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Das Herz aus Eis

Das Herz aus Eis

Titel: Das Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er auch schon wieder innehielt.
    »Zu spät!« murmelte er. »Ehe ich gesattelt habe, sind die hier!« Damit schleuderte er den Sattel in eine Agave, band das Pferd los und sprang auf. Er hielt sich krampfhaft an der Mähne des Tieres fest und rammte ihm die Fersen in die Weichen. Wiehernd bäumte sich das Pferd auf, schoß vorwärts, durchbrach den Kakteenkranz, übersprang einen niedrigen, stacheligen Busch und galoppierte, den Kopf weit vorgestreckt, hinaus in die nächtliche Steppe.
    Mit beiden Händen klammerte sich Villeria an die flatternde Mähne, die Schenkel preßte er hart an den Leib des Gaules und hatte nur einen Wunsch – nicht herunterzufallen. Schweiß trat ihm plötzlich aus allen Poren, kalter Schweiß …
    Vorbei, dachte er, als er hilflos über die Steppe jagte. Endgültig vorbei … verspielt … Was jetzt kam, würde doch nur wilde Flucht bedeuten, nichts als sinnlose Flucht. Denn erwischen würden sie ihn eines Tages, selbst wenn er ihnen jetzt entkommen konnte. – Warum blieb er nicht einfach stehen und ließ sich erschießen? Das wäre die einfachste Lösung … Und doch – das Leben war noch nicht verloren, auch wenn es aussichtslos erschien. Entschlossen, sich zu verteidigen bis zum letzten, raste er weiter.
    Da sah er plötzlich am Horizont Schatten auftauchen. Das Gedröhne von Hufen klang immer näher. Um Gottes willen – er ritt ja den Verfolgern entgegen! Sie kamen gar nicht aus Mexiko – sie kamen aus der Richtung von Veracruz! Sie kamen …
    Villerias Blick wurde starr. Hinter sich die Leute des Marques, vor sich – das war kein Zweifel – die Polizei von Veracruz. Also hatte entweder der Marques oder Bianca oder Pietro Maurillio den Inspektor von Veracruz verständigt. Sämtliche Polizeistellen von Mexiko waren in Alarmbereitschaft gesetzt – und das alles, um ihn, Jack Fenton, zu schnappen.
    Einen Mörder, der seit einem Jahr flüchtig ist.
    Den Mörder der schönsten Frau der Welt. Den Mörder aus verschmähter Liebe …
    Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Das Pferd jagte zügellos dahin. Es war nicht aufzuhalten, nicht zu wenden. Es raste, wie der Instinkt es ihm gebot, den anderen Pferden entgegen. Wohin hätte er denn auch ausweichen können? Er war umzingelt.
    Das Ende, dachte Villeria, das ist also das Ende! Wie einfach doch alles in solch einem Augenblick ist, gänzlich ohne Furcht und Schrecken …
    Er löste seine verkrampften Hände aus der Mähne des Pferdes und ließ sich im vollen Galopp seitwärts herunterfallen. Während er sich noch überschlug, fühlte er einen brennenden, ihm den Atem nehmenden Schmerz. Graue Wolken wallten auf ihn zu, schienen ihn zu erdrücken, ihm die Besinnung rauben zu wollen. Bloß das nicht, war alles, was er denken konnte. Mit unmenschlicher Anstrengung riß er den Revolver aus dem Gürtel, merkte plötzlich, wie sein Arm kraftlos wurde, hob mit letzter Energie den Lauf auf seine Brust und drückte ab.
    Er vernahm nur noch einen merkwürdig dünnen Knall und das Geräusch von vielen Pferdehufen … Dann umfing ihn totale Dunkelheit.
    Der Inspektor aus Veracruz war der erste, der ihn erreichte. Er sprang aus dem Sattel und beugte sich über Villeria. Keuchend nickte er seinen Begleitern zu. »Er ist es, Jungs. Wir sind zwar fünf Minuten zu spät gekommen, aber er lebt noch! Verbindet ihn und setzt ihn so aufs Pferd, daß er nicht runterfallen kann! Vielleicht hält er bis Veracruz durch und kommt noch einmal zu sich. Zum Teufel, der Kerl muß uns doch verraten, wie man einen Menschen ohne nachweisliches Geschoß erschießen kann!«

10
    Im Polizeihospital von Veracruz saßen der mexikanische Inspektor, ein Dolmetscher und Michael Collins wartend am Bett des leblos in den Kissen liegenden Jack Fenton. Noch atmete er, aber man gab ihm keine Chancen mehr.
    Man hatte ihn sofort ins Hospital gebracht und ihm eine Bluttransfusion gegeben, um den hohen Blutverlust auszugleichen. Doch der leitende Arzt hatte den Kopf geschüttelt. Der Schuß hatte zwar nicht das Herz direkt getroffen, aber schwere innere Verletzungen verursacht, die bald zum Tode führen würden. Selbst die Möglichkeit einer kurzen Besinnung bezweifelte Dr. Montez stark.
    Collins vertraute allen Unkenrufen zum Trotz seinem detektivisch geschulten Unterbewußtsein und bezog mit dem ebenfalls hartnäckig wartenden Inspektor Santos Posten am Bett des Sterbenden.
    Seit zwei Stunden harrten sie nun schon aus, trockneten den Schweiß von der fahlen Stirn Fentons und

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