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Das Herz des Drachen

Das Herz des Drachen

Titel: Das Herz des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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das letzte Mal, als wir hier waren, die Wunde gezeigt hat. Der Winkel ist falsch – das kann er sich unmöglich selbst zugefügt haben.“
    Deanna konnte nicht anders, als stolz zu lächeln. Sie hoffte nur, dass ihr Mann nicht darauf einging, dass Mary und Jack in einer so intimen Situation gewesen waren, ohne dass er davon wusste.
    „Warum hast du das nicht vorher gesagt?“, fragte Samuel.
    „Warum hast du mir nicht vertraut?“, schoss Mary zurück.
    „Oder mir?“, fragte Jack, als er endlich zu Wort kam. „Sehen Sie, ich verstehe, dass Sie mich nicht mögen, Mr. Campbell, aber Sie kannten meine Eltern. Und ich verstehe die Szene, glauben Sie mir. Ich kann helfen.“
    Samuel blickte Deanna an, was ihr zeigte, dass er sich zahlenmäßig unterlegen fühlte.
    Deanna schob einfach nur ihre Gabel tief in ihre Pasta Primavera, um ihm zu zeigen, dass er da allein durchmusste.
    Samuel spießte endlich seine Gabel in sein Osso Bucco, was ihr ein weiteres Lächeln entlockte. Er würde nie zugeben, dass er im Streit unterlegen war, aber wenn er nicht das letzte Wort beanspruchte, war das gewöhnlich ausreichend.

 
    Sechs
    Josh Friedrich liebte die Nachtschicht in der Leichenhalle.
    Klar, eine Menge Leute hielten ihn deshalb für verrückt, aber Josh hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich darum zu scheren, was andere von ihm dachten. So konnte er nachts besser schlafen.
    Oder eher tagsüber, weil er seine Nächte hier verbrachte. Im ‚Eiskasten‘ – das war sein Spitzname für den Kühlschrank, in dem die Leichen aufbewahrt wurden – und im Labor, wo er sein Ding durchzog.
    Das beste daran war, dass die Cops ihn gewöhnlich nicht oft störten. Josh liebte seinen Job als Gerichtsmediziner, aber er hasste es, sich mit der Polizei herumzuschlagen. Obwohl man ihnen nicht komplett aus dem Weg gehen konnte, kamen sie nicht in die Leichenhalle, bevor es dringend notwendig war.
    Also wurden Joshs Berichte entweder von einem Boten überbracht oder für jemanden hinterlegt, der sie tagsüber abholte.
    Das passte Josh gut. Er konnte menschliche Körper nach Belieben untersuchen, dabei helfen, Verbrechen aufzuklären, und musste nur selten mit der Polente reden. Oder mit Reportern.
    Reporter waren schlimmer. Jeden Tag seines Lebens war Josh dankbar dafür, dass er nichts mit diesem Zodiac-Killer-Blödsinn zu tun hatte. Jedem, der ihn deshalb ansprach, sagte er, dass er nicht an dem Fall arbeite, und ging weg.
    Ein Nachteil bei der Spätschicht war allerdings, dass er am Sabbat arbeiten musste. Das störte Josh nicht so sehr, aber seine Mutter litt an ziemlichem Verbaldurchfall, wann immer das Thema auf den Tisch kam. Um sie zum Schweigen zu bringen, sagte er ihr entweder, dass es sich um einen dringenden Fall handelte, oder versuchte, freitags frei zu bekommen.
    Aber er bat nie um die Tagesschicht. Er liebte es ruhig.
    Es war also eine ziemliche Plage, dass dieser FBI -Agent auftauchte. Der Typ stürmte einfach rein, als wäre das sein Wohnzimmer oder so. Josh wusste sofort, als er hereinkam, dass er ein Bundesagent, ein Fed, war – einfach nur durch sein Auftreten. Er hatte eine Glatze, also trug er nicht diese typische aalglatte Frisur, aber der Rest schrie geradezu FBI .
    Sobald er in der Leichenhalle stand, stemmte er die Hände in die Hüften und starrte Josh an.
    „Dr. Friedrich?“
    „Äh. Ja, Sir. Was kann ich …“
    „Sie haben den Wenzel-Fall, richtig? Und die anderen Brandopfer?“
    Josh blinzelte. Unhöflicher Mistkerl, oder?
    „Äh, ja. Ich wusste nicht, dass das ein Fall für die Bundesbehörden ist.“
    „Warum genau überrascht Sie das?“, fragte der Bundestyp kurz angebunden.
    Josh schluckte nervös und dachte einen Moment nach, bevor er antwortete.
    „Nun – äh – um ehrlich zu sein, mag ich die Feds nicht so gern, Sir.“
    „Nun, wir haben uns gegenseitig auch nicht alle besonders gern.“
    „Kann ich Ihnen nicht vorwerfen“, sagte Josh schnell. „Trotzdem bin ich überrascht, dass man Sie dazugeholt hat.“
    „Das hat man nicht – wir haben uns selbst geholt.“ Dann blickte er sich im Raum um. „Ich muss die Leiche sehen.“
    „Klar“, sagte Josh. „Folgen Sie mir.“
    Josh führte den Fed – hatte er eigentlich seinen Namen genannt? – zurück in den Eiskasten.
    „Tut mir leid, dass es so kalt ist“, sagte er, weil die Bullen immer über die Temperatur jammerten.
    „Ich habe schon Schlimmeres erlebt“, sagte der Mann schulterzuckend. Er war definitiv ziemlich cool

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