Das Herz Der Woelfin
eine entlaufene Leibeigene einfangen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Ihr mich mit Eurem Besuch beehren wolltet.“
„Schon gut Fulk. Lass das Theater und erledige das hier erst einmal“, antwortete der König mit einem abschätzenden Blick auf Ylfa, die nicht im Traum daran dachte, sich vor dem Frankenkönig zu ducken. Er war nicht ihr König.
Zu ihrem Erstaunen schien so etwas wie Belustigung in den Augen des Königs aufzublitzen.
„Natürlich Euer Hoheit“, sagte Fulk. Er wandte sich seinen Wachen zu, die hinzugetreten waren. „Bringt die Leibeigene einstweilen in den Turm und versorgt sie mit Essen. Ich kümmere mich später um sie.“
Ylfa ließ sich widerstandslos von den Wachen abführen, doch in ihrem Inneren brodelte ein Vulkan. Ihr Blick fiel auf die beiden Frauen, die sie triumphierend anlächelten. Ylfa schenkte ihnen ihren mörderischsten Blick und freute sich, als das Lächeln auf den Gesichtern der beiden Frauen verblasste und einem Ausdruck der Angst wich.
*
Fulk musste sich zwingen, Ylfa nicht hinterher zu starren. Er fragte sich, was den König zn Kp hu ihm geführt hatte und ihm war gar nicht wohl bei dem Gedanken, Ylfa wieder wie eine Gefangene behandeln zu müssen. Er hatte ihr Dinge versprochen, die er nicht zu halten vermochte. Zumindest nicht in der gegenwärtigen Situation. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm vertraute und das sie ihn genug liebte, um ihm zu verzeihen. Aber es war eine heikle Angelegenheit und den König vor den Kopf zu stoßen war alles andere als ratsam. Es konnte seinen Kopf bedeuten und auch Ylfa würde dadurch in Gefahr geraten. Fulk hatte ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zu König Ludwig II, doch es war Vorsicht geboten. Zu viel stand auf dem Spiel.
„Einen interessanten Fang hast du da gemacht, mein Freund“, erklang die hohe Stimme des Königs und ließ Fulk aus seinen Gedanken aufschrecken.
„Bitte? Ach so. Ja. In der Tat!“, antwortete Fulk erschrocken.
König Ludwig II räusperte sich.
„Wollen wir nicht hineingehen und einen Trunk zusammen nehmen?“, schlug der König belustigt vor.
„Natürlich! Bitte verzeiht mein unhöfliches Verhalten. Ich habe sehr wenig Schlaf bekommen in den letzten Tagen in der …“ Fulk räusperte sich nervös. „...auf der Jagd nach der Entflohenen“, verbesserte er sich hastig.
„Ich verstehe!“, schmunzelte er König.
*
Ylfa tigerte unruhig in dem kleinen Turmzimmer hin und her. Wie konnte er ihr das antun? Sie wieder in diesen Turm zu sperren, als hätten die letzten Tage in der Hütte gar nicht stattgefunden. Hätte es nicht gereicht, sie auf sein Zimmer bringen zu lassen? Der König hatte auf sie nicht den Eindruck gemacht, als wenn er Fulk deswegen gleich köpfen würde. Er schien eher belustigt gewesen zu sein.
Es klopfte an der Tür, dann wurde sie geöffnet und Gisela trat in den Raum. Sie schien sehr erregt. Ihre Wangen waren gerötet und sie hatte ihre zarten Hände zu Fäusten geballt.
„Lass uns allein!“, herrschte sie die Wache an, und als die Tür wieder geschlossen war, brach sie plötzlich in Tränen aus.
Ylfa machte einen Schritt auf sie zu und schloss das vollkommen aufgelöste Mädchen in die Arme.
„Schsch“, machte sie und strich Gisela über den Rücken. „Ist ja schon gut. So schlimm ist es doch nicht. Ich werde schon damit zurechtkommen, ein paar Tage hier eingesperrt zu bleiben, bis der König weg ist.“
„Das ist es nicht“, schluchzte Gisela. „Es ist viel schlimmer, als du denkst!“
Ylfa schluckte.
„Will der König, dass ich bestraft werde?“
Gisela schüttelte den Kopf.
„Nein. Er hat keine Äußerung dich betreffend gemacht. Es geht um mich oder um Fulk.“
„Komm. Setzen wir uns auf das Bett, dann erzählst du mir alles“, sagte Ylfa und führte Gisela zum Bett, wo sie sich nebeneinandersetzten.
Ylfa nahm Giselas Hand und schaute sie ermutigend an.
„Der … der König will eine Allianz zwischen Rabenfeld und Trugstein. Er hat zur Wahl gestellt, dass entweder ich Gräfin Elenors Sohn Alberic eheliche oder … oder Fulk muss sich mit Genofeva vermählen.“
Ylfa fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Fulk sollte Genofeva heiraten. Oder Gisela musste Genofevas Bruder zum Mann nehmen. Ylfa wusste, dass das junge Mädchen in Fulks Freund Brice verliebt war und die beiden heiraten wollten. Egal, wie man es drehte, einer von ihnen musste mit dem Unglück leben, seine Liebe aufzugeben. Und wenn Fulk diese Genofeva ehelichte, was wurde dann
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