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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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vor, und Cappy hob die Fäuste, aber der Priester packte ihn bloß und warf ihn wieder auf die Couch.
    Also, Pulls Leg Junior, wie ist dein echter alter traditioneller Name?
    Cappy Lafournais.
    Der Sohn von Doe?
    Yeah.
    Ein guter Mann. Er zeigte mit seinem dicken Finger auf Angus. Und ich kenne deine Tante.
    Als Nächstes hielt er mir seinen Finger unter die Nase. Ich konnte nicht atmen.
    Ich kenne deinen Dad, und ich weiß jetzt, warum ihr armseligen Rotzblasen mir nachspioniert. Du. Ich habe über deine Frage von vorhin nachgedacht. Warum du wissen wolltest, was ich an dem Sonntag gemacht habe. Am fünfzehnten Mai um soundso viel Uhr. Als ob du mein Alibi abfragen wolltest. Zuerst fand ich es komisch. Dann ist mir eingefallen, was mit deiner Mom passiert ist. Und Bingo.
    Unsere Knie, unsere Füße und Schuhe waren auf einmal unglaublich wichtig. Wir sahen sie uns sehr genau an. Wir spürten den Blick seiner aus Silber getriebenen Augen.
    Also denkst du, ich hätte deiner Ma wehgetan, sagte er leise. Na? Antworte.
    Er trat mich noch einmal. Aus Taubheit wurde Schmerz.
    Ja. Nein. Ich dachte, es könnte sein.
    Es könnte sein. Und dann habt ihr sozusagen den nacktenTatsachen ins Gesicht gesehen, ja? To-tal unmöglich. Also wisst ihr Bescheid. Und nur zu eurer Information, ihr Rattenschisse, ihr Katzenarschbacken, ihr hohlen kleinen Wichser, ich würde meinen Schwanz selbst dann nicht für so was benutzen, wenn ich es könnte. Ihr Schmalspurlutscher, ich habe selbst eine Mutter, und ich habe eine Schwester. Und eine Freundin hatte ich auch.
    Father Travis lehnte sich zurück. Ich schielte zu ihm hoch. Er beobachtete uns unter seinen dichten Brauen, die Hände im Schoß gefaltet. Seine Augen hatten wieder diesen cyborgmäßigen Glanz. Die Wangenknochen sahen aus, als würden sie jeden Moment durch die Haut brechen. Er besaß nicht nur ein Alien -Video, hatte nicht nur diese abgefahrene, schreckliche Wunde, sondern hatte uns zur Sau gemacht, ohne ein einziges von den üblichen Schimpfwörtern zu benutzen. Außerdem war da noch die Geschwindigkeit, mit der er Angus hinterhergehechtet war, die Hanteln, das schicke Michelob-Bier. Es konnte einem fast den Katholizismus schmackhaft machen.
    Sie hatten eine Freundin?
    Father Travis’ Gesicht spannte sich knochenweiß. Ich konnte nicht fassen, was Cappy da tat. Im ersten Moment dachte ich, jetzt wäre er dran. Aber Cappy hatte überhaupt nicht spöttisch oder sarkastisch gefragt. So war es eben mit ihm. Er wollte es wirklich wissen. Er hatte die Frage so gestellt, wie ein guter Anwalt, wie ich heute weiß, einen Zeugen befragt. Weil er sich für ihn interessiert. Weil er seine Geschichte hören will.
    Father Travis sagte lange nichts, aber Cappy blieb zum Zuhören bereit.
    Ja, sagte Father Travis endlich. Seine Stimme klang jetzt rauer, tiefer. Ihr kleinen Spritzer habt noch keine Ahnung von Frauen. Ihr bildet es euch vielleicht ein, aber ihr habt keinen Schimmer. Ich war mit einer echten Frau verlobt. Wunderschön. Und treu. Hat nie gewankt. Nicht mal nach dem Volltreffer. Sie wäre geblieben. Ich war es, der … steht ihr auf Mädchen?
    Ich schon, sagte Cappy, der Einzige, der sich zu antworten traute.
    Verschwende deine Zeit nicht an Schlampen, sagte er. Gehst du zur Highschool?
    Noch nicht, aber bald, sagte Cappy.
    Umso besser. Das hübsche Mädchen, das alle anderen übersehen – sei du der Erste, der sie bemerkt.
    Okay, sagte Cappy.
    Also, sagte Father Travis. Also. Er breitete seine Hände über die Armlehnen des Sessels aus. Er sah uns schweigend an, bis wir endlich die Köpfe hoben und seinem unerbittlichen Blick begegneten.
    Ihr wollt wissen, wie es passiert ist. Ihr wollt wissen, wie ich damit fertig werde. Ihr wollt Sachen wissen, die euch nichts angehen. Aber ihr seid keine schlechten Jungs, scheint mir. Ihr wolltet rausfinden, wer deiner Mutter, seiner Mutter wehgetan hat. Er starrte mich an.
    Ich war 83 in der amerikanischen Botschaft in Beirut. Ein echter Glückspilz. Schließlich bin ich jetzt hier, oder? Der Abfluss funktioniert. Ich muss sehr gut drauf aufpassen, sonst entzündet es sich. Trieb ist vorhanden. Alles sublimiert. Ich war im Priesterseminar, bevor ich bei den Marines anfing. Hatte diese Wut. Bin so wieder heimgekommen; ein Zeichen. Abschluss gemacht, ordiniert. Hierher verschickt. Noch Fragen?
    Ich sagte, es hätte noch nie ein Priester die Erdhörnchen abgeknallt.
    Die Schwestern vergasen sie. Würdet ihr gern im Tunnel verrecken? Dann

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