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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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gegenüber ist eine Ehrenschuld. Meine Ehre besteht nicht nur daraus, für dich und Pakamile zu sorgen, jeden Nachmittag nach Hause zu |34| kommen und einer Arbeit nachzugehen, die sich innerhalb der Grenzen des Gesetzes bewegt und nicht gewalttätig ist. Ehre bedeutet auch, daß ich meine Schulden zahlen muß.«
    Miriam sagte nichts.
    »Kannst du das verstehen?«
    »Ich will dich nicht verlieren.« Fast zu leise, um sie zu hören. »Und ich glaube nicht, daß er es verkraften kann, dich zu verlieren.« Ihr Blick deutete auf den Jungen im Freien.
    »Du wirst mich nicht verlieren. Ich verspreche es dir. Ich komme zurück. Früher als du glaubst.«
    Sie wandte sich ihm zu, schlang ihre Arme um seine Hüfte und hielt ihn voller Verzweiflung.
    »Früher als du glaubst«, wiederholte er.
     
    3. »ALTE SEILSCHAFTEN«
    Um nachzuvollziehen, was es mit den Geheimdienstaktivitäten im heutigen Südafrika auf sich hat, muß man sich bewußt machen, welche Netzwerke vor der Gründung des »neuen Südafrikas« 1992–1994 bestanden:
Die weiße Minderheitenregierung der achtziger Jahre pflegte enge Beziehungen sowohl zu den britischen Geheimdiensten MI5 und MI6 als auch zu amerikanischen Behörden, insbesondere der CIA.
Letztere führte mehrere gemeinschaftliche antikommunistische Aktivitäten in Afrika gemeinsam mit dem früheren Militärgeheimdienst SADF in Angola, Namibia, Simbabwe, Tansania und Mozambique durch. Die CIA leitete zudem während des Krieges der weißen Minderheitenregierung gegen die von Kuba und der UdSSR gestützte Regierung in Angola Ende der siebziger Jahre relevante Informationen nach Pretoria weiter.
Der ANC war eine verbotene Widerstandsbewegung, die sich im Exil befand. Naheliegenderweise unterhielt der ANC enge Verbindungen (und wurde in militärischer und finanzieller Hinsicht unterstützt) zur ehemaligen Sowjetunion, in |35| das ehemalige Ostdeutschland (insbesondere zu KGB und Stasi), nach Kuba, zu Libyen, zur palästinensischen Befreiungsorganisation PLO sowie – wenn auch in geringerem Maße – zum Irak und anderen moslemischen Ländern.
Die PAC verfügte über eine stärkere Verbindung zu moslemischen Extremisten (z. B. im Iran) sowie der PLO.
     
    4. MOSLEMISCHE EXTREMISTEN IN SÜDAFRIKA
    Al-Kaida-Mitglied Khalfan Khamis Mohammed, von FBI und CIA nach dem Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Tansania gesucht, versteckte sich 1999 in Kapstadt, Südafrika.
    Südafrika ist keineswegs ein moslemisches Land, aber unter den Arabern am westlichen Kap findet sich ein geringer Anteil Extremisten, die zwar Mitglieder verschiedener Splittergruppen, aber allesamt Sympathisanten der Al Kaida sind:
Muslims Against Illegal Leaders (MAIL)
Quibla (das Wort bezeichnet »die Richtung, in die der oder die Gläubige sich zum Gebet neigt«), linksextrem, aggressiv, ausgesprochen heimlichtuerisch
People Against Drugs and Gangsterism (Pagad): eine Art Bürgerwehr, die durch brutale Aktionen gegen die Drogenhändler in den Cape Flats auf sich aufmerksam machte; vielleicht die öffentlichste, zumindest aber die ungefährlichste dieser Gruppen.
     
    Der größte Saal im sechsten Stock der Wale Street Chambers wurde schlicht als »Einsatzraum« bezeichnet. Er war in vierundzwanzig Monaten nur achtmal benutzt worden – für »Bereitschaftstests«, wie Mentz die vierteljährlichen Prüfungen des technischen Netzwerks und ihrer Mitarbeiter nannte. Zwölf Fernseher an der Ostseite waren an digitales und analoges Satellitenfernsehen angeschlossen, an Überwachungskameras und eine Videokonferenzanlage. Die sechs PC an der Nordwand waren mittels Glasfaserkabel mit dem lokalen Netzwerk sowie einem Internet-Backbone verbunden. Neben der Doppeltür an der Westseite befanden sich der |36| Digitaltuner und -receiver für Radiosender sowie eine Mobilfunk- und Festnetz-Telefonanlage mit achtzehn abhörsicheren Leitungen und Möglichkeiten für Telefonkonferenzen. An der Südseite war eine große weiße Leinwand für den Videoprojektor von der Decke heruntergelassen worden. Ein ovaler Tisch, an dem zwanzig Personen Platz fanden, nahm die Mitte des Saales ein.
    Die sechzehn Personen, die an dem Tisch saßen, hatten das eindeutige Gefühl, daß der Ruf in den Einsatzraum am späten Nachmittag keine Übung war. Die Atmosphäre im Saal war gespannt, als Janina Mentz hereinkam, die Blicke folgten ihr erwartungsvoll.
    Natürlich hatten sich schon die ersten Gerüchte verbreitet. Die Abhörleute würden angedeutet haben, daß sich etwas

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