Das Herz des Drachen
Japanisch, während er das Telefon zuschnappen ließ.
Wie war das möglich?
Albert hatte Myas Tod ebenso wenig gewollt wie den von Roy oder Jack. Sicher, sie war ein kleines Ärgernis gewesen, aber er hatte sich vergewissert, dass sie der Polizei nichts gesagt hatte. Eigentlich schätzte er gerade Angestellte, die ihren Mund hielten, ohne dass man sie vorher bedrohen musste. Roy und Jack waren Idioten und hatten das Waffengeschäft mit dieser Motorradgang versaut. Albert war aber sowieso nicht sonderlich optimistisch gewesen, was Geschäfte mit diesen Gaunern betraf.
Keiner von beiden hatte etwas getan, das mit dem Tode bestraft werden musste.
Aber das war längst nicht das Schlimmste.
Das Herz des Drachen ist zurück, überlegte er, während seine Gedanken sich überschlugen. Aber das kann nicht sein. Es gibt niemand anderen …
Es war zwanzig Jahre her, seit ein Gaijin namens John Winchester den Geist mit einem Zauber für achtzig Jahreszeiten gebannt hatte. Das hatte Albert gezwungen, für sich selbst zu kämpfen und er hatte Mittel und Wege gefunden. Nach Tommy Shins Tod brauchte Albert keine übernatürliche Hilfe mehr. Er hatte alles, was er wollte.
Ihm war klar geworden, dass Doragon Kokoro keine Pistole war, die man nach Belieben hervorholen konnte. Eine solche Waffe hielt man für besondere Gelegenheiten in der Hinterhand. Und eine solche Gelegenheit hatte sich bisher nicht ergeben.
Albert zog sich leise fluchend an und eilte nach unten.
Zhong wartete vor der Bürotür auf ihn.
„Stimmt das mit Mya?“, fragte er.
„Ja“, antwortete Albert. Er griff in seine Hosentasche und angelte nach dem Schlüssel für seine Bürotür.
„Verdammt“, sagte Zhong. „Jetzt muss ich eine neue Kellnerin einstellen.“
Unter anderen Umständen hätte Albert vielleicht gelächelt. Zhong war niemals sentimental – das machte ihn zu einer guten Führungskraft.
Er öffnete die Tür und Zhong folgte ihm.
„Die Leute haben geredet“, sagte er zögernd.
Albert blickte auf und sah ihn an. Er war überrascht, denn Zhong war niemals zaghaft.
„Geredet? Über was?“
„Das Herz des Drachen“, antwortete Zhong. „Schau mal, ich war damals nicht hier und es ist mir scheißegal, was Lin passiert ist. Wenn du verbreiten wolltest, dass du über so eine Art Dämon verfügst, so ist das deine Sache – aber, verdammt es hat geklappt. Keiner stellt deine Autorität infrage. Aber das Gerede wird lauter und gerät außer Kontrolle. Seit sie Roys und Jacks Leichen am Ghirardelli Square gefunden haben.“
Albert setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Während er hochfuhr, drehte Albert sich zu Zhong um.
„Was, wenn sie wahr wären?“
„Wie bitte?“
„Nichts“, sagte Albert und wandte sich wieder seinem Computer zu. Es ergäbe doch keinen Sinn, Zhong ins Vertrauen zu ziehen. Außerdem würde er wahrscheinlich nur denken, dass sein Boss verrückt geworden sei. Das Herz des Drachen war nur eine Geschichte und Albert war sehr zufrieden, es dabei zu belassen.
Aber wer hat dann Roy, Jack und Mya getötet? Und warum auf eine Weise, die auf den Geist hindeutet?
„Du kannst versichert sein, Zhong, dass ich in letzter Zeit keine Geister beschworen habe, um Leute umzubringen, die mir auf die Nerven gehen.“
„Und warum nicht?“, kam zur Antwort.
Albert blinzelte.
„Wie bitte?“
„Wenn der Geist frei ist“, sagte Zhong, „warum soll man sich ihn nicht zunutze machen?“
Albert blinzelte erneut.
„Wovon sprichst du?“
Zhong grinste. Das war überhaupt nicht seine Art.
„Ich rede über Doragon Kokoro, Albert. Ich rede über den Geist, den du vor zwanzig Jahren hast auferstehen lassen. Und du hättest es wieder tun können. Das hast du aber nicht. Die Frage ist nur – warum?“
Während er sprach, hatten sich Zhongs Augen plötzlich tiefschwarz gefärbt. Sie schienen wie Löcher, die tief in seinen Schädel reichten.
Albert sprang auf.
„Was willst du, Dämon?“
Zhongs Gesichtszüge zeigten Überraschung.
„Du weißt tatsächlich, was ich bin?“
„Seit das Herz des Drachen zum zweiten Mal aus meiner Hand gerissen wurde, habe ich mehr über das Okkulte gelernt“, sagte Albert und fingerte an einem Amulett herum, das um seinen Hals hing. Er hatte sogar einen Berater, einen Gaijin namens Oscar Randolph, auf der Gehaltsliste – obwohl er ihn längere Zeit nicht konsultiert hatte.
„Ich weiß, was du bist, Dämon. Was ich nicht weiß, ist, warum du hier
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