Das Herz Der Woelfin
nicht um eine kurzfristige Vernarrtheit handelte. Sollten sie sich bis zum Sommer nicht anders entscheiden, würde er seinen Segen geben.
„Was schaust du so finster drein?“, wollte sein Nachbar Hartmut wissen. „Komm, trink noch einen Becher mit uns.“
Fulk ließ zu, dass man ihm erneut einschenkte, und versuchte ein Lächeln. Die frisch gefüllten Becher wurden erhoben und Brice ergriff das Wort zu einem Trinkspruch: „Auf unseren Gastgeber, der uns so überaus großzügig bewirtet und auf König Ludwig den Zweiten!“
Die anderen stimmten in den Trinkspruch ein, nur Engilbert ließ es an Begeisterung fehlen, doch dies fiel den gut gelaunten Männern sowieso nicht mehr auf.
Plötzlich war ein Tumult von draußen zu hören. Die Männer sprangen auf und traten aus der Halle ins Freie.
„Wikinger! Wir werden angegriffen!“
Schlagartig waren die Männer wieder nüchtern und sie eilten zu ihren Waffen, um sich sodann ins Kampfgetümmel zu stürzen. Fulk verschaffte sich einen Überblick und erteilte seinen Kriegern Anweisungen.
*
Die Wikinger hatten es geschafft, die Palisaden zu überwinden und strömten in den Innenhof der Festung, wo sie von Fulk und seinen Männern verbissen bekämpft wurden. Sie waren hünenhaft und sahen mit ihren Bärten und den verzierten Helmen wild und barbarisch aus. Einige trugen sogar Tierköpfe auf dem Haupt. Einer der Kämpfer war auf solche Weise mit einem Wolfskopf samt Fell geschmückt. Er war kleiner und schlanker als die anderen Kämpfer und bartlos. Ein Jüngling, aber nicht minder kampfstark. Fulk sah, wie der Jüngling einen seiner Männer schwer verwundete und sich dann dem nächsten Gegner stellte, dann verlor er ihn im Kampfgetümmel aus den Augen.
Er hatte alle Hände voll zu tun. Diese wilden Nordmänner waren ausgezeichnete Kämpfer, und obwohl er selbst sehr groß war, überragten ihn die meisten Wikinger. Es war wirklich Glücksache, dass ausgerechnet heute so viele Männer in der Festung waren. Hätte er nicht zum Jagdausflug geladen, wären er und seine Männer vielleicht jetzt schon verloren gewesen. Nur durch die zusätzliche Kampfkraft der Besucher war der Kampf einigermaßen ausgeglichen. Trotzdem schien es noch lange nicht sicher zu sein, dass sie den Angriff würden abwehren können.
Eine Weile später stand Fulk endlich dem Jüngling gegenüber, der ihm aufgefallen war. Mit einem Kriegsschrei stürzte der junge Krieger sich auf ihn und ihre Schwerter prallten Funken sprühend aufeinander. Fulk musste zugeben, dass der Junge gut zu kämpfen wusste, doch er bemerkte als erfahrener Kämpfer auch, dass sein Gegner zu ermüden begann. Immer wieder ließ er das Schwert kurz sinken, um seinen Arm zu schonen. Nicht mehr lange, dann würde Fulk ihn überwinden, da war er sich sicher. Er beobachtete die Miene seines Gegners, die eine gewisse Verzweiflung, aber auch Verbissenheit zeigte. Diese Verbissenheit nötigte Fulk einigen Respekt ab und er bedauerte, diesen Jungen vielleicht töten zu müssen. Der Größe und der Statur nach war er wohl höchstens sechzehn. Fulk sah die Erkenntnis der baldigen Niederlage in den ungewöhnlich hellblauen Augen des Wikingers.
Auch die anderen Wikinger gerieten jetzt mehr und mehr in Bedrängnis. Fulks Gegner schien dies auch erkannt zu haben und schrie den anderen etwas zu, worauf diese sich langsam zurückzogen. Drei von ihnen zögerten, als sie sahen, dass der Jüngling keine Rückzugsmöglichkeit mehr hatte und der Junge rief ihnen erneut einen Befehlch einen B zu, was ihn einen Moment so sehr ablenkte, dass es Fulk gelang, ihm das Schwert aus der Hand zu schlagen. Die drei verbliebenen Wikinger stürzten sich wütend auf ihn, doch sie wurden schnell von Fulks Männern überwältigt. Die anderen Barbaren hatten die Flucht ergriffen.
„Du hast gewonnen Franke “, schrie der Jüngling ihm entgegen und sah ihn hasserfüllt an.
„Du sprichst unsere Sprache“, stellte Fulk fest.
„Bilde dir nichts darauf ein Franke “, erwiderte der Junge verächtlich. „Was wirst du nun tun? Wirst du mich und meine Männer töten?“
„Bist du ihr Anführer?“
Der Junge nickte und reckte stolz das Kinn.
„Dann wirst du von ihnen getrennt untergebracht. Ihr seid meine Gefangenen. Wie ich mit euch verfahren werde, muss ich erst einmal überdenken.“
Er gab Anweisungen, die Gefangenen zum Verschlag zu schaffen, der als Gefängnis diente, und den Anführer getrennt zu halten von seinen Männern, dann machte er sich
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