Das Herz des Drachen
Chronicle-Artikel sanft aus Sams Hand.
„Hier heißt es, dass die erste Leiche – die im Inner Mission District – am Morgen des 4. November gefunden wurde.“
Mary war verwirrt.
„Und?“
Samuel knurrte erneut.
„Der 3. November war der letzte Tag des Neumonds.“
Beschämt senkte Mary den Kopf.
„Richtig, entschuldige.“ Ihre Eltern hatten ihr beigebracht, auf die Mondphasen zu achten. Neumond und Vollmond waren immer voller übernatürlicher Aktivitäten. Es war dumm von ihr, das zu vergessen.
„Vielleicht ist es ja nur ein Geist, der sich zufällig wie ein Drache benimmt“, sagte Deanna. „Aber es hilft auch nicht weiter, dass der dritte und vierte Mord in Chinatown waren.“
„Also, fahren wir?“, fragte Mary hoffnungsvoll. Es hatte ihr das letzte Mal in San Francisco gefallen und sie wollte die Stadt wirklich noch einmal sehen.
Außerdem stand morgen eine Geschichtsarbeit auf dem Stundenplan, für die sie keine Zeit zum Lernen gehabt hatte. Das war die perfekte Gelegenheit, aus dieser Sache rauszukommen.
Samuel blickte zu Deanna hoch, die nickte.
„In Ordnung“, sagte er. „Lasst uns packen.“
„Ich rufe Marty an“, sagte Deanna und meinte Martin Jankovitz aus ihrem Reisebüro. Er konnte ihnen immer sehr schnell relativ günstige Flüge besorgen.
Mary rannte hinauf in ihr Zimmer. Da es nach San Francisco ging, würde sie definitiv ihre Batikshirts einpacken, egal was ihr Vater dazu sagte …
Fünf
Deanna Campbell widerstand dem Drang, ihren Mann nochmals unter dem Tisch zu treten.
Sie saß mit Samuel, Mary und Jack Bartow in einem italienischen Restaurant an der Columbus Avenue. Bei ihrer Ankunft in San Francisco hatte Mary Jack aus einer Telefonzelle angerufen, um Zeit und Ort für ein Treffen abzumachen und weitere Informationen über den vermeintlichen Drachen zu bekommen. Samuel und Deanna hatten auf das Gepäck gewartet.
Sie hatten zwei Koffer gepackt. In einem war genug Kleidung für alle für eine Woche und in dem anderen Vorräte und Waffen, die sie vielleicht brauchen würden. Es dauerte ewig, bis der zweite Koffer – der mit den Kleidern – ankam. Samuel war kurz davor gewesen, ihn zurückzulassen, als er endlich auf dem Kofferlaufband zum Vorschein kam.
„Hätte schlimmer kommen können“, flüsterte Deanna ihrem Mann zu. „Der andere hätte verloren gehen können.“
Samuel verzog das Gesicht. Beide Koffer waren zu groß für die Gepäckfächer im Flugzeug gewesen, sodass sie sie aufgeben mussten. Das machte Samuel nervös. Die Waffen, die sie angehäuft hatten – Pistolen, Armbrüste, Gewehre, Langbogen, Macheten, Schwerter – waren extrem teuer und daher nur schwer zu ersetzen. Samuels Reinigung und Deannas gelegentliche Tätigkeit als Aushilfslehrerin brachten genug Geld für Marys Ausbildung ein und um ihr Waffenlager gefüllt zu halten.
Gelegentlich auch für Flugtickets in letzter Minute.
Trotzdem gab es Zeiten, in denen sie von Rechnungen überschwemmt zu werden drohten. Das war das Problem mit der Jagd – es war eine Berufung und kein Beruf. Die Jagd brachte kein Essen auf den Tisch.
Mary war immer noch am Telefon, als ihre Eltern sie fanden.
„Hör mal“, sagte sie als sie sich näherten, „das war mein letztes Kleingeld und ich muss wirklich nicht – oh! Hier sind Mom und Dad. Wir sehen uns bald, okay? Bis dann, Jack. Bye! “
„Du hast dein ganzes Kleingeld verbraucht?“, fragte Deanna, bevor Samuel etwas sagen konnte.
„Wir haben uns nur auf den neuesten Stand gebracht“, sagte Mary und wagte einen kurzen Blick zu ihrem Vater. „Es ist ja nicht so, als hätten wir ihn vorgewarnt, dass wir kommen.“
Samuel hatte das Ferngespräch nach Kalifornien nicht bezahlen wollen.
Mary wandte sich wieder an ihre Mutter und sagte: „Wie auch immer, er wird heute Abend um sechs Uhr in einem Restaurant in North Beach für uns reservieren.“
Sie mieteten ein Auto und fuhren in ihr Hotel – die Emperor Norton Lodge an der Ellis Street im Tenderloin District. Sie wollten auspacken und sich versichern, dass alle Waffen sauber und einsatzbereit waren.
Es war Deannas Idee gewesen, mit dem Bus nach North Beach zu fahren, das eigentlich von allen „Little Italy“ genannt wurde. So mussten sie sich nicht mit der Parkplatzsuche in dieser von Menschen wimmelnden Gegend plagen.
„Aber ich will nicht unbewaffnet gehen“, protestierte Samuel.
„Die Morde sind in Chinatown passiert, Samuel.“
„Ich mache mir ja auch nicht wegen des
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