Das Herz des Drachen
Eingangs stand.
Plötzlich fing er an zu schwitzen. Das war noch etwas, das ihn an Tommy ärgerte. Er bestand darauf, dass die Heizung angemacht wurde, sobald die Temperaturen draußen nur geringfügig sanken. Dann genoss Lin seinen Standort am Pult, weil ab und zu eine kühle Brise hereinwehte, wenn jemand die Tür öffnete.
Aber selbst das war wärmer als Tommy es gernhatte. Lin wunderte sich, wo diese ungewöhnlichen Hitzewellen herkamen, drehte sich um …
… und stand dem grauenerregendsten Anblick gegenüber, den er je zu Gesicht bekommen hatte.
Ein Mann stand in einer Feuersäule, die hoch zur Decke aufragte, sich aber nicht ausbreitete. Der Mann war nur noch ein paar Fuß von ihm entfernt und bewegte sich auf ihn zu. Er erhob ein in Feuer getauchtes Schwert.
Lin konnte nicht schreien.
Konnte nicht atmen.
Konnte sich nicht bewegen.
Er war von dem Feuer, das den Mann umgab, vor Schreck wie hypnotisiert. Und von seinen furchtbaren Augen …
Das Hakenschwert in Bereitschaft lief John die Treppe zwei Stufen auf einmal nehmend hinunter und ins Restaurant. Er registrierte mehrere Dinge auf einen Blick.
Als Erstes sah er, dass die Gäste schrien, auf etwas zeigten, riefen und Tische und Stühle auf der Flucht umwarfen. Die Quelle ihrer Furcht versperrte ihnen den einzigen Ausgang.
Das zweite war, dass der Oberkellner vor Schreck wie erstarrt dastand, obwohl um ihn herum Panik ausbrach.
Das dritte war ein Samurai der von Flammen umgeben war und ein brennendes Katana schwang.
Das ist mal etwas Neues, dachte er. Der Samurai – der Johns Meinung nach nur das Herz des Drachen sein konnte – ging geradewegs auf den Oberkellner zu, der wie angewurzelt dastand.
John musste sich durch die in Panik flüchtenden Gäste schieben, um zum Eingang zu gelangen. Die Tische standen viel zu dicht beieinander und die Menschen traten buchstäblich aufeinander, um wegzukommen.
Als er vorne ankam, trat Doragon Kokoro bereits dem Oberkellner buchstäblich auf die Füße.
John stand hinter dem Wesen, sodass der Haken den Ronin traf, als wäre er ein Spazierstock, der einen schlechten Künstler von der Bühne eines Vaudeville-Theaters zieht. Er konnte aber keinen Halt finden.
Der Geist bemerkte es nicht einmal.
John riss das Schwert zurück und holte noch einmal aus. Jetzt zielte er auf den Hals des Geistes.
Das weckte endlich die Aufmerksamkeit des Dämons. Er wirbelte herum und schwang sein Flammenschwert. John konnte sich gerade noch ducken und die Flammen versengten sein Haar.
Er verbrennt nicht nur seine Zielperson, wurde John klar. Er kann mich ebenso leicht grillen wie seine anderen Opfer.
Aber nach diesem einen kurzen Angriff wandte der Ronin sich wieder seiner Beute zu.
Anscheinend hatte die Störung durch John den Oberkellner aus seiner Starre befreit und ihn zum Wegrennen bewogen. Mit einem plötzlichen Aufschrei schoss er durch die Vordertür hinaus, so schnell seine Füße ihn tragen konnten.
John bewegte sich schnell zwischen Doragon Kokoro und den Ausgang.
„Du kommst an mir nicht vorbei“, sagte er und hielt das Schwert in Angriffsposition.
Durch die flackernden Flammen konnte John sehen, dass die Gäste sich weiter auf Chinesisch anschrien, während sie durch die Küche oder die Toiletten zu entkommen versuchten. Hinter ihnen, am Fuß der Treppe, stand Albert Chao neben einem jungen Mann mit spitz hochgekämmten Haaren.
Chao sah aus, als wäre er stinksauer.
Das Herz des Drachen erhob sein Katana und ließ es nach unten sausen.
John lehnte sich zurück und wich der flammenden Klinge nur um Haaresbreite aus. Der Geist konterte mit einem Seitenhieb. John parierte mit dem Hakenschwert. Als Metall auf Metall knallte, riss ihm die Erschütterung beinahe das Schwert aus der Hand.
Er fasste den Griff fester, holte noch einmal aus und zielte diesmal auf die Stelle, an der das Herz des Ronin schlagen würde, wäre er am Leben. Bobby hatte gesagt, dass sich die Inschrift mit ‚Durchstoße das Herz des Drachen‘ übersetzen ließ – und vielleicht bedeutete es genau das.
Unglücklicherweise richtete das nicht mehr aus als die beiden vorhergegangenen Angriffe. Das Hakenschwert schnitt durch den Geist hindurch, als wäre er nichts als Flammen. Trotzdem war der Schlag mit dem Katana ziemlich hart gewesen.
Und wieder schwang Doragon Kokoro seine Waffe und John hob sein Schwert, um zu parieren.
Er hatte in der Vergangenheit schon einmal ein Schwert geführt, während seines Trainings als Marine. Das
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