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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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DIE BESTE PIRATIN DER WELT

    er Morgen an diesem Mittjulitag war sprachlos vor Glück. Die Sonne riss den Horizont auf, als wäre sie von Gott für Piraten erschaffen worden, und der Himmel, den sie erstrahlen ließ, war so endlos und tief und blau wie das Meer.
    Will lag in der kleinen sandigen Bucht, in die ihn die Strömung des Flusses hineingespült hatte und träumte sich mit offenen Augen in die Sprühnebelwolken, die die mächtigen Niagarafälle nur ein paar Steinwürfe von ihm entfernt flussaufwärts emporwirbelten. Vögel tanzten durch das in allen Regenbogenfarben funkelnde Licht und ließen ihn die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage vergessen. Selbst die zahlreichen Wunden, die ihm die Mohawks im Kampf um die Drachenburg zugefügt hatten, schmerzten nicht mehr und deshalb streckte sich Will jetzt, nackt wie er war, auf dem grobkörnigen Sand und genoss den Sieg. Den Sieg der Piraten über Prinz Gagga und seinen Oheim, den Schwarzen Baron.
    Ja-mahn! Er sah sie noch immer dort oben stehen: auf den Klippen der Insel, die die Wasserfälle in der Mitte des Niagaras teilte. Ihr nasses Haar strahlte im Licht der hinter ihr aufgehenden Sonne und an ihrem Finger, den sie hoch über den Kopf ins Himmelblau streckte, strahlte der Ring wie ein neugeborener Stern.
    Hannah war schön. Nein, sie war schöner als schön. Sie war schöner als die Eisbüste der einstmals so atemberaubenden Chen, der Will am Ende der Welt den Ring vom Finger gezogen hatte. Und Hannah war auch nicht aus kaltem Eis. Nein, sie war so wie er und Nat zu den Fällen geschwommen, ohne Kleider, ganz nackt, und so hatte sie auf den Klippen gestanden und den Rochen gerufen. Den Fliegenden Rochen. Ihr Schiff. Den Seeräuberkatamaran des Vergessenen Volks. Und der hatte sich mit seinem sechsfachen Dschunkensegelflügelschlag auf Valas gestürzt. Seine Geschütze hatten den künstlichen Hummer auf dem Rücken des Pottwals zerrissen und Prinz Gagga, den Schwarzen Baron und seine vermummten Höllensoldaten nach einem schon sicher geglaubten Sieg in buchstäblich letzter Sekunde doch noch in die Flucht geschlagen.
    »Nat!«, raunte Will. »Das war Magie. Nein, das war ein Wunder.«
    Er wandte den Kopf und schaute zu seinem neuen amerikanischen Freund, der, obwohl er ihn erst seit drei Wochen kannte, wie ein Bruder für ihn war. Ein Blutsbruder, ja. Doch Nat war nicht da. Die Stelle, auf der er im Sand gelegen hatte, war bereits kalt und am Felsrand der Bucht stand die mit einem Stein wie mit Kreide geschriebene Nachricht:
    Wir sehen dich auf der Party. Falls du nicht verpennst!
    »Na warte!«, zischte Will, orientierte sich kurz nach der Sonne, die bereits hinter dem westlichen Ufer versank, und rannte, nackt, wie er war, die felsige Böschung hinauf.
    Wir?, schoss es ihm dabei jäh durch den Kopf und er dachte zuerst an Honky Tonk Hannah. An Hannah und Nat. Und wie Nat Hannah angesehen hatte, wenn sie ihn ansah … Und plötzlich war alle Freundschaft und Blutsbrüderschaft vergessen.
    Will rannte flussabwärts. Er ließ die Ruine der einstmals so stolzen Drachenburg in der Mitte des Niagara links liegen, packte sich eines der Rindenkanus, das die Irokesen auf ihrer panischen Flucht vor Valas, dem nachtschwarzen Pottwal, vergessen hatten, und paddelte zum Rochen hinüber. Der lag majestätisch und still, mit seitwärts geneigten Segelflügeln auf dem an dieser Stelle fast seebreiten Fluss und schien auf den ersten Blick unbemannt. Moses Kahiki, der Chevalier du Soleil, und die vier Dutzend Kinder aus den Katakomben Berlins, die mit dem Rochen gekommen waren, befanden sich längst auf der Drachenburg, um ihre beiden Anführerinnen, um Rachel und Sarah wiederzusehen und um sich um Blind Black Soul Whistle zu kümmern.
    Der alte Piratenfürst durfte nicht sterben! Nein!
    Aber dafür hatte Will in diesem Moment keinen Kopf. Daran konnte er jetzt nicht denken! Er sprang aus dem Kanu auf die Ankerleine und eilte auf ihr, als wär sie kein drei Finger dickes, schwankendes Tau, sondern ein fest und sicher ausgetretener Pfad zu den Schwingen des hölzernen Mantas empor. Die Flügel der Galionsfigur umschlossen die Rümpfe des Katamarans. Ihre delfinglatte Haut war von silbernen Zeichen wie von Tattoos überzogen und von dort sprang Will jetzt über die Reling aufs Deck und hoch auf die Brücke. Er stürmte die lange Treppe hinauf, erreichte das Heck des Seeräuberschiffs, und stürzte in Hannahs private Kajüte.
    »Seid ihr da?«, rief er stürmisch, warf

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