde geben und dann nachgucken, wo sie steckte. Er sprang kurz unter die Dusche, zog frische Jeans und ein altes Flanellhemd an und steckte diesmal ein halbes Dutzend Kondome ein. Zwar war das Kind vielleicht schon in den Brunnen gefallen, aber das hieß ja nicht, dass sie ebenso unvorsichtig weitermachen konnten.
    Und wenn er sie geschwängert hatte – was würde er dann tun? Nein, diesen Gedanken verbot er sich im Augenblick. Er musste sich jetzt auf anderes konzentrieren, auf diese seltsame Sache mit den sprechenden Blumen und Doc und …
    Er war wie vom Schlag getroffen; beinahe wäre er umgekippt. Die Erinnerung traf ihn wie ein Schock, so intensiv, so überraschend, dass ihm schwindelig wurde. Er taumelte in einen Sessel neben dem kalten Kamin und starrte in die Asche.
    Lorelei hatte Blumen im Haar gehabt. Gelbe Blumen, die er noch nie zuvor gesehen hatte, und als er sie danach gefragt hatte, von jugendlicher Eifersucht erfüllt, hatte sie ihn ausgelacht und ihm erzählt, dass sie von einem älteren Verehrer stammten.
    Von da an war alles eskaliert. Er war wütend geworden, hatte sie angebrüllt, und sie hatte zurückgekeift. Sie hatte schon immer ein Faible für Grobheiten im Bett gehabt, und in dieser Nacht, in der das Wissen zwischen ihnen gestanden hatte, dass er sie verlassen würde, dass er schon am nächsten Morgen schnellstmöglich aus Colby verduften wollte, war es nicht anders gewesen.
    Sie hatte ihm den Rücken zerkratzt, wie sie es so gerne tat. Man hatte Spuren seiner Haut unter ihren Fingernägeln gefunden, obwohl ihre Leiche schon stundenlang im See getrieben hatte, als er sie fand. Die gelben Blumen hatten noch immer in ihrem Haar gesteckt. Ihr ganzer blutgetränkter Körper war mit Blumen bedeckt gewesen, als er sie heulend im Schuppen an sich gepresst hatte. Und Doc hatte zugeschaut.
    Von Panik ergriffen, streckte er die Hand nach dem Telefon aus. Sie hatte gesagt, dass Doc ihr die Blumen gebracht hatte. Doc, der von Anfang an dabei gewesen war, der gegen ihn ausgesagt hatte, der jeden kannte und all die kleinen Geheimnisse der Einwohner von Colby. Doc mit den gelben Blumen und dem gütigen Lächeln. Und den tödlichen Händen.
    Er wählte die Nummer des Gasthauses, heilfroh, dass er daran gedacht hatte, sie sich zu notieren. Das Rufzeichen klang befremdlich hohl, und einen Moment später klickte es in der Leitung.
    „Sophie, du musst …“ Weiter kam er nicht, weil ihn eine Stimme vom Band unterbrach.
    „Bedauerlicherweise ist der von Ihnen angewählte Anschluss momentan nicht zu erreichen. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.“
    Griffin starrte entsetzt das Telefon an. Dann ließ er den Hörer fallen und rannte los.

21. KAPITEL
    S ophie hastete den Hügel zum Gasthaus hinauf und versuchte ihre Seitenstiche und die Wut, die in ihrem Herzen loderte, zu ignorieren. Wie konnte dieser Schweinehund es wagen, einfach zu vergessen, dass sie da war? Wie konnte er es wagen, das zu tun, was er getan hatte – und sie dann einfach nicht mehr zu beachten? Sie würde ihn umbringen, das wärs. Ein Gewehr auftreiben und ihn abknallen.
    Zumindest in Gedanken würde sie es tun. Seit sie von John McKinney in der vierten Klasse geärgert worden war, hatte sie niemanden mehr geohrfeigt, aber jetzt verspürte sie einen heiligen Zorn, auch wenn sie ihre Mordfantasien nie in die Tat umsetzen würde.
    Das Haus war dunkel, nur in der Küche brannte ein schwaches Licht. Ihre Uhr war stehen geblieben, und Sophie hatte keine Vorstellung, wie lange sie sich mit Thomas Griffin da draußen im Wald herumgetrieben hatte. Griffin mit der tätowierten Schlange auf der Hüfte. Griffin, der vermeintliche Mörder, der nie jemanden umgebracht hatte.
    Docs Auto war nirgends zu sehen. Marty musste schon eine Weile wieder da sein. Doc war sicher nach Hause gefahren, um sich um Rima zu kümmern, und Gracey würde dank des Medikaments friedlich schlafen.
    Während Sophie die Stufen zur Veranda hochstieg, versuchte sie sich klar zu machen, dass

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