Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
sich Woody geschnappt, unseren Hund, denn dadurch war eher anzunehmen, dass wir ihm nachlaufen würden. Und das habe ich ja auch getan, oder? Und wenn Dan mir nicht nachgelaufen wäre, wenn er nicht übernommen hätte ... und ich habe es auch noch zugelassen.« Das Entsetzen durchströmte sie mit jedem Gedanken heftiger. »Lieber Gott, ich habe es zugelassen!«
»Hör auf damit!« Sam griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. »Tu dir das nicht an, Gracie!«
»Wie kann ich das nicht tun?«
»Du musst es versuchen. Logik hat sowieso nichts damit zu tun. Wenn das Coopers Werk war – und das ist noch immer ein großes Wenn –, dann hasst er unsere ganze Familie.«
»Uns beide hasst er mehr als Claudia.«
Sams Mund zuckte. »Und am allermeisten mich. Das hat er oft genug gesagt.« Er schwieg einen Moment. »Aber dadurch bin ich auch nicht mehr verantwortlich für das, was mit Dan passiert ist, als du.«
»Haben sie Cooper deswegen schon verhört?«
»Nein«, sagte Sam. »Aber das werden sie schon noch.«
Aber sie würden ihn nicht in die Nähe dieses Abschaums lassen, zu Recht nicht.
»Werden wir es Claudia sagen?«
»Ich glaube nicht«, fand Sam. »Nicht bis wir irgendetwas sicher wissen.«
»Falls wir das je tun werden.«
140
22. September
»Ich habe noch immer eine solche Wut im Bauch«, sagte Sam am nächsten Mittwoch zu Martinez.
Sie gingen in der Mittagspause im Lummus Park spazieren.
»Dann red darüber, Mann«, ermunterte ihn Martinez. »Lass es raus.«
Sam sah zu der Parkbank ein paar Meter vor ihnen, die einmal Mildreds Zuhause gewesen war, und er war froh über die Anonymität hier draußen, zwischen den Urlaubern und Einheimischen, die ihre Kinder und Hunde ausführten, Wasserflaschen und Sonnencremes in den Händen.
»Da gibt’s nicht viel rauszulassen«, sagte er, »nur dass hier drinnen im Augenblick zu viel Dunkelheit herrscht.« Er tippte sich mit zwei Fingern an den Kopf. »Offenbar kann ich keine Möglichkeit finden, die Fäulnis aufzuhalten, weißt du?«
»Du bist einfach deprimiert, Mann. Es wird irgendwann wieder leichter werden.«
»Das muss ich glauben. Meine Frau und mein Sohn brauchen mich.«
»Ich hab mal was gelesen«, fuhr Martinez fort. »›Ein gutes Gefühl erzeugt ein anderes. ‹ Oder so ähnlich.«
Sam grinste. »Erzeugt, ja?«
»Mach dich ruhig lustig! Aber es stimmt. Du kriegst aus heiterem Himmel ein gutes Gefühl, und ...«
»Du wirst jetzt aber nicht anfangen, zu singen, oder?«
Sie gingen weiter.
»Und, was hältst du jetzt von Jones?«, fragte Martinez ein paar Augenblicke später. »Bezahlt von Cooper oder nur ein Spinner?«
Die Obduktion hatte bestätigt, dass die Leber des Mannes reichlich ramponiert war, und sein Gehirn wies genügend Schäden auf, um in ihm einen verrückten Einzelgänger zu sehen.
Auch wenn das natürlich nicht die Möglichkeit ausschloss, dass Cooper ihn dafür bezahlt hatte, um Claudias Haus zu beobachten, und vielleicht sogar aus dem Gefängnis einen Weg gefunden hatte, um Jones genügend Geld in die Taschen zu stecken, damit er einen Anschlag gegen die Familie verübte, die Cooper über alles hasste.
Vielleicht aber auch nicht.
»Ich weiß es nicht«, sagte Sam nachdenklich. »Ich habe das Gefühl, in letzter Zeit gibt es nicht viel, was ich weiß.«
Sie gingen weiter.
»Ein Gutes hat die Sache doch.«
»Ach ja?«, sagte Martinez.
»So oder so – Cooper wird auf jeden Fall in den Todestrakt kommen.«
Die Anklage gegen den Mörder wurde gut aufgebaut, trotz seiner anhaltenden Weigerung, zu reden.
Sie wussten noch immer nicht, wie er und Bianchi sich kennengelernt hatten oder welcher Art genau ihre Beziehung gewesen war. Aber Richard Bianchis Apartment am NW North River Drive hatte ihnen schließlich ein fehlendes Verbindungsstück geliefert.
Winzige Hautpartikel von Jerome Cooper steckten unter der Fußleiste in Bianchis kleinem, mit Dampf gereinigtem Badezimmer.
Coopers Schlupfloch an Land, allem Anschein nach.
Der Ort, so ihre Vermutung, den der Killer vielleicht aufgesucht hatte, um sich selbst zu bestrafen, nachdem er seine Opfer getötet und verstümmelt hatte. Der Ort, an dem er seinen eigenen Körper zerkratzt hatte, bis er blutete, so wie es ihm seine verstorbene, unbeweinte Mom beigebracht hatte.
Alle restlichen Beweise räumten dem Andenken des »Schriftstellers« einen Platz der Niederträchtigkeit neben Cal dem Hasser ein. Und wenn Bianchi noch am Leben wäre, dann hätte seine Verteidigung
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