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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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wen sie – trifft. Ich will Klarheit haben.«
    »Sie wollen – sich scheiden lassen?«
    Er nickte stumm.
    Ich erhob mich, ging zum Schreibtisch und gab ihm das Foto zurück. »Mit vielem Dank zurück. Und auf Wiedersehen.« Ich ging zur Tür.
    »Was soll denn das bedeuten? Warten Sie, Veum, warten Sie.« Der Stuhl stieß gegen die Schreibtischkante, als er sich erhob. Ich drehte mich um. Er kam schnell auf mich zu. Er sagte: »Wenn es das Geld ist …« Er gab mir zu verstehen, daß Geld keine Rolle spielte.
    Ich sagte: »Ich bin kein reicher Mann, Moberg. Ich habe einen Stapel unbezahlter Rechnungen zu Hause, ein Barvermögen von zwei Kronen und dreißig Øre und ein Notkonto mit etwas über fünfhundert Kronen. Aber ich übernehme keine Scheidungssachen.«
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Das ist zu schmutzig.«
    Sein Gesicht wurde langsam rot. »Zu schmutzig? Kann etwas zu schmutzig sein für jemand so Schmieriges wie ein Privatdetektiv? Davon lebt ihr doch: vom Herumschnüffeln in anderer Leute Privatleben. Und ist das vielleicht nicht schmutzig, was sie treibt? Was?« Er hatte mich am Jackenkragen gepackt.
    Ich faßte seine Handgelenke und schob seine Hände weg. »Ich habe nicht viele Prinzipien, aber an denen, die ich habe, halte ich fest. Was Eheleute in ihrer Freizeit treiben, ist meiner Meinung nach ihre Privatsache. Meine Erfahrung ist, daß in den meisten Fällen von Untreue die Schuld eher beim betrogenen Teil liegt als bei dem, der betrügt. Wie groß ist der Altersunterschied zwischen Ihnen und Ihrer Frau?«
    Er öffnete den Mund und schnappte nach Luft. Er setzte an, etwas zu sagen, schluckte es aber hinunter. Dann kniff er die Lippen zusammen und wurde langsam wieder blaß. Ich konnte sehen, wie er sich zusammennahm. Als Verteidiger war er ein geübter Schauspieler. Er brachte sogar etwas zustande, das wohl ein Lächeln darstellen sollte, und sagte: »Ich bedaure, Ihre wertvolle Zeit in Anspruch genommen zu haben. Das war alles. Auf Wiedersehen.« Er nickte zur Tür und war schon wieder auf dem Weg zum Schreibtisch.
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich und ging.
    Die Sekretärin saß noch genauso da wie vorher. Sie schenkte mir noch eins ihrer berühmten Lächeln. Ich legte meine Handflächen auf ihren Schreibtisch, beugte mich vorsichtig vor und sagte: »Kommt es vor, daß Sie mit fremden Männern essen gehen?«
    Aus irgendeinem Grund errötete sie. Sie sagte: »Nein.«
    Ich richtete mich wieder auf. »Das hatte ich befürchtet.«
    Ich ließ kurz meine Zähne aufblitzen, grüßte und ging meines Weges. Lade niemals ein Mädchen Ende Oktober zum Essen ein. Warte bis April.
    Ich ging zurück zu meinem Büro. Es hatte sich nichts verändert. Das Wartezimmer war leer.

3
    Ein paar Tage vergingen, ohne besondere Spuren zu hinterlassen. Ein neuer Monat hatte begonnen. Es waren ein paar Rechnungen dazugekommen auf dem Stapel links auf meinem Schreibtisch. Der Barbetrag rechts war von zwei Kronen und dreißig Øre auf zwölf Kronen und fünfzig Øre gestiegen.
    Dies war allerdings nur ein scheinbares Anwachsen meines Vermögens. Die Ursache war, daß mein Notkonto von 503,75 Kronen auf 353,75 Kronen reduziert worden war. Der Fußboden war eine Spur dreckiger geworden, und das Wetter draußen war noch immer grau und trist.
    Ich saß da und zählte die Nägel meiner rechten Hand, als ganz plötzlich eine totale Veränderung in mein Dasein trat. Ich bekam einen Klienten. Oder jedenfalls: Die Tür vom Korridor zu meinem Wartezimmer wurde geöffnet.
    Die Tür zum Wartezimmer stand einen Spalt offen, und ich sah neugierig auf die schmale Öffnung. Nichts geschah. Alles wieder still. Ich beruhigte mich damit, daß es wohl nur eine akustische Täuschung gewesen war. Oder es war ein Patient des Zahnarztes von nebenan, der sich aus einem unbewußten Wunsch heraus in der Tür geirrt hatte. Ich spielte gerade schon mit dem Gedanken, die Füße vom Tisch zu nehmen und auf alle Fälle einmal nachsehen zu gehen, als im Wartezimmer ein dünnes Räuspern ertönte. Es war ein bescheidenes Räuspern, so wie sich jemand räuspert, um andere darauf aufmerksam zu machen, daß er da ist. Ich nahm die Füße vom Tisch, stand auf, ging zur Tür und öffnete sie ganz.
    Auf einem der Stühle saß ein Mann. Er hielt eine der alten Wochenzeitschriften in den Händen und blätterte ziellos darin herum. Als er mich entdeckte, legte er die Zeitschrift schnell beiseite, erhob sich und kam nervös auf mich zu. Seine Stimme war

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