Das Herz Der Woelfin
ihr zu sagen hatte. Sie wollte es nicht glauben. Und doch wusste sie, dass er die Wahrheit sprach. Fulk würde nie zulassen, dass seine kleine Schwester einen gewalttätigen Trinker zum Mann nahm. Eher würde er sich selbst opfern. Sich selbst und sie.
Sie konnte es verstehen. Sie war ihm nicht böse dafür, dass er diese Entscheidung getroffen hatte. Was für Alternativen blieben ihm auch? Keine! Aber sie war am Boden zerstört, dass er nicht den Mut aufbrachte, es ihr selbst zu sagen, sich von ihr zu verabschieden.
„Meine Männer ...“, begann sie mit zittriger Stimme.
„Warten unten im Hof. Sie sind reisefertig.“
„Und der … Graf von Rabenfeld ?“
„Er hat es vorgezogen, sich in sein Gemach einzuschließen und sich zu betrinken.“
Ylfa konnte ihre Tränen nur mit großer Mühe zurückhalten.
„Wir müssen aufbrechen!“, mahnte die Wache zur Eile.
Ylfa erhob sich vom Bett und stand mit weichen Knien auf. Sie fühlte sich so krank, wie noch nie zuvor. Ihr Herz war in tausend Stücke zerschmettert und leer und ohne jeden Lebensfunken. Apathisch folgte sie der königlichen Wache nach unten in den Hof.
Wie der Mann gesagt hatte, warteten Leif, Olaf und Alvari. Sie schauten erleichterten"0"t, aber auch etwas unschlüssig drein. Schweigend umarmte Ylfa einen nach dem anderen.
„Was ist passiert?“, fragte Leif leise in ihrer Sprache.
„Wir sind frei. Mehr kann ich dir auch nicht sagen“, antwortete Ylfa, bemüht, ihre Stimme ruhig und unbeschwert klingen zu lassen.
Sie bezweifelte, dass ihre Männer etwas von dem wussten, was sich zwischen Fulk und ihr abgespielt hatte. Sie wollte es dabei belassen. Der Name Fulk würde nie wieder über ihre Lippen kommen.
„Steigt auf eure Pferde“, kommandierte einer von des Königs Getreuen. „Wir brechen jetzt auf.“
Ylfa und ihre Männer bestiegen ihre Pferde. Man hatte sechs Mann als Eskorte abgestellt. Zwei sollten vorweg reiten und vier hinter Ylfa und ihren Männern. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet, doch Ylfa stand ohnehin nicht der Sinn nach einem Fluchtversuch. Wohin sollte sie auch. Hier gab es nichts mehr für sie und der einzige andere Ort, an dem Ylfa sein wollte, war der, zu dem sie nun ohnehin unterwegs waren.
Die kleine Reisegruppe setzte sich in Bewegung. Ylfa wandte sich mit Tränen in den Augen um und schaute zu dem Fenster hinauf, welches zu Fulks Gemach gehörte. Ihr Herz krampfte sich zusammen und sie stieß einen leisen Schmerzenslaut aus.
„Stimmte etwas nicht?“, fragte Leif, der neben ihr ritt, leise.
„Ist schon gut“, wehrte Ylfa ab.
Leif musterte sie besorgt.
„Und warum weinst du dann?“
„Ich weine nicht!“
„Sag nicht, dass du diesem Franken liebst“, flüsterte Leif.
Ylfa schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein! Hältst du mich für so dumm?“
„Hmpf!“
*
Fulk stöhnte. Sein Schädel dröhnte von dem Wein, den er sich die halbe Nacht hindurch eingeflößt hatte. Er lag auf dem Bett, dessen Himmel noch immer nicht repariert war, und grübelte darüber nach, was er tun sollte.
Plötzlich waren draußen Rufe und Pferde zu hören. War jemand angekommen? Oder reiste jemand ab? Ein Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf. Vielleicht reiste diese falsche Schlange ab, hatte es sich doch noch anders überlegt.
Er sprang aus dem Bett und musm Ber keiste sich erst einmal an der Wand abstützen. Er hatte wirklich verdammt viel getrunken. Alles drehte sich um ihn herum. Er torkelte zum Fenster, um nachzusehen, was der Tumult zu bedeuten hatte.
Eine Gruppe Reiter ritt durch das Tor und entfernte sich von der Festung. Fulk blieb das Herz stehen. Seine Eingeweide zogen sich schmerzlich zusammen und ein Schrei stieg in seiner Kehle auf.
„Neeeiiiiinn! Ylfaaaaaa!“
Plötzliche Panik erfasste ihn. Das durfte nicht sein. Sie konnte nicht einfach davon reiten! Er war schlagartig wieder nüchtern und tausend Gedanken ratterten in seinem Kopf. Er wandte sich vom Fenster ab und rannte aus dem Zimmer. Er musste sie einholen. Sie durfte nicht gehen. Er konnte Genofeva nicht heiraten. König Ludwig II musste dies einsehen. Auch dass Gisela diesen Alberic nicht ehelichen konnte. Es musste doch eine Lösung für diesen Schlamassel geben.
Er hetzte die Treppe nach unten in die Halle. Die Männer des Königs sprangen bei seinem Anblick von ihren Bänken auf.
„Haltet ihn auf!“, rief der König seinen Männern zu.
Ehe Fulk den Raum durchquert hatte, wurde er von vier Soldaten ergriffen. Fulk wehrte sich
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