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Das Herz des Drachen

Das Herz des Drachen

Titel: Das Herz des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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dranbleiben?“
    „Ähm sicher“, sagte Marcus. Es hörte sich an, als hätte der junge Mann das Telefon abgelegt und eine Schaufel in die Erde gestoßen.
    Nach ein paar Sekunden war Sam Winchester wieder am Apparat.
    „Tut mir leid – ich musste noch etwas fertig machen.“ Während er sprach, konnte Marcus hören, wie ein Motor angelassen wurde.
    „Das ist schon in Ordnung, Sohn“, antwortete Marcus. „Wie geht es Ihrem alten Herrn?“
    „Oh, tut mir leid, er ist vor ein paar Jahren gestorben.“
    Marcus zuckte zusammen.
    „Verdammt. Das tut mir leid. Er schien ein recht anständiger Typ zu sein.“
    „Danke.“ Sam hörte sich unsicher an. Im Hintergrund nahmen die Verkehrsgeräusche zu – als wäre er gerade auf den Freeway gefahren. Was immer er wollte, er kam schnell aufs Geschäftliche zu sprechen.
    „Ich bin froh, dass Sie zurückrufen, Professor. Wir haben da ein kleines Problem.“
    „In Ihrer Nachricht sagten Sie etwas über Doragon Kokoros Rückkehr.“
    „Äh, ja. Und es kommt noch schlimmer“, sagte Sam. „Ein paar Typen haben uns das Schwert abgenommen. Wir glauben, sie kamen von Albert Chao.“
    „Wahrscheinlich, ja.“ Marcus stieß einen langen Atemzug aus. „Nun, dann würde ich sagen, Sie beide sind angeschmiert – und ebenso der Rest von uns. Sie müssen das Teil zurückholen.“
    „Wir hatten gehofft, dass Sie uns dabei helfen könnten. Wir müssen das Schwert wiederfinden. Chao hat es wahrscheinlich in seinem Restaurant, aber es wäre gut, wenn wir da sicher wären, bevor wir versuchen, es uns zu holen.“
    „Scheiße.“ Marcus schloss die Augen und dachte einen Moment nach. Er hatte das Schwert noch niemals zuvor orten müssen, weil er immer wusste, wo es war. Oder, dass es in den richtigen Händen war.
    Noch besser, er hatte all seine Notizen über Doragon Kokoro in einem Ordner auf seinem Laptop. Der war natürlich im Büro.
    Warum war das alles niemals einfach?
    „In Ordnung“, sagte er. „Sie und Ihr Bruder müssen mir einen Gefallen tun.“
    „Heraus damit.“
    „Sie müssen in meinem Büro vorbeischauen. Es ist 2223 Fulton Street in Berkeley. Auf meinem Schreibtisch steht ein Laptop. Nehmen Sie ihn mit und bringen ihn mir ins Krankenhaus.“
    „Krankenhaus?“
    Marcus schüttelte den Kopf. Das konnte er unmöglich wissen.
    „Ja, hatte gestern ’nen Herzanfall. Bin in Zimmer 209 des Medical Centers an der Ashby Avenue.
    „Wo an der Ashby?“
    „Äh, weiß die Adresse nicht – es ist ganz in der Nähe vom Telegraph.“
    „Okay, ich finde es schon“, fuhr Sam zögerlich fort. „Und, Professor, es tut mir leid.“
    Marcus zerstreute die Stimmung mit einer Geste – nicht dass jemand sie sehen konnte.
    „Vergessen Sie’s – Sie konnten das nicht wissen“, sagte er. „Und beeilen Sie sich – wir können es uns nicht leisten, herumzutrödeln.“
    „Okay. Ich bin jetzt auf der 580 in Richtung Berkeley. Sollte in zehn, fünfzehn Minuten da sein.“
    „Gut – und hey, Sam?“
    „Ja?“
    „Es gibt keine Garantie. Ich musste noch nie nach dem Schwert suchen, also weiß ich nicht, ob meine Notizen uns irgendwas liefern, um es zu finden.“
    „Ja, das hab ich mir fast gedacht.“ Sam hielt inne. „Es ist immer noch einen Versuch wert.“
    „Oh, definitiv. Ich möchte Ihnen nur keine falschen Hoffnungen machen.“ Marcus erinnerte sich, wie pingelig Sams Vater gewesen war. Er wollte das nicht noch mal erleben, falls sein Sohn diese Eigenschaft geerbt hatte.
    „Ich habe vor langer Zeit aufgehört, mir Hoffnungen zu machen, Professor“, sagte Sam. Seine Stimme klang unendlich müde.
    „Ja. Das kann ich nachvollziehen. Rufen Sie mich an, wenn Sie im Büro sind.“ Er gab Sam seine Telefonnummer im Krankenhaus und legte auf.
    Er lag in der Stille und dachte über John Winchester nach. Der Mann strahlte eine unglaubliche Entschlossenheit aus, als sei er auf einem einzigen, endlosen Kreuzzug. Jack Bartow war viel entspannter gewesen. Er wusste, was er tat und machte kein großes Aufheben darum. Die meisten Dinge sah er unkompliziert.
    Winchester aber war anders gewesen – er hatte gewirkt, als hänge seine ganze Existenz davon ab, den Geist zu vernichten.
    Natürlich hatte es keiner von beiden geschafft.
    Wenn Sam Winchester nur ein bisschen so ist wie sein Vater, dann ist es kein Wunder, dass er so geklungen hat.
    Das Nächste, was Marcus hörte, war das Klingeln des Telefons. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er eingeschlafen

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