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Das Haus des Daedalus

Titel: Das Haus des Daedalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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meine Hilfe heutzutage wert sein mag. Er hatte kaum noch gearbeitet, seit Miwa auf und davon war und all seine Kundenunterlagen, Forschungsergebnisse und Computerdateien mitgenommen hatte. Sie hatte ihn von einem Tag auf den anderen ruiniert.
    Coralina nickte, und der heitere Zug um ihre Mundwinkel verschwand. »Du bist schnell gekommen.«
    »Deine Großmutter hat mich gestern abend angerufen, und … und ich hatte nicht viel Besseres vor, weißt du.« Außer dazusitzen und abwechselnd die Wand oder das einzige Foto anzustarren, das Miwa ihm von sich gelassen hatte. Seit sie fort war, fragte er sich, warum sie das Bild nicht mitgenommen hatte. Sie war so gründlich gewesen, hatte ihm alles genommen, die Grundlagen von zehn Jahren Arbeit. Und mehr noch, sie hatte ihn bei nahezu all seinen Kunden verleumdet und übernahm nun selbst die Aufträge, während Jupiter in seinem leeren Büro hockte und wartete, daß das Telefon klingelte. Aber er wartete nicht auf neue Angebote … er wartete darauf, endlich wieder ihre Stimme zu hören, wo auch immer sie jetzt stecken mochte.
    Doch Miwa rief nicht an. Natürlich nicht.
    »Um was geht’s denn eigentlich?«
    Coralina schaute ihn überrascht an. »Die Shuvani hat dir gar nichts erzählt?«
    »Nur, daß du an der Restauration dieser Kirche arbeitest und möchtest, daß ich auf etwas einen Blick werfe.« Gegen seinen Willen blitzte wieder das Batikhemdchen vor seinem inneren Auge auf. Er hätte noch heute das Muster aufmalen können, frei aus dem Kopf. Erinnerungen, dachte er, können einem solche Dinge antun, wenn sie es schlecht mit einem meinen. Und er hatte in letzter Zeit nicht viel Glück mit Erinnerungen gehabt.
    »Du hast dich tatsächlich ins Flugzeug gesetzt, ohne irgendwelche Einzelheiten zu kennen?« Sie schüttelte erstaunt den Kopf. »Du mußt wirklich wenig Besseres vorgehabt haben.«
    »Dreh das Messer noch ein bißchen in der Wunde um, vielleicht tu ich dir dann den Gefallen und schreie ein wenig.«
    Sie berührte sanft seine unrasierte Wange. »Hey, das wird wieder. Okay?« Noch einmal lächelte sie ihr rätselhaftes Zigeunerlächeln, forsch und zugleich seltsam sachlich.
    Er nickte langsam und fragte sich insgeheim, ob sie berechnend sein konnte.
    »Komm«, sagte sie und ging hinüber zur Leiter.
    Er ließ seinen Koffer stehen und folgte ihr die Sprossen hinauf. Die Metallstreben waren glattpoliert von unzähligen Füßen, die auf Dutzenden Baustellen in Roms Sakralbauten und Monumenten darüber hinweg geklettert waren.
    »Paß auf, daß du nicht abrutschst«, rief sie ihm von oben zu, und als er aufblickte, entdeckte er, daß sie bereits auf der vierten Ebene angekommen war, während er selbst sich noch auf der zweiten befand. Sie war geschickt, ohne Zweifel.
    Oben schlug er mürrisch die Hand aus, die sie ihm entgegenstreckte, und sah, daß sie abermals grinste.
    »Kann es sein, daß du mich auslachst?« fragte er pikiert.
    »Kann es sein, daß du überempfindlich auf weibliche Aufmerksamkeit reagierst?« konterte sie.
    »Die letzte weibliche Aufmerksamkeit in meinem Leben galt der Aufgabe, meine gesamte Existenz möglichst gründlich zu zerstören.«
    Sie biß sich nachdenklich auf die Unterlippe und wurde ernst.
    »Die Shuvani hat mir erzählt, was deine Freundin dir angetan hat. Tut mir leid.«
    »Ich bin selbst schuld daran. Miwa ist …«
    »Du verteidigst sie auch noch?«
    Er zuckte nur die Achseln. »Können wir das Thema wechseln?«
    Coralina führte ihn den schmalen Steg entlang zum anderen Ende des Gerüsts. Sie ging voran, ohne sich umzuschauen. »Was sagt dir der Name Piranesi?« fragte sie.
    »Giovanni Battista Piranesi?«
    »Eben der.«
    »Italienischer Kupferstecher des achtzehnten Jahrhunderts. War zu seiner Zeit aufgrund seiner aufwendigen Radierungen so was wie ein Superstar. Die Antichitä Romane und die Carceri dürften seine bekanntesten Werke sein. Privat eine eher verkorkste Gestalt. Er wollte sein Leben lang als Architekt arbeiten, bekam aber keine Aufträge.«
    »Richtig«, sagte sie, »und falsch. Zumindest der letzte Satz.«
    »Stimmt.« Allmählich erinnerte sich Jupiter an Details. In Gedanken blätterte er in Bildbänden mit Radierungen, die heute vermutlich mit all seinen anderen Sachen in Miwas Wohnung lagen … wo immer auf der Welt sich die auch befinden mochte. »Piranesi war für die Restaurierung einer Kirche hier in Rom verantwortlich. Und die Neugestaltung eines Platzes, glaube ich. Mehr nicht.«
    Coralina nickte, und

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