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Das Haus Nucingen (German Edition)

Das Haus Nucingen (German Edition)

Titel: Das Haus Nucingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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bei der Geburt Malvinas ein paar herrliche Feste. Malvina ist 1801, dem Jahr des Friedens von Amiens, geboren, und jetzt haben wir 1823, Papa Werbrust. Damals ossianisierte man alles, daher nannte er seine Tochter Malvina. Sechs Jahre später, unterm Kaiserreich, war er eine Zeitlang für alles Ritterliche begeistert; so nannte er seine zweite Tochter Isaure, sie ist siebzehn. Sind also zwei heiratsfähige Töchter.‹ ›In zehn Jahren haben die Mädchen keinen Sou mehr,‹ sagte Werbrust vertraulich zu Desroches. ›Der Alte, der dort an der Kirchentür steht und tapfer mitbrüllt, ist der Kammerdiener von d'Aldrigger; die beiden jungen Mädchen sind unter seinen Augen groß geworden, er ist zu allem fähig, wenn es gilt, ihr Leben angenehm zu gestalten.‹ Die Vorsänger: ›Dies irae!‹ Die Chorknaben: ›Dies illa!‹ Taillefer: ›Adieu, Werbrust; wenn ich das Dies irae höre, werde ich zu sehr an meinen armen Sohn erinnert.‹ ›Ich gehe auch; es ist zu feucht hier,‹ sagte Werbrust. (› In favilla .‹) Die Armen an der Tür: ›Liebe Herren, schenken Sie uns ein paar Sous!‹ Der Schweizer: ›Pang! pang! Gebt für die Kirche! Gebt für die Kirche!‹ Die Vorsänger: ›Amen!‹ Ein Bekannter: ›Woran ist er gestorben?‹ Ein neugieriger Witzbold: ›An einem Schiff, das auf den Grund gelaufen ist.‹ Ein Passant: ›Wissen Sie, wer es ist, der hier verstorben ist?‹ Ein Verwandter: ›Der Präsident von Montesquieu.‹ Der Sakristan zu den Armen: ›Macht euch fort, man hat uns schon für euch etwas gegeben; ihr dürft nichts mehr fordern!‹« »Großartig!« sagte Couture.
    Und wirklich, man sah das ganze Leben und Treiben in der Kirche vor Augen. Bixiou vergaß nichts; sogar das Geräusch, mit dem die Leichenträger den Sarg aufhoben und davonschritten, ahmte er, mit den Füßen auf dem Fußboden scharrend, nach.
    »Es gibt Dichter und Romanschriftsteller, die über Pariser Sitten und Gebräuche viele schöne Dinge sagen,« fuhr Bixiou fort; »hier aber habt ihr die Wahrheit über eine Begräbnisfeier. Auf hundert Leute, die so einem Kerl von Toten den letzten Dienst erweisen, kommen neunundneunzig, die ganz öffentlich in der Kirche von Geschäft und Vergnügen sprechen. Es gehört ein ganz unglaublicher Zufall dazu, um wirklich mal ein wenig wahres Leid aufzuspüren. Überhaupt: gibt es denn ein Leid, das nicht im Grunde Egoismus wäre? ... Als die Messe beendet, begleiteten Nucingen und du Tillet den Trauerzug zum Kirchhof. Der alte Kammerdiener ging zu Fuß. Der Kutscher lenkte den Wagen hinter den der Geistlichkeit. ›Nun, main kuter Fraind,‹ sagte Nucingen zu du Tillet, als der Wagen den Boulevard entlang fuhr, ›die Kelegenhait ist ginstig, hairaten Se Malfina, machen Se sich ßum Peschitzer dieser armen wainenden Familsche; dann werden Se haben aine Familsche, ain Haim. Se werden sich in ain kemachtes Pett setzen, und Malfina ist ain Kemüt, ain wahrer Schatz, sak ich Ihnen‹.« »Man meint wirklich den alten Robert Macaire von Nucingen zu hören!« sagte Finot. »›Ein reizendes Mädchen,‹ sagte Ferdinand du Tillet feurig und doch gleichmütig,« erzählte Bixiou weiter. »Der ganze du Tillet!« rief Couture. »›Denen, die sie nicht kennen, mag sie häßlich erscheinen,‹ sagte du Tillet, ›aber ich gebe zu, sie hat Seele.‹ ›Und ain Kemüt, das ist das Kute an der Sache, main Lieber! Se ist klug und unterwürfig. In unserm Peruf waiß man nie, wie's kommt und keht; es ist ain kroßes Klick, wenn man sich dem Herzen sainer Frau kann anverdrauen. Was ist Telfine, die mir, wie Se wissen, mehr als aine Million mitkepracht hat, kegenüber Malfina, die kaine so kroße Mitkift hat.‹ ›Aber wieviel hat sie denn?‹ ›Ich waiß nicht kenau, aber es ist schon allerhand.‹ ›Sie hat eine Mutter, die das Schminken liebt!‹ sagte du Tillet. Dieses Wort schnitt dem Versucher die weitere Rede ab. Nach dem Diner teilte der Baron der Wilhelmine Adolphus mit, daß sie nur noch knapp vierhunderttausend Franken bei ihm liegen habe. Die Tochter der Firma Adolphus aus Mannheim, die sich nunmehr auf vierundzwanzigtausend Livres Rente beschränkt sah, verlor sich in Betrachtungen, die ihr den Kopf verwirrten. ›Wie?‹ sagte sie zu Malvina. ›Wie? Ich habe für uns stets sechstausend Franken allein bei der Schneiderin ausgegeben! Ja, wo nahm denn dein Vater das Geld dazu her? Was haben wir von vierundzwanzigtausend Franken? Das Elend! Ach, wenn mein Vater mich so sähe, er würde sterben,

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