Das Herz Der Woelfin
aus ihr? Sie würde es nicht ertragen, die beiden zusammen zu sehen, ihre Kinder, die sie haben würden. Vielleicht im schlimmsten Falle würde Fulk sich sogar noch in seine Braut verlieben.
„Siehst du jetzt, wie furchtbar das ist?“, schniefte Gisela. „Entweder werde ich unglücklich, oder mein Bruder – und du.“
„Vielleicht finden wir noch einen Ausweg“, versuchte Ylfa zu trösten.
Gisela schniefte und schaute Ylfa traurig an. Dann schüttelte sie erneut den Kopf.
„Nein! Es gibt keinen Ausweg. Ich werde dem König sagen, dass ich Alberic zum Mann nehmen werde“, sagte Gisela tapfer.
„Nein! Das will ich nicht. Ich will nicht, dass du unglücklich wirst. Ich könnte dann auch nicht glücklich sein.“
„Aber mir geht es genauso. Ich würde mich so schuldig fühlen, wenn du und Fulk wegen mir leiden müsstet.“
„Verdammt!“, schimpfte Ylfa frustriert. „Was für eine verdammte Situation.“
„Du hättest sehen sollen, wie diese Ziege sich aufgeführt hat, als die Männer ohne euch von der Jagd zurückgekommen sind. Sie war vollkommen außer sich und ihre Mutter erst. Sie wollten beide schon abreisen, aber dann musste ausgerechnet der König eintreffen und ich weiß nicht wie, aber diese beiden Teufelinnen haben es irgendwie geschafft, den König auf diese entsetzliche Idee zu bringen. Sie wissen ganz genau, dass Fulk nicht zulassen würde, dass ich Alberic heirate. Selbst wenn Brice nicht wäre. Niemals würde Fulk mich diesen Mann heiraten lassen.“
„Warum nicht? Stimmt etwas nicht mit ihm?“, fragte Ylfa bange.
„Er ist ein Spieler und Trinker und er neigt zu Gewalttätigkeit. Seine erste Frau hat sich vor zwei Jahren das Leben genommen, nach nur einem halben Jahr Ehe mit diesem Monster.“
„Und du hast erwartet, dass ich dich so einen heiraten lasse?“
„Was sollen wir denn sonst tun?“, fragte Gisela verzweifelt.
„Wenn ich das nur wüsste“, seufzte Ylfa.
Gisela sprang plötzlich vom Bett auf.
„Ich muss etwas dagegen tun! Und wenn ich mich dem König vor die Füße werfen muss und ihn um Gnade anflehe!“
Mit diesen Worten rauschte Gisela aus dem Turmzimmer.
Kapitel 22
F ulk schlug mit den Fäusten auf den Bettpfosten ein, bis seine Knöchel blutig waren und der Pfosten bedrohlich zur Seite neigte.
„Verdammt!“, brüllte er und schlug noch einmal zu.
Diesmal fiel der Pfosten soweit zur Seite, dass der Betthimmel herunterkrachte, doch Fulk schenkte dem keine Bedeutung. Er hasste dieses Bett. Wenn es nach König Ludwig II ging, dann würde er schon bald hier die Ehe mit Genofeva vollziehen. Allein der Gedanke daran, brachte sein Blut zum Kochen. Nicht vor Leidenschaft, sondern vor Wut. Wie konnte der König ihm das nur antun. Selbst als Fulk seine Liebe zu Ylfa erklärt hatte, war er nicht von seiner Idee abgewichen. Entweder heiratete er Genofeva oder Gisela musste Alberic heiraten. Das konnte er seiner kleinen Schwester nicht antun. Nicht nach allem, was er von diesem Mann wusste.
„Aaarrrgggh!“, schrie er und fiel vor dem Bett auf die Knie.
Wie ein kleiner Junge warf er sich über das Bett und schluchzte. Er war wahrlich ein Junge gewesen, als er dies zum letzten Mal getan hatte. Er weinte, bis er sich so leer fühlte, dass er meinte, alles in ihm wäre bereits tot.
*
Als die Tür am nächsten Morgen aufging, öffnete Ylfa nicht einmal die Augen. Sie wollte mit niemandem reden, niemanden sehen und erst recht wollte sie nichts essen. Es konnte ihr also egal sein, wer der ungebetene Besucher war.
„Hey! Aufstehen! Mach schon!“, erklang eine Männerstimme.
Ylfa öffnete die Augen und erblickte einen der königlichen Wachen. Was wollte der denn von ihr? Sollte sie doch noch bestraft werden?
„Steh schon auf und folge mir!“
„Warum? Was geht hier vor?“, begehrte sie zu wissen.
„Du gehst nach Hause. Du bist frei.“
Ylfas Herz klopfte aufgeregt. Frei! Nach Hause fahren. Wie sehr hatte sie sich das gewünscht. Doch der erste Anflug von Freude verklang schnell. Fulk! Sie konnte nicht gehen. Sie liebte ihn.
„Was ist, wenn ich nicht gehen will?“
„Ich habe Befehl, dich und deine Männer zu einem Schiff zu eskortieren, das euch nach Hause bringt. Ohnehin, was hält dich hier? Im Frühjahr wird der Graf von Rabenfeld sich mit Genofeva von Trugstein vermählen. Hier ist kein Platz mehr für dich.“
Ylfa schloss die Augen und wünschte sich, sie könnte einfach sterben. Sie wollte nicht hören, was dieser Mann
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