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Das heilige Buch der Werwölfe

Das heilige Buch der Werwölfe

Titel: Das heilige Buch der Werwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Funktioniert alles, Anthea? Dann darf ich darum bitten, das Licht zu löschen …«
     
    »Was Sie nun zu hören bekommen«, begann Lord Cricket, »darf als ein esoterisches Wissen gelten. Ich muss Sie bitten, Stillschweigen darüber zu bewahren. Die Informationen, die ich Ihnen zukommen lassen möchte, gehen auf die Loge Rosa Abendlohe zurück, genauer gesagt, auf Aleister Crowley, David Bowie, The Pet Shop Boys und wer auf dieser Linie noch so für diskrete Weitergabe sorgt. Das Erfordernis der Geheimhaltung, von dem ich spreche, ist von prinzipieller Wichtigkeit – weniger für den Orden, als für Ihre eigene Sicherheit. Nehmen Sie die Bedingung an?«
    Alexander und ich wechselten einen Blick.
    Ich bejahte. Alexanders Zustimmung kam etwas zögerlicher.
    Lord Cricket berührte eine Taste seines Notebooks. An der Wand erschien die schematische Darstellung eines Menschen im Lotossitz. Längs seines Rückgrats verlief eine senkrechte Linie. Auf ihr waren mit Sanskritzeichen versehene Symbole platziert, es sah aus wie eine Reihe bunter Zahnräder mit verschieden vielen Zähnen.
    »Ihnen dürfte bekannt sein, dass der Mensch nicht nur ein physischer Körper mit einem auf die Wahrnehmung der materiellen Welt abgestellten Nervensystem ist. Feinstofflich gesehen, stellt der Mensch eine psychoenergetische Struktur dar, die aus drei energetischen Kanälen und sieben psychischen Zentren besteht, den so genannten Chakren.«
    Lord Cricket fuhr mit dem Finger über etwas wie eine Fahrradkette, die die auf der Wirbelsäule sitzenden Zahnräder miteinander verband.
    »Diese Feinstruktur reguliert nicht nur das geistige Leben eines Menschen, von ihr hängt auch ab, wie er seine Umwelt wahrnimmt. Jedes Chakra ist mit einem bestimmten Komplex psychischer Eigenschaften gekoppelt, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Wichtig für uns ist, dass sich, ganz im Einklang mit den Auffassungen der okkulten Tradition, jegliche geistig-spirituelle Entwicklung als Auftrieb längs der energetischen Mittelachse vollzieht, in Form der so genannten Kundalini oder Schlangenkraft.«
    Auf der Leinwand erschien ein vergrößerter Ausschnitt des Schaubilds mit einem auf der Spitze stehenden Dreieck am unteren Ende der Wirbelsäule.
    »Im eingerollten Zustand schlummert die Kundalinikraft in diesem dreieckigen Knöchelchen, Sakrum genannt. Das Sakrum befindet sich am Grunde der Wirbelsäule, als ihr erster Knochen. Beziehungsweise ihr letzter, je nachdem, von welcher Seite man herangeht. Die okkulte Tradition sieht es so, dass die schrittweise energetische Aufladung der Chakren durch die Kundalini den Weg von der geistigen Indifferenz über allerlei Fragen profaner Natur hinauf zum Sakralen ausmacht, durch das die Einheit mit dem Göttlichen vollzogen wird …«
    Lord Cricket ließ etwas Zeit vergehen, ehe er weitersprach.
    »Die meisten Schulen der okkulten Lehre waren sich darin einig, dass die Kundalini nur den Weg über den Mittelkanal nach oben nehmen kann. Davon, dass die Schlangenkraft sich auch abwärts bewegen könnte, ist in den zugänglichen Quellen nirgends die Rede. Nichtsdestoweniger liegt solch ein energetisches Manöver im Bereich des Möglichen.«
    Das nächste Schaubild glich dem ersten, nur dass die senkrechte Linie durch die gekreuzten Beine des Sitzenden nach unten gezogen war; drei neue Zahnräder kamen hinzu, sie waren schwarz und trugen anstelle des sanskritischen Zeichens eine römische Ziffer: das dem Mann zunächst gelegene die I, das mittlere die II, das entfernteste die III.
    »Wie man die Kundalini dazu bringt, abwärts zu fließen, darüber möchte ich hier nicht sprechen. Es setzte ein Höchstmaß an Initiation voraus, eine Bedingung, die keiner der hier Anwesenden erfüllt.«
    »Machs halblang, Brian«, ging I Huli ihn an. »Das kannst du ihnen doch erzählen.«
    »Alles zu seiner Zeit, Anthea«, meinte Lord Cricket. »Durch eine bestimmte Prozedur ist es jedenfalls möglich, die Kundalini auf einer gedachten Verlängerung der Mittelachse nach unten zu führen. Dabei kann sie in drei Punkten landen, die als spiegelbildliche Projektion der drei unteren Chakren zu verstehen sind: Muladhara, Swadhishtana und Manipura.«
    Er fuhr mit dem Finger über die drei schwarzen Zahnräder auf der Leinwand. Mir fiel auf, dass No. I vier Zähne hatte und darum Ähnlichkeit mit dem Messer eines Fleischwolfs. No. II hatte sechs, es ähnelte einem asiatischen Wurfgeschoss. Und No. III bestand aus zwei übereinandergelegten

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