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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Pottwal, mit vom Kampf blutender Flosse und deutlicher Schlagseite flussabwärts in Richtung Eriesee trieb, lag er auf dem Nacken des Tieres in dessen zerschossenem Helm, der einstmals die Form eines Hummers gehabt hatte, und ließ sich von Talleyrand, dem Schwarzen Baron, einen handspannenlangen Holzsplitter aus dem Allerwertesten ziehen.
    »Dafür werden sie büßen!«, fluchte der Prinz und biss sich vor Schmerz auf den Zopf der Perücke, den er gemäß der neuesten Pariser Mode nicht im Nacken trug, sondern vorn auf der Stirn. »Dafür werden sie büßen!«, fluchte er nochmals und versuchte zu kichern, was ihm aber misslang, weil in diesem Moment die ersten Raketen des Feuerwerks über den Wipfeln des Waldes explodierten. Gagga sprang auf.
    »Oh, das ist gemein!«, stöhnte er auf. »Das war mein Feuerwerk! Das hab ich mir gewünscht. Zu meiner Hochzeit mit dieser Honky Tonk Hexe! Gabi Marie! Oh, ich meine natürlich ›Baron‹.« Er zog Talleyrand zu sich heran und legte den Arm um dessen Schultern. »Die machen sich lustig über uns. Da! Die lachen uns aus!«
    Er zeigte zornig auf die Flamingos, die zusammen mit der von den Raketen in den Himmel gemalten Sonne jetzt sein Konterfei bildeten. Einen gigantischen Gagga-Kopf mit schiefem Grinsen und rosa Perücke.
    »Die wissen genau, dass wir uns das ansehen müssen!« Er stampfte wütend mit den Füßen und traf dabei den Fuß des Barons.
    Der schnaubte vor Schmerz. Doch sonst zeigte dessen Echsengesicht keine weitere Reaktion. Ganz im Gegenteil zu Gagga: Der fünfzehnjährige Prinz schrie »Aua!« und »Autsch! Könnt Ihr nicht aufpassen, Gabi!«, hielt sich den Hintern und floh von der nur noch halb vorhandenen Brücke in den Schwanzteil des Hummers. »Ich will das nicht sehen! Macht das weg, Gabi, los! Sagt ihnen dass sie damit aufhören sollen!« Er warf sich in den hintersten Raum und stieß sich den Kopf an einer eisernen Truhe. »Aua!« und »Autsch!«, fluchte der Kerl, der genauso wehleidig wie böse war und rammte die Beine gegen die Kiste.
    Doch die war zu schwer für den feisten Prinzen – sie rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck – und er rammte sich nur einen neuen Holzsplitter in die bereits geschundene Backe.
    Er fluchte und schimpfte: »Merde! Ich drehe dem Teufel den Kragen um!«
    Da verstummte er plötzlich und mit ihm verstummte das Feuerwerk. Die letzte Rakete explodierte am Himmel. Der Schwarze Baron, der das von der Brücke aus sah, hob neugierig eine Braue. Er rückte den großen Zweispitz zurecht, straffte das schlichte Hugenottengewand und ahnte bereits, was passiert war, bevor Gagga seine rosa Perücke aus dem Hummerschwanz streckte.
    »Talleyrand! Kommt sofort her. Ich hab was gefunden, was uns wieder Spaß machen wird. Großen Spaß, Gabi! Richtigen Spaß. Dann werden wir lachen! Wir, ja, wir und nicht diese Pim-Pam-Padalla-Pillepalle-Piraten!«
    Er kicherte, jauchzte und schlug die Hände zusammen. Und obwohl Talleyrand diese Eigenart hasste, schätzte er Gaggas teuflische Gabe, an bösen Dingen Spaß zu haben. Denn die verwandelte den sonst eher einfältigen, pummligen Kerl in einen genialen Strategen, vor dem sich jeder, der zu den Guten gehörte, mehr als nur in Acht nehmen musste.
    Doch zuerst lachten die Piraten. Will hielt sich den Bauch, als sich die Feuerwerkflamingos zuerst in das Portrait von Gagga verwandelten und dessen Mundwinkel dann zu diesem irren Grinsen verzerrten, das ihm seinen Spitznamen verliehen hatte.
    »Gagga! Absolut gagga!«, sang Will glucksend und äffte dabei den Gang des Prinzen nach.
    Er knickte den Oberkörper ein, bis dieser waagerecht über dem Boden schwebte, schielte durch seine Beine hindurch, packte Hannah und tanzte mit ihr aus dem Beiboot über den Steg auf den Dreispitz zu.
    »Huih, ja, und Hopsasa!«, sang er den Walzer. »Wo bleibt die Musik? Blind Black Soul Whistle! Wir heulen nicht mehr!«
    Da stießen die Geschütze des Dreispitzes aus den bis gerade eben noch geschlossenen Luken des gepanzerten Kahns und spieen Feuerfontänen aus. Die entzündeten Fackeln, und Feuer und während sich das Innere der Ruine im Schein dieses Lichtermeeres langsam erhellte, griff der Windschiefe Cutter in die Tasten seines Klaviers.
    Der Kerl, der so lang und so schief war, wie eine vom Sturm gebeutelte Palme, hockte in fünf Metern Höhe auf einer Plattform an der Wand, griff Wills improvisierte Melodie lässig auf und verwandelte sie dann, ohne dass man es sofort bemerkte, in einen das Gemüt

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