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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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konnte sie aber nicht deutlich erkennen.
    Als Nicolai den Eid beendet hatte, neigte er den Kopf, um die Symbole seiner Regentschaft entgegenzunehmen. Dayns Augen wurden feucht beim Anblick der Insignien, die ihr Vater getragen hatte, doch es waren gute Tränen, ein guter Schmerz, frei von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen .„Er wird ein guter König sein“, raunte er Reda zu.
    „Er hat eine gute Stellvertreterin, die auf ihn aufpasst“, murmelte sie zurück.
    „Ich ebenfalls.“ Seine Mundwinkel hoben sich, als er zu ihr hinübersah. „Oder bin ich dein Stellvertreter? Ich bin mir nie sicher.“
    „Wir können uns abwechseln, jedenfalls, bis unser neuer Kommandant ankommt.“ Sie legte ihre verschränkten Hände auf ihren sanft gerundeten Bauch, und er breitete seine Hand über ihrem wachsenden Kind aus. Wilde Liebe und ein heftiger Beschützerinstinkt stiegen in ihm auf.
    Nicolai trat hinaus auf den Balkon der Burg, und die Menge begann zu jubeln, als sie den neuen König von Elden das erste Mal erblickte. Als der Lärm sich steigerte, grinste Dayn, beugte sich vor und küsste Reda zärtlich.
    „Es gibt nichts Wichtigeres als das hier“, sagte er und küsste sie noch einmal. Stumm dankte er den Göttern und der Magie, die sie in sein Leben gebracht hatten.
    Der Traum zerplatzte und verstreute sich, und Dayn tauchte wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins. Noch ehe er die Augen geöffnet hatte, wusste er, dass er die Ruhe gebraucht hatte und auch den angenehmen Traum, von dem er so gern glauben wollte, dass er eine Vorahnung gewesen war und kein Wunschdenken. Er fühlte sich erfrischt und voller Energie, und die Benommenheit war vollkommen verschwunden.
    Es war ihm ein wenig peinlich – nicht, dass er so vollkommen das Bewusstsein verloren hatte, sondern dass es ihn so unvorbereitet getroffen hatte. Er hatte schon davon gehört, aber selbst noch nie so viel Magie benutzt wie in den letzten vier Tagen. Und dazu noch die Verbindung …na ja. Nicht der beste Plan aller Zeiten.
    Doch gleichzeitig war es auch die beste Entscheidung gewesen, die er je getroffen hatte. Er spürte ihre Wärme in seinen Adern, spürte ihre schwache Verbindung, spürte …
    Augenblick mal. Schwach? Sein Blut gefror, als ihm klar wurde, dass sie sich auf einmal sehr weit weg anfühlte.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    „Reda?“, fragte er, als er die Augen öffnete, auch wenn er bereits wusste, dass sie nicht da war. Doch er bekam einen zweiten Schrecken, als er sich umsah. Es war schon beinahe dunkel.
    Er sprang auf, rückte seine Kleider hastig zurecht und kroch aus ihrem Unterschlupf.
    An der Umgebung hatte sich nichts verändert, jedenfalls soweit er es in der zunehmenden Dunkelheit beurteilen konnte. Es gab keine Anzeichen auf einen Kampf, keinen Hinweis darauf, dass sie nur ein Stück fortgegangen war, um sich zu erleichtern, und dabei von irgendeinem wilden Monster angefallen worden war. Und wenn man sie direkt aus dem Unterschlupf geraubt hätte, hätte man dabei auch ihn entdeckt und wegen des Kopfgeldes mitgenommen. Was bedeuten musste, dass sie von sich aus gegangen war.
    Sein Puls hämmerte wie wild in seinen Ohren. Sie hatte versprochen, bei ihm zu bleiben, und doch war sie verschwunden, und er hatte viel zu lange geschlafen. Bei allen Göttern und dem Abgrund, das war kein Traum, es war ein Albtraum. Sie war verschwunden, und seine Zeit wurde knapp.
    Was war geschehen? Hatte sie es bereut, sich mit ihm verbunden zu haben, hatte es sie vielleicht sogar angeekelt,als die Leidenschaft abgeklungen war? Hatte ihr intensives Liebesspiel sie in die Flucht getrieben?
    Und am wichtigsten, war sie zum Schrein geflohen?
    „Nein“, stieß er heiser aus und weigerte sich, das zu glauben. Sie hatten sich vielleicht nicht die Ewigkeit versprochen, aber sie hatte ihn trinken lassen, sich mit ihm gepaart und seinen Samen in sich aufgenommen. Sie gehörten jetzt zueinander. Das musste sie doch wissen.
    Nur hatte er es ihr nie gesagt, nicht wahr? Als er etwas in dieser Richtung hatte sagen wollen, hatte sie ihm die Finger auf die Lippen gelegt und das Thema gewechselt. Zu dem Zeitpunkt hatte er gedacht, sie wäre zu verletzlich und aufgebracht von allem, was sie sonst miteinander geteilt hatten, um von der Zukunft zu sprechen. Jetzt allerdings fragte er sich, ob sie vielleicht geglaubt hatte, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie gab.
    Er war so geblendet gewesen von seiner Kriegerin auf dem störrischen Gaul, dass er nicht

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