Das Herz des Drachen
des Satzes wurde von einer Hand unterbrochen, die sich auf ihren Kopf legte.
„Nein! Nein! Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhh!“
Rauch strömte aus allen Körperöffnungen und Sekunden später brach das Gefäß auf dem Betonboden zusammen. Ihre Schreie hallten weiterhin als Echo durch die Halle.
Erst als das Gefäß zu Boden gefallen war, konnte Ramiel – gerade so – erkennen, dass Uzziel die Dämonin vernichtet hatte. Er erkannte ihn nur an der imposanten Größe seines Gefäßes.
Das Leben wich noch immer aus ihm.
Ramiel ließ das Messer schnell zu Boden fallen.
„Zerstöre es, Uzziel, schnell, bevor …“
Uzziel zuckte zusammen, als Ramiel durch die für Engel tödliche Waffe vernichtet wurde. Er sah den Körper von Tyler Macgowan sterben und mit ihm den Engel, der ihm innewohnte.
Uzziel hatte Ramiel immer gemocht. Er hatte ein gutes Herz – selbst für die hohen Standards der Engel – und war ein guter Krieger im Namen des Herrn gewesen.
Obwohl der Herrgott selbst seine Präsenz in letzter Zeit nicht oft erkennen ließ.
Wie viele andere Engel hatte Uzziel das satt. Er war es müde, die Menschheit zu leiten, die ihre Hilfe weder wollte noch schätzte. Nach Jahrhunderten von Kriegen, Plagen, Tyrannei und Sünde war die Apokalypse eigentlich eine Erleichterung. Er hatte gedacht, dass das zwanzigste Jahrhundert mit all seinen Genoziden das schlimmste gewesen war. Dann hatte das einundzwanzigste begonnen – mit Wahnsinnigen, die sich gegenseitig zu Tausenden in jedem Winkel des Erdballs umbrachten. Und Uzziel wusste, dass es nicht besser werden würde.
Als Zachariah ihn in seinen Plan eingeweiht hatte, das Ende aller Tage heraufzubeschwören – lieber jetzt, als weiter darauf zu warten –, war Uzziel sofort dabei gewesen.
Das Einzige, was ihm daran nicht gefiel, war, seine Kameraden zu hintergehen. Nicht einmal als es das Ziel war, Doragon Kokoro hervorzulocken. Die Engel waren sicher, dass diese Offensive die Coming-Out-Party des Geistes werden sollte und er danach als mächtige Waffe den Dämonen dienen würde.
Wenigen war bewusst, wie mächtig der verdammte Samurai in den richtigen – beziehungsweise falschen – Händen sein konnte. In einer derartigen Konfrontation von mehr oder weniger gleich Starken konnte er die Wende bringen. Zachariah hatte das gewusst und Uzziel überzeugt.
Als der Gegenschlag der Engel angekündigt wurde, stellte niemand die Befehle infrage. Warum sollten sie das auch? In den Himmlischen Heerscharen gab es eine sehr strikte Kommandokette. Eigene Meinungen waren nicht erwünscht. Immerhin führten die für gewöhnlich zum Betrug, wie Castiels Beispiel gezeigt hatte.
Und Uriels.
Und Luzifers.
So wie die Dinge lagen, hatten die Engel die Katastrophe gerade noch umschifft. Ramiels Anwesenheit hatte sich als Segen erwiesen, weil Uzziel niemals den Stein von Hyginus erkannt hätte. Schade, dass Ramiel dieses Wissen mit dem Leben bezahlt hatte. Allerdings hatten das auch sechs der sieben Dämonen, dank Uzziel, Jophiel und Selaphiel. Nur einer der Kreaturen war es gelungen zu entkommen.
Ramiels Opfer hatte der Aufdeckung einer tieferen Wahrheit gedient – eine, die Uzziel schon immer vermutet hatte.
Vater hatte sie im Stich gelassen. Sie waren auf sich allein gestellt.
Mit einer Handbewegung atomisierte er das Messer. Es würde nie wieder den Tod eines seiner Geschwister fordern.
Dann nahm er der Leiche des Dämons mit dem grünen Hosenanzug die Brosche weg. Er wollte sie zu den anderen Steinen nach Córdoba bringen. Ramiel hätte es so gewollt, das wusste er.
Sie ließen die menschlichen Leichen zurück. Sie waren jetzt das Problem ihrer Artgenossen und beschäftigten die Heerscharen nicht weiter. Uzziel ging zurück in Raum 105, um die überlebenden Engel um sich zu versammeln.
Und der Krieg tobte weiter.
Vierundzwanzig
Marcus Wallace lag im Sterben.
Der Herzanfall war aus dem Nichts gekommen. Aber so waren Herzattacken – die unvorhersehbarsten aller Mörder. Marcus hatte sich immer über Berichte über einen ‚plötzlichen Herztod‘ lustig gemacht.
Als wäre das je anders.
Er hatte in seinem Büro gesessen und Arbeiten benotet, als plötzlich sein linker Arm anfing zu schmerzen. Dann bekam er Atemprobleme, und Müdigkeit überwältigte ihn. Sein Körper spannte sich, selbst als er die Kontrolle über die Extremitäten verlor.
Irgendwie landete er auf dem Fußboden.
Die neue Sekretärin – die, an deren Namen er sich nie erinnern konnte
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