Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
einen kurzen aber raubvogelscharfen Blick in den rechts zum Salon angrenzenden Raum, erkannte das Bett, das unberührt war, und riss dann die erste der beiden Türen auf der Backbordseite auf. Hinter der befand sich das Badezimmer, Hannahs begehbarer Schrank und Ankleidezimmer. Er sprang in den Raum, schlug die Tür hinter sich zu und presste seinen Rücken an das hölzerne Blatt.
    »Was machst du da?«, schnaufte er atemlos.
    Hannah, die mit dem Rücken zu ihm inmitten eines Kreises aus Schulter an Schulter aneinandergereihter Ankleidepuppen stand, antwortete gedankenverloren. »Wonach sieht das denn aus? Ich ziehe mich an.« Sie drehte sich langsam, ließ ihren Blick über die prächtigsten Kleider, Röcke und Hüte schweifen, die sie besaß, und sah dann zu ihm.
    »Und das solltest du auch tun, wenn du mich fragst, Herr Stupps.«
    Sie senkte den Blick, spöttisch und langsam.
    »Denn sonst könnte es sein, dass du mir vielleicht ganz eventuell und mehr als dir lieb ist, zeigen könntest, wie sehr du mich magst.«
    Will spürte ihren Blick auf seinem Hals, den Schultern, dem Bauch und er nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Und Nat, wo ist der?« Er starrte sie an.
    »Wer?«, fragte Hannah. »Nat? Keine Ahnung. Aber ich weiß, was passieren wird, wenn mir gleich der Geduldsfaden reißt. Ich bin nackt, hörst du, nackt, und weil das so ist, weiß ich genau, was passiert, wenn ich gleich zu dir komme, um dich …«
    »Ich hab keine Angst!«, konterte Will. »Und ich kenn das schon alles. Ich hab es gesehen, vor der Küste der Insel des Vergessenen Volks. Da hast du geduscht, auf dem Fliegenden Rochen, und du hast mir den Lendenschurz stibitzt.«
    »Ja, um ihn mir anzuziehen.« Hannah blitzte ihn an. »Und außerdem warst du … du warst noch ein Kind.« Sie raufte sich die Haare. Sie drehte sich naserümpfend im Kreis und das war kein gutes Zeichen. Nein, zumindest nicht für jemanden, der ihren Zorn fürchten musste.
    Doch Will hatte dafür jetzt keinen Kopf. »Ach ja!«, triumphierte er. »Ich war noch ein Kind? Und das ist jetzt anders?« Er war plötzlich stolz. Genau danach hatte er sich immer gesehnt. Dass sie ihn so sah: »Ja, ich war noch ein Kind und das ist jetzt anders.« Er ballte die Fäuste. »Jetzt bin ich ein Mann und erwachsen geworden.«
    Er strahlte sie an, doch sie hob eine Braue. »Nun, ich würde sagen, du bist einfach nur nackt.«
    Sie sagte das lächelnd, und plötzlich verstand Will, was der Grund dafür war. W arum Hannah lächelte: Er war wirklich ganz nackt. Das hatte er in seiner Freude und Eifersucht einfach vergessen. Und als er jetzt sah, wo genau Hannah hinschaute, riss er die Tür auf, floh aus dem Bad und durch den Salon, warf sich im Schlafzimmer auf den Boden und rutschte auf den gewachsten Dielen unter das Bett. Dort vergrub er sein Gesicht in den zitternden Händen. Er schämte sich so und wünschte sich innigst, dass er das alles nur träumen würde. Er biss sich in die Daumen, bis er vor Schmerz aufschreien musste.
    Da hörte er Nats amüsierte Stimme. »Und ich hab gedacht, du kannst sie nicht leiden! Sie ist nur Unglück. Die Pest!«
    Will hielt sich die Ohren zu. »Das stimmt auch! Das stimmt!«
    »Das hab ich gesehen«, lachte sein amerikanischer Freund.
    »Du hast gar nichts gesehen!«, fiel Will ihm ins Wort.
    Er blitzte ihn an. Nat saß im Ohrensessel neben der Tür und trug schon ein prächtiges Trapperkostüm aus Silberfuchs-, Biber- und Grizzlyfellen.
    »Also gut!«, seufzte Nat. »Ich hab gar nichts gesehen.« Er grinste verschmitzt: »Und bevor ich doch etwas sehe, ziehst du das an.«
    Er warf ein Kleiderbündel vor die Füße der Bettstatt.
    »Der Rock ist von Whistle, soll ich dir sagen, und die Hose von Finn. Sie wollen sich damit bei dir bedanken.«
    »Aber wofür?« Will steckte den Kopf unterm Bett hervor. »Ich hab nichts getan. Das weißt du genau. Wir haben den Pottwal nicht getötet.«
    »Und deshalb bedankt sich Whistle bei dir!« Nat zuckte die Achseln. »Der Alte wird wirklich sentimental. So kurz vor dem Ende.«
    »Wie bitte, was?«, fragte Will erschrocken, doch Nat wich seiner Frage aus.
    »Und Finn bedankt sich für seine Töchter. Dass du sie zu ihm zurückgebracht hast. Dafür verzeiht er dir sogar den Diebstahl des Siegels.«
    »Was uns alle gerettet hat!« Will rollte unter dem Bett hervor und schlüpfte blitzschnell in seine Hose aus lehmfarbenem, samtweichem Eisbärenleder. »Ohne das Siegel des Rings wären wir tot. Mit ihm hat Hannah den

Weitere Kostenlose Bücher