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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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das kann ein Fahrer nie genau kalkulieren.«
    »Lebte Kropp allein?«, mischte sich Alex ein.
    Vukovic nickte. »Er ist geschieden und hat nur Ärger damit. War ein paar Jahre drüben im Osten. Dort hat er eine Zeit lang gearbeitet. Ist für eine Spedition nach Polen gefahren und erzählte manchmal darüber. War nicht immer alles legal. Schmuggelte Zigaretten und so. Ich weiß aber nicht, ob das stimmt. Hans hat gerne Geschichten erzählt, wenn er ordentlich geladen hatte.«
    »Hatte er sonst irgendwelche Freunde oder Bekannte?«
    Vukovic schüttelte den Kopf.
    »Und Feinde?«
    Vukovic lächelte verbissen. »Er hat mir mal erzählt, dass ihm seine beiden Schwäger die Hölle heiß machen, weil er keinen Unterhalt für seine Ex und den Bengel zahlte. Aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Er war schon ein bisschen … ungewöhnlich.«
    »Ungewöhnlich?«
    »Ich glaube, dass er nur so herumgelungert hat, wenn er frei hatte. Das Drumherum war ihm manchmal scheißegal, wenn Sie wissen, was ich meine. Er lebte so in den Tag und war zufrieden, wenn er Bier und Zigaretten hatte. Wenn es ihm danach war, dann hat er diese Nummern angerufen, die in der Bildzeitung stehen. Aber ich glaube nicht, dass er viele Freunde hatte.«
    »Seine Exfrau und diese Schwäger, Sie wissen nicht zufällig, wie die heißen und wo sie wohnen?«
    »Nein. Die müssen noch immer im Osten sein. Ich glaube, seine Alte hieß Jenny oder so. Aber mehr weiß ich nicht darüber. Mein Gott, wir haben manchmal zusammen ein Bier getrunken, mehr nicht. Wir waren auch ganz unterschiedliche Typen, verstehen Sie. Es ist doch ganz normal, dass man sich auf der Arbeit über dies und das unterhält und manchmal nach Feierabend zusammensitzt. Mehr nicht. Ich habe ihn doch nur gefunden.«
    »Und warum waren Sie schon so früh in der Firma?«
    Vukovic wies auf einen roten Lastwagen, der über einer Grube in der Werkstatt stand. »Der soll heute Mittag auf Tour nach Italien. Hat noch immer Probleme mit dem Getriebe. Ich wollte ihn fertig machen und mich dann um den Wagen von Hans kümmern. Die Inspektion vorbereiten. Weil ich dachte, es wird heute wieder heiß, und weil Wochenende ist, wollte ich bis drei Uhr fertig sein, damit ich noch etwas an den Fliegerdeich kann.«
    Till Schreier warf Alex Uhlenbruch einen Blick zu und erhob sich.
    »Eine Frage noch«, sagte Alex. »Gab es in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches, einen Vorfall im Zusammenhang mit Hans Kropp?«
    Vukovic schaute fragend drein, dann schüttelte er den Kopf. Die beiden Kripobeamten bedankten sich. Bevor sie den Aufenthaltsraum verließen, meldete sich Vukovic noch einmal zu Wort. »Doch, da war etwas. An dem Tag, als er losfuhr. Er meinte irgendjemanden gesehen zu haben. Er erzählte von einem Gefühl.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na ja, jetzt, wo ich es mir recht überlege … Er glaubte, dass ihn jemand beobachtet. So ein Gefühl eben.«
    »Wer sollte das gewesen sein?«
    »Ich weiß nicht, er sagte nur, dass er ein komisches Gefühl habe. So etwas wie Angst, glaube ich, obwohl er einen ordentlichen Schlag hatte und Kräfte wie ein Büffel. Aber er sagte öfters so seltsame Dinge. Einmal behauptete er, er habe die Gabe des zweiten Gesichts. Was immer das auch bedeutet.«

 
     
5
    Draußen heizte die Mittagssonne die Mauern und den Asphalt auf, so dass die Luft vibrierte. Vom reinigenden Gewitter der letzten Nacht war nichts mehr zu spüren.
    Im großen Konferenzraum der Wilhelmshavener Kriminalinspektion in der Peterstraße stand die Luft unbeweglich. Neben Kleinschmidt, Beck und Trevisan hatten sich die Mitarbeiter des FK 1 und die zugeordneten Kollegen aus dem dritten Fachkommissariat um den großen Tisch versammelt. An der Tafel prangten die ersten Tatortbilder der vergangenen Nacht.
    »Wir müssen von einem gezielten Anschlag auf den Fernfahrer ausgehen«, referierte Trevisan und wies auf die Tafel. »Nach dem festgestellten Spurenbild hat der Täter oder eine Tätergruppe hinter den Containern an der Westseite des Areals auf den LKW-Fahrer gelauert. Wir gehen davon aus, dass der Fahrer seinen LKW gegen 22.41 Uhr dort abstellte, nachdem er von einer Tour aus Spanien zurückgekommen ist. Seine Rückkehrzeit war in der Firma nicht genau bekannt, aber er wurde für den gestrigen Abend erwartet. In der Firma galt Kropp als zuverlässig, wenn auch ein wenig eigenbrötlerisch. Niemand unterhielt einen engeren Kontakt zu ihm und von Bekannten oder Freunden ist keinem in der Firma etwas bekannt.

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