Das Haus in den Dünen
geschickt. Ich glaube, sie ist in letzter Zeit schlecht drauf.«
Trevisan überlegte. Eigentlich hatte er die Ermittlungsarbeit an den beiden Fällen unter den Kollegen aufgeteilt.
»Monika ist davon überzeugt, dass wir es mit einem Feuerwehrmann zu tun haben«, warf Till ein. »Ich glaube nicht, dass sie meine Theorie ernst nimmt.«
»Und jetzt soll ich mit ihr sprechen?«
»Ich dachte nur, schließlich bist du Kommissariatsleiter.«
Trevisan fuhr sich über das Kinn. »Wie lange wirst du für die Überprüfung brauchen?«
»Ein, zwei Tage, bis ich alle Standesämter abtelefoniert habe.«
Trevisan räusperte sich. »Also gut, leg los! Ich werde mit Monika reden. Vielleicht finden wir auf deiner Liste sogar einen Feuerwehrmann. Warum sollten wir nicht ein bisschen Glück haben.«
Es pochte an der Tür.
»Ja«, rief Trevisan.
Alex stürmte in das Büro. »Wer sollte ein bisschen Glück haben?«, fragte er mit einem Lächeln. Tina folgte im Schlepptau und legte einen Packen Briefe auf Trevisans Schreibtisch.
»Was ist das?«, fragte er verdutzt.
»Ein kleines bisschen Glück, würde ich sagen«, antwortete Alex.
*
Er bereitete sich vor. Es war alles ganz einfach. Das Benzin entnahm er mit einem langen Schlauch dem Tank seines Wagens. Er hatte sein neues Ziel ausgewählt.
Und du wirst tappen am Mittag, wie ein Blinder tappt im Dunkeln, und wirst auf deinem Wege kein Glück haben und wirst Gewalt und Unrecht leiden müssen dein Leben lang, und niemand wird dir helfen.
Das Wochenende stand bevor. In der Gegend fand der alljährliche Bockhorner Markt statt. Vielleicht würde er morgen ein paar Stunden dort zubringen, das ein oder andere Bier trinken und dazu frische Krabbenbrötchen essen. Aber zuerst musste er alles für den morgigen Tag vorbereiten.
Ob Swantje auch auf den Bockhorner Markt gehen würde? Vielleicht würde er sie sogar treffen und ein paar Worte mit ihr wechseln. Bockhorn war zwar nicht Amerika, aber immerhin war es jedes Jahr ein schöner, gemütlicher Markt, der sich rund um die Straßen und Plätze der Stadt formierte.
Du sollst fröhlich sein über alles Gut, das der Herr, dein Gott, dir und deinem Hause gegeben hat.
»Hast du die Scheune aufgeräumt?«, riss ihn die Frage seiner Mutter aus den Gedanken. »Den ganzen Tag schraubst du an deiner alten Karre herum und alles andere bleibt liegen. Wenn doch noch Vater hier wäre, der würde dir die Hammelbeine schon lang ziehen. Aber ich alte, schwache Frau …«
»Ich mache es gleich, wenn ich hier fertig bin«, beeilte er sich zu sagen. »Es dauert nur noch ein paar Minuten.«
Den Benzinkanister schob er mit dem Fuß zur Seite, so dass er hinter dem Wagen aus dem Blickfeld der Mutter verschwand.
»Das will ich auch hoffen«, antwortete sie. »In ein paar Stunden kommt Hilko und will seinen Wohnwagen unterstellen. Ich habe es ihm versprochen. Also sieh zu, dass du endlich fertig wirst.«
Er nickte eifrig, bevor die Mutter hinter dem Haus verschwand. Innerlich zerbiss er einen Fluch. Den ganzen Tag nörgelte sie an ihm herum. Kaum war er aufgestanden, schon erteilte sie ihm Aufträge. Tu dies, tu das, mach schnell, werde endlich fertig, sei nicht so lahm, beeil dich, er hatte es satt, gründlich satt. Bald würde der Tag kommen, an dem dieses andauernde Kommandieren ein Ende hätte. Schließlich war Mutter schon vierundsiebzig. Aber sie hatte ein starkes Herz und eine Konstitution wie ein Ochse. Ihr Leben in Arbeit, jahraus, jahrein an der frischen Luft, hatte sie gestählt. Damals, als Vater Geld dazuverdienen musste und in einem Betrieb arbeitete, hatte sie alleine den Hof bewirtschaftet.
In den vergangenen Jahren hatte sich viel verändert. Auf einem Drittel der Felder standen jetzt Windkrafträder und mit jeder Umdrehung floss Geld in die heimische Kasse. Kein Vermögen, aber genug für ein sorgenfreies Leben. Dennoch, es gab immer etwas zu tun. Aber das war nicht das Problem. Nein, es war diese verdammte Einsamkeit.
Er schraubte den Kanister zu und legte ihn in den Wagen.
Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen …
*
Monika Sander war an diesem Freitag spät auf die Dienststelle zurückgekehrt. Ihre Ermittlungen waren wieder einmal nicht vorangekommen. Unterdessen hatte sich Trevisan mit Alex und Tina abgesprochen. Sie konzentrierten sich auf die Brüder der Exfrau von Hans Kropp. Die hatten über
Weitere Kostenlose Bücher