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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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etwa einen halben Liter abgelassen hatte, drückte der Arzt mit dem Daumen auf den Schnitt, um die Blutung zu stoppen. »Einen Verband, bitte«, sagte er. »Mehr kann ich nicht für sie tun, Chamard. Wenn sich ihr Zustand verschlimmert, rufen Sie wieder nach mir, dann setze ich ihr Schröpfköpfe.« Zum ersten Mal sah er Josie an. »Einstweilen halten Sie sie bitte kühl, damit das Fieber sinkt.« Er nickte Phanor zu, nahm seinen Hut und ging.
    Cleo stöhnte und versuchte, sich aufzurichten. Chamard saß auf der Bettkante und stützte sie, schob ihr Haar zur Seite und küsste sie auf den Nacken. »Meine Liebste«, murmelte er. Cleo legte ihren Kopf an seine Brust und schloss die Augen.

40
    Mitte Oktober kam endlich das ersehnte Regenwetter. Die Menschen atmeten auf, als der kühlende Wind die Pfützen trocknete, den Schlamm hart werden ließ und die nervtötenden Mücken aufs Meer hinaustrieb. Die stinkenden Feuer von Hufen, die gegen das giftige Miasma helfen sollten, verpesteten die Luft nicht mehr. Die Damen blühten wieder auf, und die Besitzer der Plantagen flussaufwärts ließen sich wieder in New Orleans sehen.
    Das Gelbfieber hatte sich ausgetobt – bis zum nächsten Sommer. Die Schiffe, die im Unterlauf des Flusses in Quarantäne lagen, bekamen die Erlaubnis, in den Hafen einzufahren, und endlich beugten die Männer wieder ihre verschwitzten Rücken unter den Schiffsladungen: Seide und Satin aus China, Wein und Klaviere aus Frankreich. Der Duft der Kaffeeröstereien auf dem französischen Markt wehte flussabwärts bis zu Josies Küchen, wo endlich wieder die Männer am frühen Morgen Schlange standen, um sich ein Frühstück zu kaufen.
    Louella betrieb den ersten Laden, Josie den zweiten. Sie lernten vier Mädchen für den Verkauf an und eine weitere, die Louella bei der Arbeit in der neuen Bäckerei helfen sollte. Josie hoffte, innerhalb einer Woche die ersten Sahneballen ans Les Trois Frères liefern zu können, und da Phanor versprochen hatte, sie den Geschäftsführern weiterer Restaurants in der Stadt vorzustellen, erwartete sie einen arbeitsreichen und einträglichen Winter.
    Als die zweite Welle hungriger Kunden in der Mittagszeit abgefertigt war, hängte Josie ihre Schürze an einen Haken und packte einen Korb mit Lebensmitteln.
    »Maria«, sagte sie zu dem Mädchen, das jetzt für sie arbeitete, »wenn du auf den Markt gehst, denk bitte an die Zwiebeln.«
    »Si, Señorita«, lächelte Maria und tippte sich an die Stirn. »Ich weiß schon.«
    So ließ Josie den Laden beruhigt in Marias gut geschulten Händen zurück und machte sich auf den Weg zu Cleos Häuschen.
    Am anderen Ende der Stadt saß Cleo im Bett, einen Kissenstapel im Rücken und einen Spiegel in der Hand. »Hässlich bist du«, sagte sie laut zu ihrem Spiegelbild und zog ein Unterlid ein wenig herunter: immer noch kein gesundes Rot. Sie streckte ihrem gelblichen Abbild die Zunge heraus. Ich verstehe nicht, wie Bertrand es ertragen kann, mich anzusehen, dachte sie, warf den Spiegel auf die Bettdecke und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Tatsächlich schien er sie immer noch gern anzusehen, selbst in diesem alten Nachthemd. Oder eher ohne dieses Nachthemd. Sie musste schmunzeln. Inzwischen musste der Weg von Cherleu hierher ganz ausgetreten sein.
    Sie hörte ein Geräusch an der Hintertür, und dann sagte Thérèze, die Hilfe, die Bertrand unbedingt für sie hatte einstellen wollen: »Das ist aber ein großer Korb, Mamsell, kommen Sie, ich nehme ihn Ihnen ab.« Lauschend ließ sich Cleo in die Kissen zurücksinken.
    »Na, lass mich doch mal deinen neuen Zahn sehen, Gabriel. Was bist du für ein großer Junge! Hat er ihn sehr geplagt, Thérèze?«
    Endlich war Josie wieder ganz sie selbst, dachte Cleo. Irgendwie war sie über alles hinweggekommen, Bertrand, alles. Und so wie Phanor ihr den Hof machte, konnte sie sogar schon wieder lachen.
    »Doch, doch«, antwortete Thérèze. »Der olle Backenzahn hat ihm ordentlich wehgetan. Ich habe versucht, Terpentin draufzumachen, aber er wehrt sich, weil es so eklig schmeckt.«
    »Und seine Maman?«, fragte Josie.
    »Heute früh war sie eine ganze Weile auf, aber jetzt hat sie sich doch wieder hingelegt, ich glaube, sie schläft.«
    »Nein, nein, ich bin wach!«, rief Cleo, stützte sich auf einen Ellbogen und blickte Josie entgegen, die mit Gabriel auf der Hüfte in die Türöffnung trat.
    »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut, wenn man mal davon absieht, dass ich wie eine magere gelbe

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