Das Herz Der Woelfin
daran, die Bilanz des Überfalls zu erstellen. Es gab einen toten Krieger zu beklagen und viele Verwundete, die man in die Halle geschafft hatte. Die Frauen eilten bereits zwischen den Männern hin und her und kümmerten sich um die Versorgung. Fulk gab einer Magd Anweisung, Badewasser in sein Gemach zu bringen und begab sich nach oben.
*
Ylfa fluchte frustriert vor sich hin, als sich die Tür zu ihrem Verschlag hinter ihr schloss. Wie hatte das nur passieren können? Es waren viel mehr Krieger in dieser Festung gewesen, als sie vermutet hatte und sie hatten gut gekämpft. Nun saß sie in der Falle und drei ihrer Männer ebenfalls. Zum Glück hatten die Anderen fliehen können. Sie würden nach Hause segeln und ihrem Vater berichten, was sich zugetragen hatte. Er würde sie umbringen, falls diese verdammten Franken ihm nicht zuvor kamen. Sie hatte seine besten Männer genommen und war auf Raubfahrt gefahren. Ohne seine Erlaubnis, welche er ihr natürlich nie gegeben hätte, schließlich war sie nur ein Mädchen. Er hatte ihr zwar das Kämpfen beigebracht, aber dennoch durfte sie ihr Können niemals unter Beweis stellen. Warum war sie nicht als Mann auf die Welt gekommen, dann wäre vieles einfacher. Sie verfluchte die Tatsache, dass sie nur eine Frau war.
Aufgeregt lief sie in ihrem Gefängnis auf und ab. Es war ziemlich klein, drei Schritte im Quadrat. Ihre einzige Lichtquelle war die Fackel vor ihrer Tür, die durch die Ritze zwischen den Holzplanken einen schwachen Schein in ihre Zelle warf. Einzige Ausstattung des Raumes war eine hölzerne Bank, die viel zu kurz war und ein Eimer für die Notdurft. Das Stroh auf dem Boden war muffig, dämpfte aber etwas die Kälte, die von dem gestampften Boden ausging. Eine Decke oder Felle gab es nicht und Ylfa fror schon jetzt erbärmlich. Seufzend setzte sie sich auf die Bank und schlang dmalnd schlie Arme um ihre angewinkelten Knie.
Das war wirklich eine miese Lage, in die sie sich da gebracht hatte. Dieser finster aussehende Franke, welcher der Herr dieser Festung zu sein schien, hatte verdammt gut gekämpft und er war fast so groß, wie ein Wikinger, mit ebenso mächtigen Muskeln. Wie geschickt er sein Schwert geführt hatte. Es war wahrlich keine Schande, gegen so einen Gegner verloren zu haben. Was sie viel mehr beunruhigte, war das seltsame Gefühl, das sie ergriffen hatte, als sie ihm in diese katzenhaft grünen Augen gesehen hatte. Es war ein seltsames Gefühl in ihrem Bauch, so wie das Kribbeln, wenn man sich vor etwas fürchtete. Verdammt! Sie fürchtete diesen Bastard nicht. Ein Wikinger fürchtete weder den Kampf noch den Tod. Ärgerlich war nur, dass ihr als Frau der Weg nach Walhalla verwehrt war, auch wenn sie tapfer im Kampf sterben würde. Es war wirklich eine große Ungerechtigkeit!
Kapitel 2
N achdem Fulk sich gebadet hatte, ließ er seine Wunden von seiner Schwester versorgen. Zum Glück waren es nur recht harmlose Kratzer, die bald heilen würden. Nur der Schnitt auf seinem linken Oberschenkel bereitete ihm ein wenig Probleme beim Laufen.
„Soll ich die Gefangenen auch versorgen? Ich glaube, sie sind ebenfalls verletzt“, fragte Gisela ihren Bruder.
Fulk schnaubte verächtlich.
„Habe ich sie vielleicht gebeten, uns anzugreifen?“
Gisela legte beschwichtigend eine Hand auf Fulks Arm und schaute ihn aus ihren freundlichen, braunen Augen an.
„Es ist unsere Christenpflicht, sie anständig zu versorgen, auch wenn du vorhast, sie hinzurichten“, sagte sie unbeirrt.
„Nun gut, wenn du unbedingt willst“, brummte Fulk. „Aber du gehst nicht allein! Ich werde mit dir gehen, morgen früh. Sie werden schon so lange überleben.“
„Wie du meinst, Bruder. Aber morgen nach dem Frühmahl werden wir nach ihren Verletzungen schauen. – Ich werde mich dann jetzt zur Nachtruhe begeben, wenn du mich nicht mehr brauchst.“
„Nein, nein. Ich komm schon zurecht. – Geh nur und schlaf gut.“
„Danke. Du auch. – Soll ich dir einen Trunk bringen lassen, der dich besser einschlafen lässt?“
„Nein“, wehrte Fulk ab. „Ich brauche wirklich nichts, Schwester. Nur etwas Ruhe.“
Gisela erh">
„Gute Nacht!“
„Gute Nacht!“
Fulk fühlte sich rastlos. Er begann, in seinem Zimmer auf und ab zu laufen. Immer wieder ging ihm der Überfall durch den Kopf. Wieso hatten die Wikinger gerade seine Festung angegriffen? Es gab einige, die dichter an der Küste lagen und einfacher zu erreichen waren. Und wieso folgten die wilden
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