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Das Herz des Drachen

Das Herz des Drachen

Titel: Das Herz des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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restlichen Teigtaschen herunter, zog seine Bomberjacke über und legte eine Zehndollarnote auf den Tisch, ohne auf die Rechnung zu warten. Er zog eine große Posterrolle unter dem Tisch hervor und ging zum Ausgang.
    Der Oberkellner bemerkte nicht einmal, dass John gegangen war. Er war sich nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen war oder nicht. Bobby hatte erwähnt, dass Chao ein Halbblut war und dass die von den Vollblutchinesen oft ignoriert wurden. Also hatte John vielleicht Glück gehabt.
    Auf der Pacific Avenue angekommen, bog John in die Gasse ein, die zwischen Shin’s Delight und einem Souvenirladen lag. Erleichtert stellte er fest, dass es eine offene Gasse war. Viele Eigentümer hatten Tore aufgestellt, um die Obdachlosen fernzuhalten.
    Er erreichte die Rückseite des Restaurants, an der drei Müllcontainer mit den Abfällen standen. Der Gestank von verrottendem Essen beleidigte seine Nase, aber das bremste ihn nicht. Er hatte in den vergangenen sechs Jahren weitaus Schlimmeres gerochen. Auf dem Weg trat er in eine Pfütze, die einen weiteren Fleck neben Dutzenden anderen unidentifizierbaren hinterließ, die bereits auf seinen Bergsteigerstiefeln prangten.
    Als er erst einmal an dem dritten Container vorbei war, entdeckte er eine große Metalltür. Sie war mit brüchiger brauner Farbe gestrichen, die fast so wie die Ziegel wirkte. Er nutzte die Deckung des Müllcontainers, um das Schwert aus der Posterrolle zu nehmen. Nicht dass dauernd Leute in die Gasse starrten, aber sicher war sicher.
    Die Tür hatte zwei Schlösser, eins am Knauf und einen Riegel darüber. Er versuchte es am Knauf. Er ließ sich ganz herumdrehen, also war sie nicht verschlossen, aber die Tür öffnete sich nicht. Das bedeutete, dass der Riegel vorgeschoben war.
    John griff in seine Innentasche und förderte das Einbruchwerkzeug zutage, das ihm Caleb vor zwei Jahren geschenkt hatte. Nun ja, nach eineinhalb Jahren hatte er den Dreh langsam raus.
    Nach ein bisschen Fummelei rutschte der Riegel zurück.
    John drehte den Knauf und musste die Tür aufreißen. Er fluchte leise, weil sie ein Geräusch machte. Dabei hielt er das Schwert bereit.
    Aber es war niemand da. Nur ein dunkler Korridor, der an der Rückseite des Gebäudes entlangführte.
    John trat langsam ein und verriegelte die Tür hinter sich. Es wäre nicht gut, wenn jemandem auffiele, dass etwas anders war. Dann wartete er, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er stolperte fast über einen Haufen Mülltüten, die noch niemand nach draußen zum Container gebracht hatte. Die Wände waren mit einer brüchigen Holztäfelung versehen.
    Er konnte Gesprächsfetzen auf Chinesisch hören, die aus der Richtung des Lichts kamen, und das Geräusch von siedendem Öl. Er bewegte sich langsam und leise auf die Geräusche zu und sah den Kücheneingang und eine Wendeltreppe, die in den zweiten Stock führte.
    Dutzende von Leuten in weißen Uniformen liefen in der Küche umher. Das Klappern und die Kochgeräusche bildeten eine konstante Geräuschkulisse, sodass das Küchenpersonal nicht hören würde, wenn John schnell die Treppe hinaufhuschte.
    Die Treppe führte auf einen weiteren Flur mit ähnlicher Holztäfelung, die allerdings in besserem Zustand war. An einer Wand waren Fotos in Schwarz-Weiß und Farbe aufgehängt, die verschiedene Leute auf der Straße zeigten. Sie hätten sowohl in Chinatown aufgenommen sein können als auch in China selbst. Bei näherer Betrachtung erkannte er die blumengesäumten Biegungen und Wendungen der Lombard Street im Hintergrund.
    An der anderen Wand befanden sich drei geschlossene und eine offene Tür. Als er vorsichtig den Flur entlangging und dabei auf knarrende Dielen achtete, hörte er zwei Stimmen. Zu seiner Überraschung sprachen beide englisch.
    Als er näher kam, konnte John die Worte verstehen.
    „Ich verstehe“, sagte einer von beiden. „Aber wir müssen immer noch in Betracht ziehen …“
    „Im Moment, Al, ziehe ich einzig und allein in Betracht, den zu töten, der hierfür verantwortlich ist. Ich habe drei gute Vertraute verloren und jemand muss dafür bezahlen .“
    „Natürlich, Tommy. Ich verstehe, aber wir müssen auch zusehen, dass die Geschäfte wie üblich weiterlaufen.“
    John hatte den Verdacht, dass es Al war, der den EMF zum Ausschlagen gebracht und ihm den bösen Blick zugeworfen hatte. Das passte zu dem Vornamen, den Bobby ihm genannt hatte.
    Bevor er handeln konnte, hörte er einen spitzen Schrei aus Richtung des

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