Das Herz des Drachen
angerichtet. Er konnte nichts tun, außer weiterzumachen.
Endlich konnte er den Geist zu sich rufen. Als die feurige Kreatur mitten in seinem Büro erschien, war Albert überrascht, dass es ihn kalt ließ. Vor vierzig Jahren, in einer kleinen Wohnung im Mission-District, hatte er noch nie etwas so Glorreiches gesehen. Die Möglichkeiten erschienen damals endlos und er hatte die Macht des Geistes gespürt, als könne er sie mit der Hand greifen.
Jetzt sah er nur einen toten Samurai, der in Flammen gehüllt war.
Albert besaß jetzt Macht – er brauchte den Geist nicht.
„Was ist passiert?“, fragte er.
„Ich konnte Ihren Befehl nicht ausführen, mein Nachkomme. Die beiden Männer haben ein Wesen mit gewaltiger Macht auf ihrer Seite. Es konnte mich abhalten, bis einer von ihnen eine Feuerwaffe benutzte. Sie hat mich auf unbekannte Weise gebannt.“
„Wie banal.“ Nach dem, was Oscar ihm erzählt hatte, war das wahrscheinlich eine Flinte mit Steinsalz gewesen. Standardausgabe für Jäger.
„Dann war es passend für eine solch banale Aufgabe“, sagte der Geist.
Albert blickte nach oben in die feurigen Augen seines Vorfahren.
„Was soll das heißen?“
„Ihr habt mich in einem kindischen Racheakt ausgesandt, diese beiden Männer – diese ‚Winchesters‘ – zu töten. Das unterscheidet sich nicht von den Übeltaten, die Ihr mir befahlt, als Ihr mich das erste Mal gerufen habt.“
Albert zuckte die Schultern.
„Eine Schwäche. Ich kann mich nicht an ihrem Vater rächen, also …“
Warum hatte er den Geist seines Vorfahren nach den Söhnen von John Winchester gesandt? Er hatte bereits das Schwert, also hatte er mit ihnen nichts mehr zu schaffen. Sicher, sie würden wahrscheinlich herkommen und angesichts dessen war ein Präventivschlag gerechtfertigt.
Aber das war nicht der Grund gewesen.
„Ihr widersteht den Bitten des Dämons“, sagte das Herz des Drachen. „Warum?“
„Wie kannst du das nur fragen?“, sagte Albert.
„Der Dämon braucht Hilfe bei der Zerstörung der Welt. Er handelt wie ein Kind, das sich an seinen Eltern rächen will, die ihn enttäuscht haben. Er ist nicht anders als Ihr.“
Albert tat diese Bemerkung mit einer abwehrenden Handbewegung ab.
„Das ist lächerlich.“
Aber selbst als er das sagte, glaubte er es nicht.
Also bannte er den Geist.
Als die Flammen verblasst waren, dachte er über die Worte seines Vorfahren nach.
Es klopfte an der Tür.
„Herein!“
Ronny steckte den Kopf ins Büro.
„Hey, Boss. Wir haben Geld vom La Shiva’s bekommen. Sie haben gesagt, ich soll dann Bescheid sagen.“
„Gut, Ronny.“ Er zögerte und fuhr fort. „Komm bitte herein.“
„Äh, sicher. Okay.“ Ronny kam ins Büro und stand wartend da.
„Was ist los?“
Albert erlaubte sich ein kleines Lächeln.
„Nichts, Ronny. Ich wollte dich nur für einen Moment ansehen. Du darfst gehen.“
Der Untergebene warf ihm einen merkwürdigen Blick zu.
„Geht es Ihnen gut, Boss?“
„Es geht mir gut, Ronny. Geh.“
„Okay.“ Ronny zuckte die Schultern, drehte sich um und verließ das Büro.
Das zeigte Albert alles, was er wissen musste.
Er starrte die Wände an und erinnerte sich an die Zeit, als das hier Tommy Shins Allerheiligstes gewesen war. Tommy hatte die Wände schwarz streichen lassen, um Leute einzuschüchtern. Trotzdem hatte er zeitgenössische Filmposter aufgehängt, die den Effekt wieder dämpften. Albert hatte sie abgenommen und die schwarzen Wände kahl gelassen.
Zu seinem Ärger konnte er sich nicht mehr daran erinnern, welche Poster dort gehangen hatten.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, versuchte sich zu erinnern, aber er konnte es nicht.
Das ärgerte ihn aus irgendeinem Grund.
Es klopfte noch einmal.
„Äh, Boss? Ich bin vom Essen zurück.“ Es war Zhong, der immer sehr unterwürfig klang, seit der Dämon von ihm Besitz ergriffen hatte. „Es tut mir leid, aber es gibt einige wichtige Geschäfte im Restaurant, die wir durchgehen müssen.“
„Natürlich, Zhong. Komm herein.“
Der Mann nickte und betrat das Büro.
„Es gibt ein Problem mit …“
Albert erhob die Hand.
„Ist mir egal. Ich habe ehrlich keine Zeit dafür. Ich wollte nur, dass du ins Zimmer kommst. Du darfst jetzt gehen.“
„Wie bitte?“ Zhong zögerte. Er stand dicht bei seinem Schreibtisch.
„Boss, das ist wichtig. Wir müssen …“
„Es ist mir egal“, flüsterte Albert mit tiefer Stimme. „Nichts bedeutet mehr etwas. Du wirst jetzt mein Büro
Weitere Kostenlose Bücher