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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Wangen erröten. Ein leichtes Zittern erfasste sie, und ihre Augen wurden trocken, da sie sich weigerte zu blinzeln, um nur ja nichts zu verpassen. Irgendwie hatte sie es fertiggebracht, ihr ganzes bisheriges Leben lang jungfräulich zu bleiben. Nicht gerade freiwillig, denn sie hatte Gelübde abgelegt. Und die Strafe für den Bruch dieser Gelübde war schrecklich.
    Da ihr eigene sinnliche Freuden verwehrt blieben, war es immer ein dekadentes Vergnügen für sie gewesen, die Lust, die Michaelas Liebhaber dieser bereiteten, durch die Freundin mitzuerleben. Doch heute Nacht erwachte in ihr ein Gefühl von … Gefahr.
    Silvias Hände sanken herab und klammerten sich zu beiden Seiten an die Kante des Schreibtisches. Sie presste die Schenkel zusammen und fühlte ein sanftes Pochen an ihren intimsten Stellen, wo ihre empfindsame Spalte feucht und heiß wurde. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass sie seine Bewegungen beinahe selbst spüren konnte – und wie ihre Scham sich für ihn öffnete … Götter! Was war nur los mit ihr? Dieser Mann gehörte Michaela! Sie hatte kein Recht, sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Es lag nur daran, dass die beiden zusammen ein so wundervoller Anblick waren, versicherte sie sich selbst. Jeder wäre von ihrem Anblick berührt. Jeder.
    Geschmeidig glitt sie zurück auf den Boden und floh aus dem Zimmer, während sie sich einredete, dass sie jetzt Wichtigeres zu tun habe. Solange die beiden noch dabei waren, sich zu lieben, würde sie die Zeit nutzen, um die Räume entlang des Flurs systematisch zu durchsuchen.
    Doch eines nach dem anderen. Sie materialisierte sich und ging hinunter in die Küche. Früher am Morgen war sie eilig daran vorbeigehuscht, in ihrem ängstlichen Bestreben, zu sehen, ob Michaela wohlauf war. Nun nahm sie sich einige Weintrauben und ein Sandwich aus Brot, dünn geschnittenem Fleisch und Käse. Hastig schlang sie die kleine Mahlzeit hinunter und lauschte dabei, ob sich irgendwelche Schwierigkeiten ankündigten, denn um essen zu können, musste sie vorher materielle Form annehmen, was bedeutete, dass sie sichtbar war, solange sie ihren Hunger stillte.
    Danach spülte sie sich den Mund aus und wurde wieder unsichtbar. Sie tappte über einen glänzend schwarzen, von Goldadern durchzogenen Fliesenboden aus Portoro-Marmor, öffnete im Vorbeigehen Türen und spähte in verschiedene Zimmer. Das, was sie hier in dieser Stadt suchte, würde sie allein nicht so einfach finden können. Hatte dieser Satyr es vielleicht schon selbst entdeckt? Nun, die Antwort auf diese Frage musste warten, bis sie mit Michaela gesprochen hatte. Dennoch setzte sie ihre Suche fort, und jede kleine Verletzung der Privatsphäre, die sie damit beging, wirkte beruhigend auf sie und gab ihr ein Gefühl von Normalität und Richtigkeit. Es mochte Michaelas Sache sein, Männer zu unterhalten, doch ihr eigenes Talent bestand darin, Nachforschungen über sie anzustellen.
    Sein Haus hatte etwas von einem Museum an sich, in dem jeder Raum von faszinierenden Artefakten gesäumt war. Sie betrat den interessantesten Raum von allen – sein Arbeitszimmer. Darin fand sie Bücher mit Goldschnitt, alte Landkarten und einen Schreibtisch, der doppelt so groß war wie der in seinem Schlafzimmer. Papier, Füllfederhalter, ein Brieföffner und andere Büroartikel waren dort fein säuberlich angeordnet. Bei diesem weiteren Beweis für Herrn Satyrs zwanghafte Ordnungsliebe musste sie lächeln.
    Doch dies war ein öffentlich zugänglicher Raum. Falls sich ein Feuerstein – oder ein Relikt, wie er und der Rat es nannten – in seinem Besitz befand, hätte er ihn wohl eher in seinen Privaträumen versteckt. Sie ging wieder die Treppe hinauf.
    Auf dem Weg über den Flur, weg von seinem Schlafzimmer, entdeckte sie ein Zimmer, bei dem es sich anscheinend um seine Bibliothek handelte. Der Raum war von einem Sammelsurium teurer Stücke von seinen Ausgrabungen und Reisen vollgestellt sowie von Bücherregalen und Statuen gesäumt. Und das waren nicht nur irgendwelche Statuen, sondern ganz bemerkenswerte Stücke. Vertraute Stücke, die einst von den Ahnen gefertigt worden waren. Schätze, die nur in Museen zu finden waren. Wie war er dazu gekommen? Hatte er sie etwa vom Forum gestohlen? Das war in der Tat interessant.
    Trotz der Fülle an Gegenständen war alles so geordnet, wie sonst vielleicht nur in der Zelle eines Mönches. Mit einem Finger fuhr sie über einen Bilderrahmen, ohne dabei eine Spur von Staub zu finden. Die

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