Das Herz Der Woelfin
immer Winter. Soviel konnte er zumindest sagen. Jeden Morgen kamen zwei Männer und eine Frau und brachten ihm Essen und Trinken. Während die Frau den Eimer für die Notdurft leerte und ein Feuer entzündete, bewachten die beiden Krieger Fulk.
Nicht dass er viel hätte unternehmen können. Er war an die Wand gekettet und konnte sich nur wenig bewegen. Mit Mühe und Not konnte er die wenigen Holzscheite, die sie ihm täglich hineinbrachten, auf das Feuer schmeißen, ganz erreichen konnte er das Feuer nicht. Er hatte gerade genug Holz, um das Feuer auf kleinem Level bis in den Abend hinein zu füttern. Nachts sank die Temperatur in der Hütte rapide und gegen Morgen war es so eisig, dass er seinen Atem sehen konnte.
Auch seine Mahlzeit war gerade genug, ihn am Leben zu erhalten. Meist bestand sie aus etwas getrocknetem Fisch, hartem Brotheighk ha und Wasser. Manchmal auch ein kleines Stück Käse oder ein paar getrocknete Beeren, aber das war eher selten.
Die ersten Tage hatte er sich noch gewehrt und dafür jedes Mal Prügel bezogen. Dann muckte er nur noch sporadisch auf. Vor ein paar Tagen jedoch hatte er versucht, einen der Krieger soweit zu reizen, dass er ihn endlich umbringen möge. Er verspürte kein Verlangen danach, bis ans Ende seines Lebens hier eingesperrt zu verbringen. Lieber wählte er den Tod. Doch alles, was er von seinem Versuch gehabt hatte, war eine gebrochene Nase und wahrscheinlich ein paar gebrochene Rippen. Von den Prellungen und Blutergüssen einmal abgesehen.
Als Fulk Stimmen hörte, die sich näherten, hob er verwundert den Kopf. Es war schon fast Mittag und sein Besuch war schon längst da gewesen. Sie kamen nie zweimal am Tag. Was hatte das zu bedeuten?
Die Tür öffnete sich und der Jarl trat in die Hütte. Jemand drängelte sich ungeduldig an ihm vorbei. Fulks Herz setzte einen Moment aus und ihm stockte er Atem in der Kehle.
„Ylfa“, krächzte er ungläubig.
„Fulk! Oh bei allen Göttern! Fulk!“
Sie warf sich an seine Brust und schluchzte. Er unterdrückte einen Schmerzenslaut, als sie gegen seine Rippen stieß, und legte vorsichtig die Arme um sie. Über ihren Kopf hinweg starrte er den Mann an, der ihn hier eingesperrt hatte. Erik starrte zurück. Seine Miene war undurchdringlich, doch er sah den kräftig schlagenden Puls des älteren Mannes und bemerkte die fest aufeinandergepressten Kiefer.
„Wollt ihr ihn nicht endlich losmachen“, rief Ylfa den Kriegern, die ebenfalls in die Hütte getreten waren, aufgebracht zu.
Die Krieger blickten zu ihrem Jarl. Der nickte und so kamen sie näher und einer von ihnen öffnete die Schellen an Fulk Handgelenken.
Ylfa war etwas von ihm abgerückt und betrachtete sein geschundenes Gesicht. Sie streckte die Hand aus und strich ihm über das Gesicht. Tränen liefen an ihren Wangen hinab und er zwang sich zu einem gequälten Lächeln.
„Ich hab gedacht, ich würde dich nie wieder sehen“, sagte sie leise.
„Das dachte ich auch“, raunte er belegt.
„Jetzt … jetzt wird alles gut, nicht wahr?“, schluchzte sie.
„Ja mein Herz. Jetzt wird alles gut.“
Sie beugte sich vor und küsste ihn. Er hielt sie in seinen Armen und küsste sie zurück. Erst ganz zart, dann entlud sich all die aufgestaute Sehnsucht und die Verzweiflung der letzten Wochen und sie küssten sich leidenschaftlicher. Vergaßen, dass sie nicht allein waren, bis die harsche Stimme ihres Vaters sie un Vaht. Tr&auterbrach.
„Genug jetzt!“
Sie fuhren auseinander und Ylfa schaute ihren Vater mit geröteten Augen an. Die Andeutung eines Lächelns erschien auf dem Gesicht des Wikingers.
„Lasst uns nach Kalhar zurückkehren. Dein Mann muss erst einmal zu Kräften kommen. Und wir brauchen einen verdammten Priester. Sonst behauptet er nachher, die Heirat sein nicht gültig. Außerdem möchte ich nicht, dass mein erster Enkel als Bastard auf die Welt kommt!“
Ylfa und Fulk blickten Erik verwirrt an. Hatte er von einer Heirat gesprochen? Langsam breitete sich ein Lächeln auf Ylfas Gesicht aus und sie wandte sich Fulk zu, der sie mit großen Augen anstarrte.
„Enkel? Wieso Enkel? Heißt das etwa, dass du …?“
Ylfa nickte nur und schluckte schwer, als sie Fulk mit einer Portion Unsicherheit in der Stimme fragte:
„Willst du mich denn überhaupt zur Frau?“
„Ja“, raunte er. „Ich will!“
Ylfa warf sich ihm lachend wiederin die Arme und diesmal konnte er einen Schmerzenslaut nicht mehr unterdrücken.
„Was ist? Habe ich dir wehgetan?“,
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