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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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seinem Zeitplan einen dicken Strich durch die Rechnung. Bei Oldenburg wechselte er auf die A 29. Sturmböen strichen über das Land und grelle Blitze zuckten durch die beginnende Nacht. Mit vierzig Stundenkilometern kroch er die Straße entlang. Überholt wurde er dennoch nicht. Nur wenige Wagen waren an diesem Donnerstagabend unterwegs und viele Kollegen hatten bereits Rastplätze angefahren, um das Ende des Sturms abzuwarten. Hans Kropp kämpfte sich mit seinem Lastwagen durch das Unwetter. Hin und wieder strich er sich mit der Handfläche über seine müden Augen.
    Fast zwölf Stunden saß er nun schon – mit kurzen Unterbrechungen – hinter dem Lenkrad. Als er endlich bei Sande die Autobahn verließ und über die Bunsenstraße das Industriegelände oberhalb des Sander Watts ansteuerte, atmete er auf.
    Es war kurz vor dreiundzwanzig Uhr und über der Stadt am Jadebusen tobte ein heftiges Gewitter. Die Bäume an der Straße bogen sich im Sturm und hier und da hatte der heftige Wind schon schwache Äste und dünne Zweige aus den Baumkronen gerissen und über die Fahrbahn verteilt. Als er in die Planckstraße einbog, knirschte ein dicker Ast unter seinen Reifen und schlug ihm gegen den Unterfahrschutz. Hans Kropp fluchte.
    Er war erleichtert, als er die fahle Laterne erkannte, die oberhalb des Betriebstores im Wind hin und her schwang. Er stoppte. Bevor er den LKW verließ, warf er sich seine gelbe Öljacke über die muskulösen Schultern. Er hatte die Fahrt in kurzer Turnhose und T-Shirt zurückgelegt, für das üble Wetter war er denkbar schlecht gekleidet. Nur die Schnürstiefel taugten für den Regen, und die trug er nur, weil er erst vor ein paar Wochen bei einer Polizeikontrolle eine saftige Strafe dafür gezahlt hatte, dass er in Sandalen gefahren war. Vorschrift, hatte der Polizist gesagt. Dieses Land wimmelte vor unnützen Vorschriften. Er öffnete die Fahrertür und kämpfte dabei gegen den orkanartigen Wind, der kräftig für Gegendruck sorgte.
    Das Tor war verschlossen und das Firmengelände lag einsam und verlassen im schummrigen Licht der wenigen Bogenlampen. Hans Kropp hatte einen Schlüssel, so wie jeder Fahrer der Firma, der große Touren bis ins Ausland fuhr. Neben dem Tor stand ein Pfosten, an dem ein Schloss installiert war. Das Schließsystem war erst im vergangenen Jahr eingerichtet worden und Hans Kropp hatte geflucht, weil der Firmenchef entgegen der Forderung der Fahrer keine Fernbedienung für das Tor angeschafft hatte. Er steckte seinen Schlüssel in das Schloss. Sekunden später setzte sich das Tor lärmend in Bewegung. Eine gelbe Rundumleuchte blinkte. Hans Kropp ging zurück zu seinem LKW. Bevor er einstieg, verharrte er kurz und schaute sich um. Das eigenartige Gefühl war zurückgekehrt. Es war, als ob ihn fremde Augen fixierten und ihn nicht mehr losließen. Er schüttelte den Kopf. Alles nur Einbildung, sagte er sich, als er sich in das Führerhaus schwang und den Lastwagen durch das Tor in den Schatten des Verwaltungsgebäudes manövrierte. Wenige Minuten später hatte er den Lastzug geparkt. Bevor er das Führerhaus verließ, füllte er noch das interne Fahrtenbuch aus, das zur Abrechnung der Tour mit dem Disponenten wichtig war. 22.41 Uhr trug er in der Spalte Rückkehr/Datum und Uhrzeit ein. Anschließend kletterte er aus dem Wagen und verschloss die Tür. Für heute war Feierabend, den Rest konnte er morgen erledigen, ehe er sich in das verlängerte Wochenende verabschiedete.
    Kaum hatte er seinen Wagen umrundet, keimte erneut dieses Gefühl in ihm auf. Die Gänsehaut auf seinen Armen kam nicht alleine von der Kälte.
    Seinen PKW hatte er neben der Werkstatt geparkt. Als er im Schein einer Peitschenlampe darauf zuging, hörte er plötzlich ein Scheppern. Ein Blitz zuckte durch die Nacht und ein lauter Donner folgte.
    »Ist da wer?«, rief er in die Dunkelheit. Er wandte sich um und lief zurück zu seinem Lastwagen. Es bestand kein Zweifel mehr für ihn, er war nicht alleine auf dem Gelände.
    »Los, herauskommen!«, rief er. »Sonst passiert etwas.«
    Er hatte seinen Lastwagen erreicht. Auf der Beifahrerseite, vor der Hinterachse, befand sich der Werkzeugkasten. Eine Axt lag darin. Es schadete nicht, wenn er seinem unheimlichen Gegenüber etwas entgegenzusetzen hatte.
    Hans Kropp hatte ein Gespür für Gefahr. In Barcelona hatte es ihn davor bewahrt, mit einem Stilett im Rücken zu enden. Er hatte die Gefahr gewittert und sich rechtzeitig herumgedreht, um das Billardqueue auf

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